Lebenserwartung Besser altern: Optimismus verlängert das Leben
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20. Juni 2022, 16:20 Uhr
Wir alle altern. Doch viele Faktoren beeinflussen, wie jeder einzelne von uns altert. Optimismus ist einer davon, denn er kann dazu beitragen, dass wir länger leben. Doch die Wissenschaft hält noch weitere Erkenntnisse bereit, die uns dabei helfen, besser zu altern und unsere Lebenserwartung zu erhöhen. Wir haben Ihnen ein paar Tricks und Kniffe zusammengestellt.
Seien Sie optimistisch! Zugegeben, es fällt schwer in diesen Tagen – Pandemie, Krieg, Klimawandel. Es prasselt viel auf uns ein, das nicht unbedingt dazu beiträgt, sehr optimistisch in die Zukunft zu blicken. Dabei ist Optimismus einer der Faktoren, der unsere Lebenserwartung verlängern kann.
US-Forschende veröffentlichten gerade eine Studie im renommierten Journal of the American Geriatrics Society und erklärten darin, dass eine optimistische Lebenseinstellung die Lebenserwartung um bis zu 5,4 Prozent erhöhen kann. Gemessen am derzeitigen Durchschnittsalter der amerikanischen Bevölkerung, die bei 81,2 Jahren liegt, sind das immerhin 4,4 Jahre. Allerdings gilt das nur für die holde Weiblichkeit, denn in der Studie wurden 158.861 Frauen untersucht. Aber warum hilft uns Optimismus beim Altern?
Auf der Sonnenseite des Lebens
Optimistische Menschen scheinen bessere psychosoziale Ressourcen zu haben, die die Gesundheit fördern und gesundheitsschädliche Auswirkungen abfedern. Sie können mit Stresssituationen besser umgehen und Stress ist für unsere Gesundheit und das Altern nicht vorteilhaft. Später dazu mehr. Außerdem haben optimistische Menschen mehr soziale Unterstützung, nutzen Problemlösungs- und Planungsstrategien, um Gesundheitsrisiken zu minimieren und sind besser in der Lage ihre Emotionen und ihr Verhalten zu regulieren.
Mist. Was ist, wenn ich ein pessimistischer Mensch bin? Keine Angst. Wie optimistisch man ist, ist zwar zu einem gewissen Teil (23 bis 32 Prozent) vererbbar, aber die experimentelle Forschung hat auch herausgefunden, dass man Optimismus durchaus erlernen kann. Zum Beispiel durch Schreibübungen oder kognitiv-behaviorale Strategien, also Strategien, durch die wir etwa belastende Überzeugungen und Gedanken erkennen und diese dann durch bestimmte Handlungen verändern. Die kognitive Verhaltenstherapie arbeitet mit diesem Ansatz. Hinzukommt, dass natürlich nicht nur der Optimismus ausschlaggebend ist, wie wir altern und wie lange wir leben werden.
Altern ist ein höchst individueller Prozess
Altern, das ist im Grunde der allmähliche Verlust der Funktionsfähigkeit von Organen und Geweben, mit gleichzeitig steigender Wahrscheinlichkeit zu erkranken. Die Zellen im Körper, und damit eben auch Organe und Gewebe, verschleißen. Dieser Verschleiß ist es, der letztendlich zu Krankheiten und irgendwann zum Tod führt, erklärt Stephanie Panier vom Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns. Altern müssen wir alle und das beginnt im Durchschnitt mit Mitte 20. Wie wir allerdings altern, ist höchst individuell und wird von vielen Faktoren bestimmt. Viele davon können wir sogar aktiv beeinflussen.
Bewegung ist Trumpf
Einer der wichtigsten Faktoren, die dazu beitragen, unsere Lebenserwartung zu erhöhen, ist Bewegung. Sie bringt unseren ganzen Organismus in Wallung und sorgt dafür, dass bestimme Prozesse in Gang gesetzt werden. So zum Beispiel hat Bewegung einen entscheidenden Einfluss auf unsere Zellen. Unsere Chromosomen werden mit der Zeit immer kürzer und damit nimmt die Funktionalität der Zelle ab. Doch dieser Prozess lässt sich verlangsamen. Entscheidend dafür sind die Telomere, die Enden der Chromosomen. Die kann man sich wie das Plastik-Ende an Schnürsenkeln vorstellen. Sie sorgen dafür, dass nichts aufdröselt, sich die Chromosomen also nicht so schnell verkürzen. Gestärkt werden diese Enden durch das Enzym Telomerase, welches wiederum durch Bewegung aktiviert wird.
Die Crux an der Sache ist, dass die Wirkung nur etwa einen Tag anhält. Das bedeutet, will man einen dauerhaften "verjüngenden" Effekt erzielen, muss man sich täglich bewegen, erklärt Dr. Thomas Widmann von der Asklepios Klinik Triberg. In einer Studie verglichen die Forschenden die Zellbausteine ehemaliger Berufssportler mit denen der eher unsportlicheren Hochschulprofessoren. Das Ergebnis war eindeutig. Die Sportlerinnen und Sportler waren biologisch bis zu 20 Jahre jünger. Leistungssportler sind wir nun nicht alle, aber die gute Nachricht ist, dass das auch nicht von Nöten ist. Eine halbe Stunde aktive Bewegung, also Radfahren, Joggen oder Kraft-Training reicht schon aus. Eine andere Studie beobachtete den Effekt sogar schon bei täglichem flotten Spazierengehen. Bis zu 16 Jahre soll sich die Lebenserwartung so verlängern lassen.
Du bist, wie du isst
Unsere Ernährungsgewohnheiten haben mehrere Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unsere Art zu altern. Unbestritten ist, dass eine ausgewogene Ernährung dazu beiträgt, dass unsere Zellen mit allen Nährstoffen versorgt werden, die für eine optimale Funktionalität benötigt werden, zum Beispiel gesunde Fette, Vitamine und Antioxidantien. Darüberhinaus trägt eine ausgewogene Ernährung in Verbindung mit Bewegung dazu bei, Übergewicht zu vermeiden. Übergewicht ist ein großer Risikofaktor für verfrühtes Altern und kann der Auslöser für altersbedingte Krankheiten wie Diabetes sein.
Rauchen und Alkohol vermeiden
Sie haben es wahrscheinlich schon befürchtet, Alkohol und Zigaretten sind nicht gerade die Freunde unserer Zellen. Forschende fanden heraus, dass bei neun von zehn Lungenzellen aktueller Raucher bis zu 10.000 genetische Veränderungen festgestellt werden konnten. Ursache dafür sind die Chemikalien, die im Tabakrauch enthalten sind. Deshalb haben Raucher ein hohes Risiko, an Krebs zu erkranken. Die gute Nachricht ist, dass es nie zu spät ist mit dem Rauchen aufzuhören, denn die Zellen in der Lunge können sich erholen. "Manche der untersuchten Personen hatten mehr als 15.000 Zigaretten-Packungen in ihrem Leben geraucht, aber schon ein paar Jahre nach dem Ende des Rauchens wiesen viele ihrer Lungenzellen keine Tabakschäden mehr auf", sagt Dr. Peter Campbell vom Wellcome Sanger Institute.
Und auch Alkohol gehört für viele Menschen zum Leben dazu, aber Alkohol, genauer gesagt Ethanol, ist eben ein Zellgift. Und dieses Gift versucht der Körper natürlich so schnell wie möglich wieder loszuwerden. Das passiert über die Leber. Dort wird der Alkohol aufgespalten, doch dabei entstehen verschiedene Zwischenprodukte. Unter anderem Acetaldehyd. Dieses Molekül wiederum schädigt die Schleimhautzellen. Auch für den Kopf ist der Alkohol nicht gut. Denn jeder Alkoholkonsum führt, neben einem gelegentlichen Kater, zur Zerstörung von Hirnzellen. Darüberhinaus trägt Alkohol zur Gewichtszunahme bei und fördert die Bildung von Bauchfett, das für die Gesundheit besonders kritisch ist. Und zu guter Letzt wirkt sich Alkohol schlecht auf unseren Schlafrhythmus aus. Aber Schlaf spielt beim Altern auch eine wichtige Rolle.
Gute Nacht
Ohne Schlaf funktioniert der Körper nicht. Wir müssen ruhen, müssen uns regenerieren. Sind die Schlafphasen gestört, wirkt sich das auf unsere Gesundheit aus. Denn schlechter Schlaf ist Stress und Stress verursacht einen erhöhten Spiegel des Hormons Cortisol. Das wiederum hat Auswirkungen auf den gesamten Stoffwechsel und die Organe. Auch die Prozesse der Wundheilung finden vor allem im Schlafzustand statt. Wieviel Schlaf jeder Mensch braucht, variiert von Person zu Person und auch in verschiedenen Lebensphasen. Babys zum Beispiel brauchen durchschnittlich 16 Stunden Schlaf, Erwachsene durchschnittlich 7 Stunden. Aber fest steht, zu wenig Schlaf lässt uns schneller Altern.
Laut Statistischem Bundesamt liegt die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland derzeit für Frauen bei 83,4 Jahren und für Männer bei 78,6 Jahren. Mit 122 Jahren war die Französin Jeanne Calment die älteste Person der Welt. Laut einer gemeinsamen Studie des US-amerikanischen National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) und der britischen UK Biobank wäre sogar eine maximale Lebensspanne von 120 bis 150 Jahren möglich. Doch, wie bereits gesagt, spielen sehr viele Faktoren eine Rolle dabei, wie wir altern und wie lange wir wirklich leben. Aber an ein paar Stellschrauben können wir tatsächlich drehen.
Zu den Studien
Optimism, lifestyle, and longevity in a racially diverse cohort of women
Investigation of a UK biobank cohort reveals causal associations of self-reported walking pace with telomere length
Longitudinal analysis of blood markers reveals progressive loss of resilience and predicts human lifespan limit
Differential effects of endurance, interval, and resistance training on telomerase activity and telomere length in a randomized, controlled study
Untersuchung von Telomer-Proteinen bei Sportlern im Vergleich zu Nicht-Sportlern
Tobacco smoking and somatic mutations in human bronchial epithelium
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