Wissen-News Fettzellen erinnern sich an Übergewicht: Ursache des Jo-Jo-Effekts entschlüsselt
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19. November 2024, 14:34 Uhr
Nach einer Diät kommen die abgenommenen Pfunde oftmals wieder schnell auf die Rippen, der sogenannte Jo-Jo-Effekt hat eingesetzt. Ein Forschendenteam mit Leipziger Beteiligung hat die Ursache in der Epigenetik ausgemacht.
Epigenetik betrifft jenen Teil des Erbguts, der nicht auf der Abfolge von Gen-Bausteinen beruht, sondern auf kleinen, aber charakteristischen chemischen Markierungen an diesen Bausteinen. Diese Bausteine sind dynamischer als die Genabfolge, die vererbt wird; Umwelteinflüsse, Ernährungsgewohnheiten und der Zustand des Körpers können sie verändern. Die Markierungen an den Genen bleiben mitunter jahrzehntelang stabil – und verursachen einer internationalen Studie (mit Beteiligung der Universität Leipzig) zufolge den Jo-Jo-Effekt.
Gedächtnis der Fettzellen befördert erneute Gewichtszunahme
Die Wissenschaftler um Ferdinand von Meyenn suchten bei Mäusen nach den molekularen Ursachen des Effekts und erforschten dabei Fettzellen von Tieren mit Adipositas und solchen, die nach einer Diät ihr Übergewicht verloren hatten. Sie zeigten: Fettleibigkeit führt zu charakteristischen epigenetischen Markierungen im Kern der Fettzellen, die auch nach einer Diät bestehen bleiben. "Die Fettzellen erinnern sich an den übergewichtigen Zustand und können leichter in diesen zurückversetzt werden", sagte von Meyenn. Die Marker legten schneller wieder Gewicht zu, wenn sie wieder fettreicher essen konnten.
Um diesen Mechanismus auf den Menschen zu übertragen, untersuchten die Forschenden Fettgewebe-Biopsien aus verschiedenen Studien etwa aus Leipzig und Dresden. Die Ergebnisse stimmten der neuen Forschungsarbeit aus der Schweiz zufolge mit den Mäuse-Experimenten überein. Wie lange die Markierungen wirken und sich an die Fettleibigkeit "erinnern", haben die Wissenschaftler nicht untersucht. Zudem können sie nicht sagen, dass dieses Erinnerungsvermögen lediglich in Fettzellen eingeschrieben ist – weitere Forschung, etwa im Gehirn, den Blutgefäßen oder anderen Organen sei nötig.
Medikamentöse Behandlung noch nicht möglich – Prävention von großer Bedeutung
Derzeit gebe es keine medikamentösen Optionen, die Epigenetik der Zellen zu verändern, sagt Laura Hinte, die Erstautorin der Studie. "Vielleicht wird das in Zukunft möglich werden. Aber vorerst müssen wir mit diesem Gedächtniseffekt leben." Der Leipziger Adipositasforscher Matthias Blüher erklärt: "Gerade weil es den Gedächtniseffekt gibt, ist es so wichtig, Übergewicht von vornherein zu vermeiden. Es ist wahrscheinlich einfacher, ein ungünstiges epigenetisches Gedächtnis zu verhindern, als nach der Entstehung von Adipositas dieses wieder rückgängig zu machen" Ferdinand von Meyenn unterstreicht allerdings noch einmal den positiven Effekt einer Diät: "Die Gewichtsabnahme führt sowohl in den Menschen-, als auch in den Tiermodellen dazu, dass sich die metabolische Gesundheit, also Insulin- und Glukosewerte, normalisieren. Sie sind dann ähnlich zu Normalgewichtigen."
Link zur Studie
Die Studie "Adipose tissue retains an epigenetic memory of obesity that persists after weight loss" ist in "Nature" erschienen.
idw/pm/jar
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 19. November 2024 | 09:47 Uhr
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