Drei Grüne Knollenblätterpilze im Gras
Der grüne Knollenblätterpilz ist hochgiftig: Vielleicht gibt es bald ein Gegenmittel. Bildrechte: imago images / blickwinkel

Pilz-Forschung Knollenblätterpilz: Auf der Spur des Gegengiftes

17. Mai 2023, 08:54 Uhr

Das Gift des grünen Knollenblätterpilzes ist in minimalster Dosis tödlich. Ein US-Forschungsteam hat jetzt einen Ansatz gefunden und eine Substanz, die vielleicht das Zeug dazu hat, die Wirkung des Giftes zu mildern.

Bisher war kein Kraut gegen das Gift des Knollenblätterpilzes gewachsen. Ein-US-amerikanisches Forschungsteam meldet nun, dass offenbar die Substanz Indocyaningrün die Wirksamkeit des Pilzgiftes reduzieren könnte. Sie hatten den Gifstoff α-Amanitin mit der CRISPR-Gentechnik analysiert und dabei ein Protein herausgefiltert, das offenbar eine Schlüsselkomponente für die Wirksamkeit des Giftes ist. Der Wirkstoff Indocyaningrün scheint nun dieses Protein auszubremsen. Versuche zeigten den Forschern zufolge, dass sich die Überlebenswahrscheinlichkeit von menschlichen und Mäuse-Zelllinien, die α-Amanitin ausgesetzt waren, erhöhte. Es sind jedoch weitere Untersuchungen nötig, um alle Mechanismen finden, die erklären, wie das Gift des Pilzes wirkt, bevor die Substanz als Gegengift angewendet werden kann.

Gift nützlich gegen Krebszellen?

Und wie immer in der Natur hat alles seine zwei Seiten. Einerseits wirkt das Gift des Knollenblätterpilzes schon in geringsten Verzehrmengen tödlich. Andererseits scheint das Gift wiederum brauchbar zu sein, um Tumore zu bekämpfen: Nämlich, indem das Amanitin an Antikörper gekoppelt und so wie in einem trojanischen Pferd in Krebszellen geschmuggelt wird, wo der Antikörper an bestimmten Strukturen andockt und das Gift dann, vereinfacht gesagt, die Krebszelle tötet. Daran forscht jedenfalls die TU Berlin zusammen mit einer Heidelberger Pharma-Firma.

Sind Pilze gefährlich?

Nur, wenn man sich nicht auskennt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung geht davon aus, dass etwa 80 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen in Deutschland auf den grünen Knollenblätterpilz zurückgehen. Generell gelten Pilzvergiftungen weltweit als Hauptursache für Lebensmittelvergiftungen.

Links/Studien

Die Studie zur Erforschung eines potentiellen Gegenmittels gegen den Gifstoff α-Amanitin lesen Sie hier im Original. Forschung zum Thema Pilzgift gegen Tumorzellen: "Iodine-Mediated Tryptathionine Formation Facilitates the Synthesis of Amanitins | Journal of the American Chemical Society" lesen Sie hier.

lfw

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 13. Oktober 2022 | 17:15 Uhr