Generation Zukunftsangst Angst vor Krieg
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11. März 2024, 11:18 Uhr
Jugendliche haben Angst vor Krieg in Europa – sogar noch mehr als vor dem Klimawandel. Das zeigt die neue Trendstudie "Jugend in Deutschland". Zum ersten Mal ist der Krieg für diese Generation wirklich spürbar. Was beschäftigt die jungen Menschen hier und wie gehen Jugendliche in der Ukraine und in Russland mit der Kriegssituation um? In dieser Sonderfolge des Podcasts "Generation Zukunftsangst" werden alle drei Perspektiven beleuchtet. Zudem gibt es Tipps, zum Umgang mit den eigenen Ängsten.
Plötzlich ist der Krieg ganz nah
Bei jungen Menschen hat die Angst vor Krieg die Angst vor Klimawandel als größte Sorge abgelöst. Das zeigt die aktuelle Trendstudie "Jugend in Deutschland": Knapp 70 Prozent der befragten 14- bis 29-Jährigen haben Angst vor einem Krieg in Europa. Zum ersten Mal ist der Krieg für die junge Generation in Deutschland wirklich spürbar. Das liegt auch daran, dass die Ukraine geographisch näher ist: Kiew ist nur etwas weiter von Leipzig entfernt als Rom - knapp 1.500 km.
Ich fand das auch sehr gruselig, weil das etwas ist, dass wir nur aus Geschichtsbüchern kennen oder aus Erzählungen von den Großeltern. Wir sind in einer sehr privilegierten Lage, da es uns gut geht. Wir mussten nie so eine Krise überstehen. Das ist neu. Und neue bedrohliche Situationen verursachen Angst. Das ist total menschlich.
Maschinengewehr statt Hängematte
In Deutschland bekommen wir den Krieg in der Ukraine vor allem durch die wirtschaftlichen Konsequenzen zu spüren: Heizkosten, Benzin- und Lebensmittelpreise steigen. Wie aber geht es jungen Ukrainerinnen und Ukrainern mitten im Kriegsgeschehen? Generation Zukunftsangst-Redakteur Robert Putzbach war zu Kriegsbeginn in Kiew und hat vor Ort mit ihnen gesprochen. An einem der militärischen Checkpoints traf er auf den 20-jährigen Igor: Er chillt normalerweise in seiner Hängematte oder geht wandern. In diesem Krieg hat er zum ersten Mal eine Waffe in der Hand gehalten. Mit Maschinengewehr und selbstgebastelter schusssicheren Weste versucht er, seine Heimat zu verteidigen - und seiner Angst zu begegnen, indem er selbst aktiv ist.
Ich hatte das Gefühl, dass die Ängstlichen diejenigen waren, die nur zu Hause im Keller saßen und Nachrichten geguckt haben. Dadurch fühlt man sich sehr machtlos. Obwohl es draußen natürlich gefährlicher ist. Aber es gibt mehr das Gefühl, Kontrolle zu haben über die eigene Situation.
Nicht alle Russ:innen stehen hinter Putin
Auch, wenn die Zustimmungswerte für Putin innerhalb der russischen Bevölkerung seit Kriegsbeginn gestiegen sind, gibt es zahlreiche Russinnen und Russen, die den Krieg verurteilen. Auch sie haben Angst. Sie fürchten schwere Sanktionen oder Haftstrafen, wenn sie sich öffentlich gegen den Krieg positionieren. Wie erleben junge Menschen in Russland den Krieg, und welche Ängste haben sie? Für diese Podcastfolge haben wir mit Alina (Name von der Redaktion geändert) gesprochen. Sie möchte anonym bleiben aus Angst vor der Reaktion ihrer Familie, die von Putins Propaganda geblendet scheint. Sie hat eine 20-jährige Cousine in Russland, die ihr erzählt hat, dass sie Angst um ihre Zukunft hat.
Meine Cousine hat Angst vor den Konsequenzen, wenn sie auf die Straße geht und demonstriert. Sie möchte Russland für ein Semester oder länger verlassen, um zu reisen und die Welt zu sehen. Sie hat Angst, dass wenn sie jetzt zu viel sagt, ihr das noch schwerer gemacht wird. Oder schlimmer: Dass sie eine Geldstrafe bezahlen muss, ins Gefängnis kommt oder von der Uni ausgeschlossen wird.
In dieser Sonderfolge von Generation Zukunftsangst gehen Vincent Ebneth und Ann-Kathrin Lautenschläger der Frage nach, wie junge Menschen mit der derzeitigen Kriegssituation umgehen. Dafür schauen sie, was uns in Deutschland konkret Angst macht - und wie diese Ängste einzuordnen sind. Wir hören die Psychologin Dr. Annegret Wolf. Sie schätzt die Lage aus wissenschaftlicher Perspektive ein und gibt Ratschläge zur Angstbewältigung. Wie es den jungen Menschen in der Ukraine geht, berichtet Generation Zukunftsangst-Redakteur und freier Journalist Robert Putzbach. Er war zu Kriegsbeginn in Kiew und hat junge Ukrainerinnen und Ukrainer gesprochen. Außerdem sprechen die beiden Moderator:innen mit der Deutsch-Russin Alina*. Sie berichtet aus dem Alltag ihrer 20-jährigen Cousine, die in Russland lebt.
*Name von der Redaktion geändert.
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