Wissen-News Uni Leipzig: Kognitive Beeinträchtigungen durch Nierenerkrankungen mit einer Transplantation therapierbar
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20. August 2024, 13:39 Uhr
Menschen mit chronischen Nierenerkrankungen leiden oft auch unter kognitiven Beeinträchtigungen. Leipziger Forschende haben nun den Mechanismus dahinter genauer untersucht. Dies könnte bei künftigen Therapien helfen.
Bereits bekannt war, dass eine Transplantation die kognitiven Defizite bei chronischen Nierenerkrankungen rückgängig machen kann. Die Störung ist also therapierbar. Doch welche Mechanismen genau zu den kognitiven Beeinträchtigungen führen, war bisher weitgehend unklar. Experten der Universitätsmedizin Leipzig haben dazu nun wichtige Erkenntnisse geliefert. Der Ansatzpunkt waren dabei sogenannte Mikroglia, also spezialisierte Immunzellen des Gehirns, die eine Schlüsselrolle bei der Umwandlung neuronaler Funktionen spielen. Die Aktivierung dieser Zellen ist oft mit entzündlichen Prozessen verbunden, die wiederum das Gehirn und die kognitiven Funktionen beeinflussen.
Kaliumverteilung in Mikrogliazellen verantwortlich
"In der vorliegenden Studie konnten wir zeigen, dass die chronische Nierenerkrankung (CKD) zu einer Aktivierung der Mikrogliazellen führt, was eine Reihe von negativen Effekten auf das Gehirn hat und insbesondere die Feinregulierung der Kaliumverteilung in den Nervenzellen stört", erklärt die Studienautorin Silke Zimmermann. Die Leipziger Studie konnte belegen, dass die chronische Nierenerkrankung die Barrierefunktion der Endothelzellen (innerste Zellschicht der Blutgefäße) des Gehirns beeinträchtigt. Damit zeigten die Wissenschaftler, dass die fortschreitende Urinvergiftung bei Nierenversagen die Gefäßdurchlässigkeit im Gehirn verändert. Diese Störung der Blut-Hirn-Schranke ermöglicht es toxischen Substanzen, das Gehirn zu erreichen und dort Entzündungsreaktionen auszulösen. Dieser Prozess beeinträchtigt wiederum das Gleichgewicht von Kalium in den Mikrogliazellen.
Die Wiederherstellung der sogenannten Kalium-Homöostase in den Zellen gelang den Forschenden, indem sie einen Rezeptor an den Nervenzellen mit einem Hemmstoff blockierten – dadurch verbesserten sich auch die kognitiven Beeinträchtigungen. "Damit ist es uns gelungen, einen Mechanismus im Gehirn nachzuweisen, der eine zentrale Funktion für die Entstehung der gestörten Kognition hat. Wir denken, dass es ausreichend ist, diesen Mechanismus zu behandeln, um die Kognition bei betroffenen Patienten zu verbessern", sagt Berend Isermann, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. Aus diesen Erkenntnissen könnten in der Zukunft gezielte Therapien für die kognitive Beeinträchtigung bei chronische Nierenerkrankung entstehen.
Links/Studien
Die Studie "Chronic kidney disease leads to microglial potassium efflux and inflammasome activation in the brain" ist im Fachjournal "Kidney International" erschienen.
cdi/pm
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 04. Februar 2024 | 07:00 Uhr
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