Krebsforschung Innovative Zell- und Immuntherapien aus Magdeburg
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10. November 2024, 16:28 Uhr
In Deutschland werden jährlich 500.000 Menschen mit der Diagnose Krebs konfrontiert. Weltweit wird nach Therapien und Behandlungsmethoden geforscht. Auch an der Uni Magdeburg. Für das Projekt "Zell-Thema" stehen fünf Millionen Euro bereit. Die drei zentralen Schwerpunkte der Magdeburger Forschung: Herstellung und Optimierung von Zelltherapien, Anwendung von CAR-T-Zellen in klinischen Studien, Verbesserung der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Zelltherapien. Annette Schneider-Solis berichtet.
Krebs – eine Diagnose, die Betroffenen den Boden unter den Füßen wegzuziehen vermag. Überall auf der Welt wird geforscht, um diese Krankheit noch besser, noch effektiver, auch schonender behandeln zu können. Die Otto-von-Guericke-Universität hat dafür fünf Millionen Euro bekommen.
Christoph Bensch hat es durchlebt. Es begann mit starken Schmerzen im Rücken, wie er sie bis dahin nicht kannte. Eine Woche lang tippte er auf die Bandscheibe, bis ihm eine befreundete Ärztin empfahl, in seine Praxis zu kommen. Blutuntersuchungen, kurz danach 14 Anrufe in Abwesenheit. "Ich kriege heute noch eine Gänsehaut", blickt Christoph Bensch zurück. Sechs Jahre ist es her, als Ärzte bei ihm Leukämie diagnostizierten. Zeit zum Nachdenken blieb ihm kaum. Untersuchung folgte auf Untersuchung. Behandlungen. Christoph Bensch hatte Glück, dass schnell ein Knochenmarkspender gefunden wurde.
Knochenmarktransplantation ist erfolgreichste Immuntherapie
Sechs Jahre nach der Behandlung in der Magdeburger Uniklinik ist Christoph Bensch die Krankheit nicht mehr anzusehen. Er wirkt gesund, nimmt an Wettkämpfen als Kugelstoßer teil. Prof. Dr. Dimitrios Mougiakakos leitet die Klinik für Hämatologie und Onkologie und Zelltherapie an der Uni Magdeburg. Von Heilung will er auch nach all den Jahren nicht sprechen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass die Krankheit zurückkehrt, sehr gering ist nach dieser Zeit. "Wir sprechen von 'unter Kontrolle' bzw. 'Krankheitsaktivität ist nicht nachweisbar'", erklärt Dimitrios Mougiakakos.
Dass es Christoph Bensch heute wieder gut geht, verdankt er der Knochenmarktransplantation. "Es ist die erfolgreichste Immuntherapie der letzten 30 Jahre", verrät Dimitrios Mougiakakos, weiß aber auch um die Intensität.
Intensive Behandlung soll verträglicher werden
Wissenschaftler in seiner Klinik forschen daran, die Therapie nebenwirkungsärmer zu gestalten und besser auf den Patienten abzustimmen. "Wir sind auf der Suche nach neuen Zielstrukturen", erklärt der Professor, "Das könnte so aussehen, dass wir ermöglichen, ein bestimmtes Protein auf der Tumorzelle finden, die wir als Ziel verwenden für eine Zell- und Immuntherapie. Idealerweise kann man dann alles andere in Ruhe lassen." Die Immuntherapeutika sollen besser und widerstandsfähiger gemacht werden, "damit der Tumor seine Gegenmaßnahmen nicht erfolgreich einsetzen kann"; beschreibt Dimitrios Mougiakakos.
Immunzellen gezielt anregen
Die Labore der Klinik sind das Reich von Dr. Martin Böttcher. Er zeigt auf einen Computerbildschirm mit verschiedenfarbigen Punkten, Zellen des Immunsystems. "Das sind Makrophagen, sogenannte, Fresszellen", zeigt Martin Böttcher. "Hier kann man gut sehen, wie sie Tumorzellen attackieren und verdauen." Die Magdeburger haben gerade mit ihren Kooperationspartner in Erlangen an einem Projekt gearbeitet, mit dem herausgefunden wurde, wie gut die Immunzellen Tumorzellen phagotizytieren, sprich fressen. Das wurde unter verschiedenen Bedingungen durchgespielt. "Was wir tun, ist, dass wir den Vorgang manipulieren, indem wir gewisse Medikamente hinzugeben oder die Zellen anders beeinflussen, um das Fressen der Tumorzellen anzuregen."
Tumore verfügen über Mechanismen, um das Immunsystem abzuschalten und sich den Immunzellen zu entziehen. "Was wir schaffen müssen, ist, dass wir die Immunzellen so stärken, dass sie das Bremspedal loslassen und auf die Tumorzellen loszugehen", erklärt Martin Böttcher.
Fünf Millionen Forschungsgelder
Für die Erforschung innovativer Zell- und Immuntherapien haben die Forscher in Magdeburg fünf Millionen Euro aus Landes- und europäischen Mitteln eingeworben. "Das grundlegende Prinzip besteht darin, das körpereigene Immunsystem so umzuprogrammieren, dass es bösartige Zellen selbst erkennt und bekämpft", erklärt Dimitrios Mougiakakos.
Service
"Da ist etwas. Krebs und Emotionen. Ausstellung in Magdeburg." Hier geht es zur Homepage der Ausstellung mit Hinweisen zu Öffnungszeiten.
Dieses Thema im Programm: MDR S-ANHALT | SACHSEN-ANHALT HEUTE | 01. November 2024 | 19:00 Uhr
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