Long Covid Was von Corona bleiben kann: Konzentrationsprobleme und Erektionsstörungen
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11. August 2021, 16:04 Uhr
Mediziner finden Viruspartikel im Penisgewebe bei zwei Männern, die Erektionsprobleme haben. Und Long Covid-Patienten berichten von anhaltenden Symptomen wie Konzentrationsproblemen und Vergesslichkeit.
Wer aus Angst vor Nebenwirkungen auf eine Impfung gegen Covid-19 verzichtet und lieber das Risiko einer Erkrankung auf sich nimmt, sollte sich das vielleicht angesichts neuer Erkenntnisse über die Folgen einer Infektion noch einmal überlegen. So zeigt eine aktuelle Umfragestudie unter Long Covid-Betroffenen aus Großbritannien und den USA, wie anhaltend die Symptome nach einer Erkrankung sein können. Davis et.al. berichten im Fachmagazin EClinicalMedicine von den Ergebnissen einer Onlinebefragung, an der sich 3.762 Long Covid-Betroffene aus 56 Ländern beteiligt hatten.
Anhaltende Long-Covid-Symptome über 8 Monate
Bei allen Befragten hatte die akute Erkrankung über 28 Tage angehalten. Während der Infektion waren bei den meisten Befragten im Schnitt neun Organe, beziehungsweise Organsysteme wie Nieren und Lungen vom Befall mit dem Virus betroffen. Bei mehr als 90 Prozent von ihnen traten auch nach 35 Wochen (also rund acht Monaten) noch Symptome aus, in den meisten Fällen Abgeschlagenheit und Konzentrationsprobleme. Knapp die Hälfte (45,3 Prozent) konnte im Vergleich zu vor der Erkrankung nur in verringertem Umfang wieder einer Arbeit nachgehen. 22,3 Prozent waren vollständig arbeitsunfähig geworden.
Dass Sars-CoV-2 kein reines Atemwegsvirus ist, ist lang bekannt. Mit seinem Spikeprotein können die Viren an allen Zellen des Körpers andocken, die den ACE-2-Rezeptor und das TMPRSS-2 Enzym auf ihrer Hülle tragen. Außerdem können die Viren auch über Neuropilin-1, einen weiteren Rezeptor, der vor allem auf Nervenzellen vorkommt, in Zellen eindringen und dort ihre Vermehrung einleiten. Mitunter können die Viren dort auf niedrigem Niveau lange bleiben, was einen Teil der anhaltenden Symptome erklärt. Dass Virenpartikel auch im männlichen Penis überdauern können zeigt eine weitere Studie aus den USA.
Erektionsstörungen: Virenpartikel in Penis-Schwellkörpern
Mediziner der Universität Miami hatten Gewebeproben von zwei Männern genommen, die sich aufgrund von Erektionsproblemen eine Penisprothese einsetzen lassen wollten. Beide Männer hatten zuvor eine Covid-19 durchgemacht. Einer der beiden war deswegen 14 Tage in einer Klinik behandelt worden, der andere hatte einen milden Verlauf gehabt. In beiden Fällen lagen die Erkrankungen bereits lange zurück. Ihr PCR-Test vor der OP war negativ.
Die Mediziner untersuchten die Proben mit dem Elektronenmikroskop und verglichen die Aufnahmen mit denen zweier Männer ohne vorherige Covid-Infektion. Zudem suchten sie mithilfe von PCR-Tests nach Viruserbgut im Penisgewebe. Bei den Mikroskopaufnahmen fanden sich virale Partikel von etwa 100 Nanometer Größe in der Nähe der Endothelzellen in den Schwellkörpern. Die PCR bestätigte zudem das Vorhandensein von Coronavirus-Erbgut im Penis.
Sars-CoV-2 attackiert Endothelzellen, die in Schwellkörpern häufig sind
Endothelzellen sind im Körper für die Auskleidung der Blutgefäße zuständig, sie halten die Adern praktisch dicht. Schon vorangegangene Studien hatten gezeigt, das Sars-CoV-2 primär solche Endothelzellen attackiert und schädigt und dadurch Gefäße undicht macht. Für Kresch et.al., Autoren der Studie im "World Journal for Mens Health", liegt daher die Vermutung nahe, dass die Viren zu den Erektionsstörungen geführt haben. Auch auf den Endothelzellen der Penisschwellkörper kommt ACE2 zusammen mit TMPRSS-2 vor.
Wie häufig es zu diesem Effekt von Covid-19 kommt, kann die vorliegende Studie allerdings nicht beziffern.
(ens)
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