Medizinforschung Sanfte Methode zur Krampfadern-Behandlung
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12. Juni 2021, 15:00 Uhr
Jeder fünfte Erwachsene hat kleinere Veränderungen der oberflächlichen Venen, Frauen dreimal so häufig wie Männer. Krampfadern sehen aber nicht nur unschön aus, sie können der Gesundheit schwer schaden. Deshalb werden sie bisher meist radikal bekämpft: Die Stammvene zerstört oder gleich ganz entfernt. An der Ruhr-Universität Bochum ist jetzt eine sanftere Methode entwickelt worden: eine Art innerer Kompressionsstrumpf für die Vene.
Das ist so eine Sache mit der Schwerkraft: Alles wird nach unten gezogen. Das gilt auch für unser Blut. Damit es sich nicht in den Beinen staut, pumpen die Venen das Blut zurück in Richtung Herz. Bei Menschen mit Krampfadern funktioniert das allerdings nicht mehr richtig, so Dominic Mühlberger. Der Gefäßchirurg am St. Josef Hospital, einem Klinikum der Ruhr-Universität Bochum erklärt den Prozess: "Dann kommt es zu einer Erweiterung der Vene. Bedingt durch diese Erweiterung der Vene kommt es zu einer Fehlfunktion der Venenklappen. Die wirken wie ein Ventil-Mechanismus." Und das bedeutet, sie lassen Blut nur in eine Richtung durch, nämlich nach oben, Richtung Herz, und nicht nach unten.
Mit zunehmender Erkrankung werden diese Venen immer weiter, sodass diese Venenklappen nicht schließen können. Dadurch entsteht dann der Rückfluss in die falsche Richtung – Richtung Bein.
Dann bekommt man das, was der Volksmund "schwere Beine" nennt, mit womöglich schweren Folgen bis hin zu Beingeschwüren und Thrombosen. Deshalb werden Krampfadern bisher radikal bekämpft: Die Stammvene wird zum Beispiel mit Lasern zerstört oder gleich operativ ganz entfernt. Allerdings kann das Jahre später für ganz andere medizinische Probleme sorgen, warnt Dr. Dominic Mühlberger. "Als Gefäßchirurgen sind wir auf die Vene angewiesen. Die verwenden wir als körpereigenes Ersatzmaterial beispielsweise für eine Bypass-Anlage." Gefäßchirurgen wie Mühlberger haben immer wieder Patienten mit Durchblutungsstörungen in den Beinen ohne eine nutzbare Vene. Dann sei es häufig nicht mehr gelungen, das Bein zu retten, erzählt der Mediziner.
Die sanfte Methode der Krampfader-Behandlung
Deshalb haben die Fachleute ein alternatives Verfahren entwickelt, bei dem Venen-erhaltend operiert wird, erläutert der Mediziner: "Wir versuchen die Stammvene zu erhalten, indem sozusagen eine Kunststoffmanschette um diese Vene im Bereich der Leiste gelegt wird. Dadurch verengen wir den Durchmesser der Vene und die darunterliegenden Klappen können dadurch wieder schließen." Ein Mantel aus hauchdünnem Kunststoff wird über einen kleinen Schnitt in der Leiste eingesetzt und wirkt dann wie ein Kompressionsstrumpf. Der innere Kompressionsstrumpf verengt die bindegewebsschwache Vene auf ihre Normalgröße. Das Verfahren sei eine recht einfache Operation, sagt der Gefäßchirurg. Eine große Studie an fünf deutschen Zentren habe gezeigt, dass diese Methode bei 95 Prozent der Patienten wirke.
Methode eignet sich nicht für alle
Einen Haken an der Sache gibt es aber doch: Die Methode eignet sich nicht für alle Menschen mit Krampfadern. Nur für etwa 15 bis 20 Prozent der Patientinnen und Patienten kommt der innere Kompressionsstrumpf in Frage: Die Stammvene darf nämlich noch nicht zu stark verändert oder die Krankheit weit fortgeschritten sein. Gefäßchirurg Mühlberger empfiehlt besonders bei Menschen mit Risikofaktoren für spätere Durchblutungsstörungen, genau zu prüfen, ob die Venen-erhaltende Operation in Frage kommt. Denn erfahrungsgemäß könnte die Vene etwa zwanzig Jahre nach der Krampfader-Erkrankung noch einmal gebraucht werden.
Die Studie zu dieser Methode lesen Sie hier.
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