Klimawandel Für 1,5-Grad-Ziel: Öl, Gas und Kohle müssen in der Erde bleiben
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10. September 2021, 08:55 Uhr
Das Pariser Klimaabkommen hat das Ziel definiert, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Ob wir das noch schaffen, ist nach aktuellem Stand der Daten fraglich. Eine Studie des University College London hat nun ergeben: Wenn wir das Ziel überhaupt erreichen wollen, dürfen wir nicht mehr alle fossilen Rohstoffe fördern, die noch in der Erde sind.
Um eine Chance zu haben, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssten fast 60 Prozent der derzeitigen fossilen Erdöl- und Gasvorkommen sowie 90 Prozent der Kohlereserven bis 2050 im Boden bleiben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Modellierungsstudie von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen rund um Dan Welsby, die im Fachmagazin Nature veröffentlicht wurde.
- Schätzungen zufolge müsse die Öl- und Gasförderung bis 2050 jährlich um drei Prozent zurückgehen, um das 1,5 Grad Ziel zu erreichen.
- Zudem können die Klimaziele mit vielen laufenden und zukünftigen Projekten zur Förderung fossiler Brennstoffe nicht erreicht werden.
- Fossile Brennstoffe machen 81 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs aus, aber ihre Produktion und Nutzung müssen erheblich zurückgehen, um die international vereinbarten Klimaziele zu erreichen.
Was ist neu an der Studie?
Es gibt bereits jede Menge Studien, die sich mit der Verringerung von fossilen Brennstoffen im Zusammenhang mit dem 1,5 Grad Ziel befassen. Neu an der Studie von Dan Welsby, James Price, Steven Pye und Paul Elkins ist nun, dass über den Anteil der Ressourcen gesprochen wird, die im Boden verbleiben müssen, um das Klimaziel zu erreichen. Denn was nicht abgebaut wird, kann auch nicht in der Atmosphäre landen. Dafür wurde mit Hilfe eines globalen Energiesystemmodells die Menge an fossilen Brennstoffen bewertet, die bis 2050 und 2100 nicht mehr abgebaut werden sollte, um den Ausstoß auf einem Niveau zu halten, das den Klimazielen entspricht. Das sind bis zum Ende des Jahrhunderts 580 Milliarden Tonnen CO2, wie einen frühere Studie errechnete, die die Forscher zitieren.
Die Wissenschaftler kommen zu der Einschätzung, dass 58 Prozent des Öls, 59 Prozent des Erdgases und 89 Prozent der Kohle bis zum Jahr 2050 im Boden bleiben müssen. Das bedeute, dass ein sehr hoher Anteil der heute als wirtschaftlich angesehenen Reserven bei einem globalen 1,5°C-Ziel nicht abgebaut werden dürften.
Produktionsrückgang in den wichtigsten Förderregionen
In allen ölproduzierenden Regionen sei bis 2050 ein starker Rückgang zu verzeichnen. Eine Ausnahme bilde die USA, hier werde die Produktion 2025 ihren Höchststand erreichen, bevor sie bis 2050 konstant sinkt. Grund für den anfänglichen Anstieg sei unter anderem der Rückgang der Öleinfuhr in die USA und die Verwendung von Öl im Verkehrssektor. In anderen Regionen, wie z.B. in Afrika und der ehemaligen Sowjetunion sinke die Ölproduktion konstant. Das liege an einer sinkenden Inlandsnachfrage und daran, dass in Importregionen wie zum Beispiel in Europa die Nachfrage nach Öl zurückgeht.
Auswirkungen von Corona auf die Nachfrage nach Öl und Gas
Die Corona-Pandemie habe bereits zu einem Rückgang der Nachfrage nach Öl und Gas geführt. Dadurch hat sich gezeigt, dass der Öl- und Gassektor nicht mehr so rentabel sein könnte. Die Risiken, in dem Bereich zu investieren, verstärken sich auch durch sinkende Kosten für erneuerbare Energien, so die Studie.
Fördermaximum bald erreicht
Viele Länder stünden jetzt oder in den kommenden zehn Jahren vor dem Fördermaximum. Deshalb sei es laut den Forschern notwendig, auf die künftige Produktion fossiler Brennstoffe zu verzichten. Besonders für Länder, deren Wirtschaft von fossilen Brennstoffen abhängig ist, sei es wichtig, auch auf andere Zweige zu setzen, die nicht mit Kohle, Öl oder Gas zu tun haben.
Entscheidend für den Erfolg seien vor allem innenpolitische Maßnahmen. Dadurch müsste sowohl die Produktion der Brennstoffe begrenzt, als auch die Nachfrage gesenkt werden. Die Wissenschaftler schlagen vor, Subventionen zu streichen, oder Steuern auf die Produktion zu erhöhen. Dafür seien internationale Initiativen, wie das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen von Bedeutung.
MDR/Nicole Franz
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