Inspiration4 und Raumfahrt Suzanna Randall: Künftige Astronautin beim Silbersalz in Halle
Hauptinhalt
17. September 2021, 15:16 Uhr
Die erste rein zivile Raumfahrtmission "Inspiration4" von SpaceX befindet sich im Weltall. MDR WISSEN hat mit Suzanna Randall, der möglicherweise ersten deutschen Astronautin, auf dem Silbersalz-Festival in Halle (Saale) unter anderem auch darüber gesprochen.
An diesem Wochenende findet in Halle/S. das Silbersalz-Festival statt, ein internationales Wissenschafts- und Medienfest. Am Donnerstag hatte die möglicherweise erste deutsche Astronautin Suzanna Randall zusammen mit Antje Boetius, der Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts Helmholz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, einen gemeinsamen Auftritt. Vorab hat MDR WISSEN mit der angehenden Raumfahrerin über Weltraumtourismus, die erste rein zivile Raumfahrtmission "Inspiration4" von SpaceX und ihren eigenen Weg als möglicherweise erste deutsche Frau im All gesprochen.
Irdische Probleme in Halle: Mücken
Es ist 17.45 Uhr (MESZ) und ich warte im Garten des Doms zu Halle auf Suzanna Randall. Es ist das erste Mal, dass ich mit ihr sprechen werde. Ihre Arbeit und auch ihre Auftritte bei Lesch und Co. kenne ich nur zu gut. Die Organisatoren des Silbersalz- Festivals haben uns Mückenspray dagelassen und das wird auch dringend benötigt. Aus Leipzig kenne ich das ja nicht, da werde ich vielleicht alle paar Monate mal gestochen, doch hier waren es bestimmt schon fünf Mücken, die ich erledigt habe, bevor Suzanna in den Garten tritt. Wir duzen uns, führen ein lockeres Gespräch und sie wirkt sehr nett. Anschließend setzten wir uns und das Interview beginnt.
Die Frau fürs All
Zuerst wollte ich von ihr wissen, wie sie sich als möglicherweise erste deutsche Astronautin fühlt und ihre Antwort kommt mit einem Lächeln - und führt erstmal weg von der Frage und hin zum Konjunktiv: "Ich hoffe, dass es klappt." Dann erzählt sie, dass es immer schon ihr Traum war, Astronautin zu werden. Und den will sie jetzt verwirklichen, denn seit 2018 befindet sie sich in der Astronautenausbildung: "…allerdings mit einer privaten Initiative. Und das Problem oder die große Herausforderung dabei ist gerade, das die Finanzierung eben noch nicht steht."
Die Initiative, mit der sie und Insa Thiele-Eich ausgebildet werden, heißt "Die Astronautin" und wurde von der Initiatorin Claudia Kessler ins Leben gerufen. Bei einem früheren Gespräch mit Kessler habe ich erfahren, dass sie solange weiter machen wird, bis es die erste deutsche Frau ins All geschafft hat. Bisher waren es nämlich elf Männer und die Nummer zwölf, Matthias Maurer steht für seine Mission zur Internationalen Raumstation ISS bereits in den Startlöchern. Frühestens am 31. Oktober kann es für ihn losgehen.
Inspiration4: Touristinnen und Touristen umkreisen die Erde
Dann nimmt Randall mir ein Thema vorweg, über das ich eh mit ihr sprechen wollte: "Heute Nacht ist ja die erste rein kommerzielle Mission mit SpaceX geflogen. Das war die erste Mission überhaupt, die in den Orbit gelangt ist mit nur kommerziellen Astronauten an Bord. Ein richtiger Meilenstein für die kommerzielle Raumfahrt."
Bei der Inspiration4 Mission wurden zwei Frauen und zwei Männer in der Nacht zum Donnerstag in den Weltraum befördert. Sie befinden sich in einem umgebauten Crew Dragon Raumschiff des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX. Damit die Reisenden den Ausblick ins All genießen können, wurde sogar eine riesige Glaskuppel installiert. Die ersten Eindrücke aus dem All kann man sich bereits auf der Twitter-Seite von SpaceX anschauen.
Die angehende Astronautin hofft, dass die Inspiration4-Mission "jetzt auch die Geldgeber und die Politik ein bisschen beflügelt, uns auch weiter zu unterstützen, damit wir das eben realisieren können, dieses Projekt, die erste deutsche Frau ins Weltall zu bringen".
Weltraumtourismus: Wie steht Suzanna Randall dazu?
Weltraumtourismus wird von einigen argwöhnisch beäugt und die Kritik kann Randall durchaus verstehen: "Das sind die Superreichen, die können sowieso schon alles. Jetzt können die auch noch in den Weltraum." Als Astrophysikern, ihrem eigentlichen Job, hat sie da dennoch eine differenzierte Ansicht:
Für mich als er Wissenschaftlerin und auch Tech-Freak sehe ich das durchaus positiv, weil zum Beispiel Firmen wie SpaceX, aber auch Virgin Galactic, Blue Origin – also die Firmen hinter den suborbital Flügen – bringen schon Technologie voran und auf schnellere und vielleicht auch effizientere Art und Weise als eben die staatlichen Raumfahrtagenturen es machen können.
Dazu gehören die wiederverwendbaren Triebwerke, aber auch die Geldgeber hinter den Technologien. Ein rein touristischer Flug wäre für Randall und ihre Kollegin Thiele-Eich aber weniger was. Sie wollen eine echte Mission fliegen, bei der sie auch wissenschaftliche Experimente durchführen können. Ob Sie dann mit SpaceX oder dem sich verspätenden Starliner-Raumschiff von Boeing fliegen werden, spielt dabei weniger eine Rolle.