Wissen-News Kreatin verbessert kurzfristig die Hirnleistung bei Schlafentzug
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30. April 2024, 10:43 Uhr
Kreatin kann beim Muskelaufbau von Sportlern helfen. Zur Wirkung im Gehirn gibt es bislang weit weniger Untersuchungen. Nun zeigt eine Studie bestimmte Auswirkungen auf die Hirnleistung.
Eine hohe Dosis Kreatin verbessert einer kleinen Studie zufolge kurzfristig die Hirnleistung bei Schlafentzug. In dem Versuch schnitten 15 Erwachsene bei Tests während einer durchwachten Nacht deutlich besser ab, wenn sie zuvor Kreatin bekommen hatten. Studienleiter Ali Gordjinejad vom Forschungszentrum Jülich warnt jedoch zugleich davor, das nun selbst auszuprobieren. Dies sei eine sehr gute, weiterführende Studie, die eine prinzipielle Wirkweise von Kreatin belege, kommentiert Peter Young, Schlafexperte der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Die Studie habe jedoch den langfristigen Lernerfolg nicht geprüft. Schlafentzug vermindere zudem nicht nur die Hirnleistung, sondern schade auch dem Herz-Kreislauf-System.
Warnung vor höheren Kreatin-Dosis
Die Substanz Kreatin (nicht zu verwechseln mit dem Keratin in Haaren und Fingernägeln) wird im Körper hergestellt und vor allem durch Fisch und Fleisch aufgenommen. Viele Sportler nutzen sie, um den Muskelaufbau zu steigern. In der Studie wurden die Probanden über Nacht wachgehalten und mussten kleine Aufgaben lösen, sich etwa Wortpaare merken oder rechnen. Sie bekamen vor einer Nacht Kreatin, vor einer anderen ein Scheinmedikament. Kreatin habe einen positiven Effekt auf den Hirnstoffwechsel und die kognitive Leistung gehabt, schreibt das Team. Schlafmangel habe die Menge einer für die Energieversorgung wichtigen Kreatin-Verbindung im Hirn reduziert, sagt Gordjinejad. Mit einer hohen Dosis Kreatin sei dies verhindert worden. "Der Treibstoff nahm nicht mehr ab, sondern wurde nachgefüllt."
In verschiedenen Studien wurde Gordjinejad zufolge bereits von einer verbesserten kognitiven Leistungsfähigkeit nach längerer Kreatin-Gabe berichtet, etwa bei älteren Menschen oder Vegetariern, die beide oft Kreatinmangel hätten. Neu sei, dass auch gesunde Menschen in gestresstem Zustand - wie etwa bei Schlafentzug - hinsichtlich ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit kurzzeitig profitieren können. "Am besten ist es natürlich, wenn man genug schläft", sagt Gordjinejad. Kreatin könnte aber vielleicht einmal interessant werden für Menschen, die unerwartet Aufgaben bekommen und dann bis zum Morgen arbeiten müssen, wie etwa Feuerwehrleute. Dazu müsse es aber erst weitere Studien geben, die auch in geringeren Dosen von höchstens 4 bis 5 Gramm eine Wirkung nachweisen. Bis auf Weiteres warnt er vor der Einnahme einer hohen Dosis, da dies die Nieren stark belasten und andere gesundheitliche Risiken haben könne. In der Studie wurden 0,35 Gramm Kreatin pro Kilo Körpergewicht gegeben – das wären bei einem 80 Kilogramm wiegenden Menschen 28 Gramm.
dpa
Links/Studien
Die Studie "Single dose creatine improves cognitive performance and induces changes in cerebral high energy phosphates during sleep deprivation" ist im Fachjournal "scientific reports" erschienen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 31. Januar 2024 | 15:17 Uhr
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