Studie Great Barrier Reef: Korallenmenge seit 1995 halbiert
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14. Oktober 2020, 06:00 Uhr
Es ist fünf vor zwölf aus Sicht der Forschung. Das größte Korallenriff der Welt, das Great Barrier Reef, hat verglichen mit 1995 nur noch halb so viele Korallen.
Jahrzehnte war es ein Traumziel für alle, die vom Tauchen träumen: das Great Barrier Reef im Osten Australiens. Unterwasserlandschaften aus Korallen verschiedenster Farben, in allen möglichen Größen und Formen. Kleine und große, bunte und einfarbige Fische und anderes Meeresgetier wuseln, taumeln und treiben oder jagen durch die bizarren Gebilde. Eine ungeheuer beeindruckende Kulisse, leider aber seit drei Jahrzehnten auch stille Zeugin eines dramatischen Wandels.
Forscher der James Cook Universität in Queensland im Norden Australiens schlagen Alarm: Das Great Barrier Reef hat seit 1995 die Hälfte seiner Korallenwelt verloren. Studienautor Andres Dietzel sagt: Sowohl bei großen, mittleren und kleinen Korallen hat sich der Bestand halbiert. Sowohl im tiefen als auch flachen Wasser wiesen er und sein Team den Rückgang der Korallen nach.
Gewusst?
Das Great Barrier Reef besteht eigentlich aus 3.000 Riffen, die sich wie eine Art Kette von Papua-Neuguinea aus bis zum Nordosten Australiens zieht. 400 von weltweit 700 Korallenarten waren hier einmal heimisch, 1.500 Fisch- und 4.000 Weichtier-Arten. Das Riff umfasst eine Fläche von etwa 349.000 Quadratkilometern - vergleichbar also mit der Hälfte der Fläche Frankreichs. Das Great Barrier Reef gehört seit 1981 zum UNESCO-Weltnaturerbe und gilt als eines der sieben Weltwunder der Natur.
Forscher Dietzel und sein Team haben die Entwicklung des weltgrößten Korallenriffs zwischen 1995 und 2017 analysiert. Studienmitautor Hughes zufolge litten die tafelartigen Korallen am stärksten, die Hitzewelle führte 2016 und 2017 zum massenhaften Ausbleichen. Forscher Hughes sagt: "Eine lebende Korallenpopulation hat Millionen kleiner Babykorallen, aber auch viele große - die großen Mamas, die die meisten Larven produzieren. Die Forschungsergebnisse zeigen ihm zufolge, dass das Riff seine Widerstandskraft verliert, seine Fähigkeit, sich selbst zu erholen. Das zeigte sich beispielsweise daran, dass weniger Vögel dort brüteten. Aus Sicht der Forscher braucht man jedoch noch viel mehr Daten und Monitoring, um die demographische Entwicklung der Korallen zu verstehen.
Was sind eigentlich Korallen?
Korallen sind hochspezialiserte Tiere. Sie brauchen zum Leben lichtdurchflutete Gewässer, Temperaturen zwischen 18 und 30 Grad. Algenbewuchs sorgt dafür, dass sie mit Nährstoffen versorgt werden und sie bekommen so auch ihre jeweilige Farbe. Gehen die Algen ein, beispielsweise durch Eintrag von Düngemitteln ins Gewässer, bleicht die Koralle aus und sie verhungert schlimmstenfalls. Dann sieht man ihr kalkiges Skelett. Korallen blühen immer im November, das dient ihrer Fortpflanzung. Nur wenn drei Faktoren - Wassertemperatur, Tageslänge und Mondphase - akkurat zusammenpassen, setzen Korallen Eizellen und Samen frei.
Was geschieht langfristig mit dem Riff?
Das Korallensterben wirkt sich langfristig auf die Fauna des Riffs aus - zum einen auf die Artenvielfalt. Zum anderen leidet die Größe der Populationen der Fische, Weichtiere und anderen Arten, die in den Korallen leben und ihre Eier ablegen. Die Forscher sehen das Korallensterben als Folge des Klimawandels. Sie fordern, die Treibhausgas-Emissionen müssten so schnell wie möglich gedrosselt werden.
(lfw)
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