Oma und Enkel sitzen in einem Sessel.
Die Haare des Kindes leuchten rot, die der Oma sind bereits ergraut: Forschende aus den USA haben jetzt den Mechanismus beschrieben, der die Haare ergrauen lässt. Bildrechte: IMAGO/Westend61

Melanin Forscher entschlüsseln Mechanismus, der Haare grau werden lässt

26. April 2023, 17:59 Uhr

In Versuchen mit Mäusen können Forschende aus den USA zeigen, warum das Fell seine Farbe verliert. Verantwortlich dafür sind Melanozyten, die ihre Fähigkeit verlieren, Farbstoff zu produzieren, wenn sie festhängen.

Forschende in den USA haben den Prozess, durch den Haare ergrauen, in einem Experiment mit Mäusen genau rekonstruiert. Dabei zeigte sich, dass das Problem etwas anders ist, als bisher vermutet wurde. Nun hoffen die Wissenschaftler, dass die Ergebnisse auf Menschen übertragbar sind und dass sich der Prozess des Ergrauens mindestens stoppen, wenn nicht sogar zurückdrehen lässt.

Stammzellen waren auch bei ergrautem Haar nachweisbar

Bekannt war, dass das Problem zusammenhängt mit den Melanin-produzierenden Stammzellen, sogenannten Melanozyten. Sie stellen den Farbstoff Melanin her, der unter anderem bei der Bräunung von Haut aber auch bei der Farbe der Haare gebraucht wird. Die Forschung ging bisher davon aus, dass diese Stammzellen sich im Lauf des Lebens erschöpfen. Doch das ist nicht der Fall, berichten die Forscherin Mayumi Ito und ihr Kollege Qui Sun von der New York University Grossman School of Medicine im renommierten Journal Nature.

Melanozyten sitzen in den Haarwurzeln, den sogenannten Follikeln. Wenn das Haar wächst, wandern die Stammzellen von der einen Seite der kleinen Blase auf die andere. Dabei kommen sie in Berührung mit Signalproteinen, die die Farbzellen aktivieren, so dass sie die gefragten Pigmente produzieren. Nach der bisherigen Theorie sollten in den Wurzeln von grauem Haar eigentlich keine Melanozyten mehr nachweisbar sein. Ito und Sun aber fanden diese Zellen, die aber offenbar ihre Funktion nicht mehr erfüllten.

Haarfollikel werden unflexibel und halten Melanozyten fest

In einem aufwendigen Verfahren machten sie die Stammzellen bei Mäusen sichtbar und verfolgten ihre Entwicklung in den Versuchstieren über zwei Jahre lang. Dabei zeigte sich, dass die Zellen in den Wurzeln des Fells der Mäuse immer hin und herwanderten, wenn sie gebraucht wurden. Hatten sie genug Pigmente produziert, wurden die Zellen wieder deaktiviert und gingen am Rand der Follikel in den Ruhezustand.

Durch das Ausfallen alter und das Nachwachsen neuer Haare alterte die Haarzelle insgesamt. Dabei verloren auch die Follikel an Flexibilität. Die Wissenschaftler beschleunigten den Prozess, indem sie einzelne Haare auszupften. Ergebnis: Irgendwann hingen die Stammzellen in ihrer Ruheposition fest und konnten nicht mehr hin- und herwandern. Dadurch trafen sie nicht mehr auf die Signalproteine und produzierten folglich auch kein Melanin mehr. Das vorher braune Mäusefell wurde grau.

Mechanismus muss jetzt bei Menschen untersucht werden

Die Autoren räumen ein, dass die Studie an Nagetieren durchgeführt wurde, vermuten aber, dass der Mechanismus bei Menschen sehr ähnlich abläuft. Das Verständnis könnte helfen, bei Haaren künftig länger die natürliche Farbe zu erhalten.

(ens)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR UM 4 | 06. Februar 2023 | 17:00 Uhr