2018/19 war schlimmste Dürre seit 1766 Klima-Prognose: Extreme Dürren in Mitteleuropa werden zunehmen
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06. August 2020, 17:43 Uhr
Vertrocknete Gärten, sterbende Bäume, Brände auf Feldern und in der Sächsischen Schweiz, 40 Grad im Schatten und aufgeheizte Innenstädte – diese Phänomene könnten in Zukunft keine Einzelfälle, sondern flächendeckender Alltag werden. Wie Forscher des renommierten Leipziger Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) jetzt herausgefunden haben, waren die letzten beiden Dürrejahre die schlimmsten seit über 250 Jahren.
Diese Situation wird sich weiter zuspitzen. In Mitteleuropa nehmen die Sommer-Dürren immer mehr zu – sowohl in Häufigkeit als auch Ausmaß, erklären die Forscher in der Studie, die im Fachmagazin "Scientific Reports" veröffentlicht worden ist. Demnach steigt die Anzahl zweijähriger sommerlicher Dürreperioden in Mitteleuropa in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts (2051 bis 2100) um das Siebenfache. Die Projektionen legen zudem nahe, dass sich die von der Dürre betroffenen Ackerflächen fast verdoppeln werden – auf mehr als 40 Millionen Hektar.
Es ist wichtig, dass wir die Bedeutung von Dürren in aufeinander folgenden Jahren erkennen und einen ganzheitlichen Rahmen zur Modellierung des Risikos entwickeln.
Seit 1766 nicht so heiße Sommer wie in den vergangenen Jahren
Mit seinem deutsch-tschechisches Wissenschaftlerteam hat Umweltforscher Kumar unter der Leitung des UFZ die beiden Dürrejahre 2018/2019 in die langfristigen globalen Klimadaten der letzten 250 Jahre eingeordnet. Das Ergebnis: Seit 1766 hat es in Mitteleuropa keine zweijährige Sommer-Dürre dieses Ausmaßes gegeben hat. Mehr als die Hälfte aller mitteleuropäischen Regionen litt unter der extremen Hitze und Trockenheit. Die Dürre der vergangenen zwei Jahre war "die größte und schlimmste" seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die zweitstärkste Dürre dauerte von 1949 bis 1950, betraf jedoch nur etwa ein Drittel der mitteleuropäischen Regionen.
Drei Szenarien in Klimasimulationsmodellen
Um vorherzusagen, wie häufig solche Dürren in den kommenden Jahrzehnten auftreten könnten und welchen Einfluss Treibhausgasemissionen daran haben, nutzten die Autoren Klimasimulationsmodelle. Die Auswirkungen zeigen sie anhand von drei Szenarien zukünftiger Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2100, den sogenannten "Repräsentativen Konzentrationspfaden" (RCPs).
Treibhausgase haben scheinbar eine Schlüsselrolle
Bei der Klimamodellierung mit dem höchsten anzunehmenden Wachstum der Treibhausgaskonzentration bis zum Jahr 2100 schätzen die Autoren den Anstieg der sommerlichen Dürreperioden um das Siebenfache. Zudem verdoppeln sich die von der Dürre betroffenen Ackerflächen. Im Modell mit einem moderaten Anstieg der Treibhausgase verringere sich die Zahl der angenommenen Sommerdürren um fast die Hälfte. Zudem seien 37 Prozent weniger Ackerfläche betroffen. Noch weniger Treibhausgase lassen die Werte weiter nach unten gehen: Die erwartete Häufigkeit der Sommerdürren verringert sich den Forschern zufolge sogar um über 90 Prozent. Die Zahl der dürregefährdeten Ackerflächen verringerte sich entsprechend um 60 Prozent.
"Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine wirksame Minderungsstrategie für die Emission von Treibhausgasen dazu beitragen könnte, das Risiko häufigerer und ausgedehnterer aufeinanderfolgender Sommer-Dürren in Mitteleuropa zu verringern", heißt es in der Mitteilung des UFZ.
Extremwetter lässt sich nur beschränkt voraussagen
Die Studie analysiere dabei aufeinanderfolgende Dürreperioden sowohl in historischen als auch in projizierten Klimaszenarien. Allerdings, so schreiben die Wissenschaftler, lägen die Grenzen der Studie darin, dass sich Extremereignisse und deren Veränderungen in Klimamodelsimulationen nur beschränkt vorhersagen ließen. Trotzdem seien die Klimamodelle bislang das einzig verfügbare Werkzeug, um zukünftiges Wetter mechanisch zu verstehen. Weitere Analysen seien jedoch vonnöten.
Zur Studie Diese Forschungsarbeit wurde im Rahmen des bilateralen Projekts XEROS (eXtreme EuRopean drOughtS: multimodel synthesis of past, present and future events) durchgeführt und durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Czech Science Foundation gefördert. Die Ergebnisse basieren auf dem SPEI-Index als Proxy für die Schätzung landwirtschaftlicher Dürren. Weiterführende Forschungsarbeiten, die ein hydrologisches Modell auf der Grundlage von Bodenfeuchtigkeitsschätzungen (SMI-Index) verwenden, werden diese Ergebnisse weiter konkretisieren.
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