Kartuschen, die Distickstoffmonoxid (Lachgas) enthielten, liegen auf dem Boden.
Kartuschen, die Distickstoffmonoxid (Lachgas) enthielten, liegen auf dem Boden. Bildrechte: picture alliance/dpa/Zuma Press | Gerard Bottino

Wissen-News Ärzte warnen vor Nervenschäden durch Lachgas

25. März 2024, 14:52 Uhr

Glücksgefühle und Halluzinationen bis hin zu Euphorie: Lachgas ist als Partydroge zunehmend beliebt. Das Narkosegas für harmlos zu halten, sei ein gefährlicher Trugschluss, warnen Ärzte.

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) warnt vor dem Konsum von vermeintlich harmlosem Lachgas. Auf die Inhalation des Narkosegases könnten schwere neurologische Beschwerden oder Blutbildstörungen folgen, erklärte die DGN am Freitag (22.03.2024). "Lachgas erobert derzeit als Partydroge Deutschland", hieß es in der Mitteilung. "Es gilt als vermeintlich risikoarm, da die Wirkung bereits nach wenigen Minuten nachlässt – doch das ist ein massiver Trugschluss!"

Viele Betroffene verschwiegen in der Klinik, dass sie Lachgas konsumiert hatten. Das erschwere häufig eine schnelle Diagnose - und damit einen raschen Therapiebeginn mit größeren Chancen, Langzeitschäden zu vermeiden. Gemeinsam mit der Deutschen Hirnstiftung fordert die DGN eine Informationsoffensive gerade für Jüngere. Denn die Gefahr durch Lachgas werde unterschätzt: "Die wenigsten Menschen wissen, dass sie schwere, möglicherweise auch lebenslange Folgen davontragen können." Lachgas ist Distickstoffmonoxid (N2O). Mit dem in höheren Mengen betäubend wirkenden Gas wurde vor mehr als 200 Jahren erstmals schmerzfreies Operieren möglich. Inzwischen sind meist andere Narkosemittel im Einsatz. Schon früh sei Lachgas auch als Partydroge genutzt worden. "Bereits vor 200 Jahren wurde es auf Jahrmärkten zur Vergnügung konsumiert – und erlebt derzeit eine unheilvolle Renaissance."

Das Narkosegas werde zunehmend genutzt, um die Stimmung aufzuhellen und Glücksgefühle und Halluzinationen bis hin zu Euphorie zu erzeugen. Der Konsum steigt demnach insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel habe sich die Zahl der dem Landeskriminalamt bekannten Missbrauchsfälle von 2022 bis 2023 mehr als verdreifacht. Gefährlich ist der DGN zufolge zum einen, dass die Kartuschen bei Verwendung bis zu minus 55 Grad kalt sind. Bei direkter Inhalation seien schwerste Verletzungen an Fingern oder Lippen möglich, aber auch Lungenrisse durch den hohen Druck des komprimierten, sich ausdehnenden Gases. Neurologinnen und Neurologen seien aber vor allem über die möglichen neurologischen Folgen besorgt. Sie reichten von Bewusstlosigkeit durch Verdrängung des Sauerstoffs in der Lunge über Lähmungserscheinungen bis hin zu Hirnschäden.

dpa

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 25. Oktober 2023 | 09:30 Uhr

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