Auf der einen Seite des Bildes ist Gemüse und Obst zu sehen, auf der anderen verschiedene Fleischsorten, dazwischen steht "vs."
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MDR KLIMA-UPDATE | 28. Januar 2022 Was unser Gehirn, Fleisch und das Klima miteinander zu tun haben

02. Mai 2024, 17:22 Uhr

Was haben Ralf Möller und Eckart von Hirschhausen gemeinsam? Und was hat das mit dem Gehirn vom Homo Erectus zu tun? Antworten gibt es im neuen Klima-Update.

Alisa Sonntag
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Liebe Abonnentinnen und Abonnenten,

in zwei Tagen neigt sich der Januar dem Ende zu. Zeit, die guten Vorsätze fallenzulassen, über die mein Kollege Florian Zinner schon Anfang Januar mit Ihnen gesprochen hat. Oder, machen wir es noch deutlicher: Ab Dienstag können Sie endlich wieder Käse essen. Und Eier. Und vielleicht sogar Fleisch.

Das gilt zumindest, falls Sie sich entschieden haben, beim sogenannten Veganuary mitzumachen, also, den ganzen Januar keine tierischen Produkte zu sich zu nehmen. Falls ja, sind Sie in guter Gesellschaft. Bryan Adams hat es getan, Schauspieler Ralf Moeller und auch Dr. Eckart von Hirschhausen. Letzterer hat in diesem Jahr zum ersten Mal beim Veganuary mitgemacht. Seine Motivation: Unter anderem sei die vegane Ernährung ein guter Anfang, um in Sachen Klimaschutz aktiv zu werden.

Genau um diesen Zusammenhang soll es auch in dieser Ausgabe des Klima-Updates gehen: Was haben das Klima und unsere Ernährung eigentlich miteinander zu tun? Eine kurze Zusammenfassung gibt Ihnen MDR-Wetterexperte Sven Plöger in diesem Video.

Brisant 3 min
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3 min

Was würde passieren, wenn alle weniger Fleisch essen? Würde das dem Klima wirklich helfen? Wetter-Experte Sven Plöger erklärt den Zusammenhang.

Mi 19.01.2022 17:59Uhr 03:02 min

https://www.brisant.de/vegane-ernaehrung-sven-ploeger-102.html

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Fleischlos für das Klima

Eckart von Hirschhausen hat Recht. Laut einer Studie im Fachmagazin "Nature Food" sind Tierprodukte global für doppelt so viele Treibhausgas-Emissionen verantwortlich wie pflanzliche Lebensmittel. Und das, obwohl die weltweit produzierte Menge an Fleisch laut einer Prognose der Vereinten Nationen 2021 bei 345,6 Millionen Tonnen lag – nur etwa ein Achtel der weltweiten Getreideproduktion von 2.800 Milliarden Tonnen.

Konkret bedeutet das: Wenn sich eine Million Menschen für einen Monat rein pflanzlich ernährt, spart das rund 103.840 Tonnen CO2-Äquivalente ein. Das entspricht einer verringerten Emissionslast von rund 439.000 Flügen von Berlin nach London.

Auf einer Seite des Bildes ist viel Getreide zu sehen, auf der anderen Seite eine Kuh. Dazwischen steht vs.
Auf ein und derselben Fläche entstehen 100 Kilogramm pflanzliche Nahrung – aber nur vier Kilogramm Rindfleisch. Bildrechte: MDR Sachsen-Anhalt

Dazu kommt noch: Tierische Produkte brauchen verdammt viel Platz in der Produktion. Nicht nur den Platz, auf dem die vier Beine stehen (denn, seien wir mal ganz ehrlich – sehr viel ist das vor allem in der Massentierhaltung nicht). Sondern vor allem der Platz, auf dem das Futter für die Tiere wächst. 83 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche weltweit gehen dafür drauf, Lebensmittel aus tierischen Produkten herzustellen. Dabei könnten wir auf diesen Flächen auch direkt pflanzliche Lebensmittel anbauen, anstatt die Sojabohnen erst durch einen Rindermagen wandern zu lassen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der New York University haben errechnet, dass zwischen neun und 16 Jahren an CO2-Emissionen kompensiert werden könnten, würde die Nachfrage nach Fleisch drastisch sinken und auf der freiwerdenden Fläche Wald angebaut.

"Die Wiederherstellung der einheimischen Vegetation auf ertragsarmen landwirtschaftlichen Flächen ist derzeit unsere sicherste Möglichkeit zur Entfernung von CO2", sagt Helen Harwatt, Co-Autorin der Studie, und spielt darauf an, dass man nicht die ganze Hoffnung in aufwändige Technologien mit gleicher Funktion stecken solle. Gleichzeitig würde mehr Wald auch mehr intakte Ökosysteme und ausreichende Lebensräume für Wildtiere bedeuten – und damit wiederum im Kampf gegen Pandemien helfen. Eine Sache, an der wir wohl alle momentan großes Interesse haben.

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Fleisch = großes Gehirn?

Denkt man darüber genauer nach, dann sorgt so ein Veganuary wahrscheinlich für ein ganz schön gutes Gewissen. Etwas anderes gibt es meist gratis dazu, wenn man fleischlos isst: Blöde Kommentare. Kennen Sie diesen Witz: "Woran erkennst du einen Vegetarier? Er erzählt es dir!"

Nun, dasselbe lässt sich auch über Menschen sagen, die Fleisch essen. Zumindest, wenn man nicht zu ihnen gehört. Das können Sie mir gern glauben, denn ich habe in dem Metier einige Jahre an Erfahrung und wahrscheinlich alles schon gehört. (Übrigens: Es gibt spannende psychologische Erklärungsansätze dafür, warum fleischlose Ernährung so oft auf Missfallen stößt.)

Ein ganz beliebter Kommentar ist dabei (gern mit süffisantem Grinsen vorgetragen): "Unser Gehirn ist aber nur deswegen so groß, weil wir damals Fleisch gegessen haben. Ohne wären wir immer noch Affen." Impliziert: Wenn du weiter darauf verzichtest, sieht es für deine Intelligenz schlecht aus. Darauf werden Sie allerdings in Zukunft einen guten Konter bereit haben. Denn, schnallen Sie sich an: Das stimmt nicht.

Dass die Rechnung "Fleisch = großes Gehirn" nicht aufgeht, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA und Südafrika herausgefunden, als sie nochmal einen kritischen Blick auf die Aufzeichnungen zu vergangenen zooarchäologischen Funden geworfen haben. In ihrer Studie stellen sie die bisherige Theorie, dass der vermehrte Fleischkonsum des Homo Erectus dazu geführt habe, dass sich Gehirn- und Körpergröße veränderten, in Frage.

Zwar gibt es eine deutliche Zunahme archäologischer Beweise für den Fleischverzehr nach Auftreten von Homo Erectus, doch die Forscherinnen und Forscher erklären diese Zunahme durch die größere Aufmerksamkeit der Forschung für diesen Zeitraum. Vereinfacht gesagt: Wer an bestimmten Orten intensiv nach Beweisen für Fleischkonsum aus genau diesem Zeitraum sucht, wird sie auch finden.

So haben die Forscherinnen und Forscher festgestellt, dass nicht eine Änderung im menschlichen Verhalten für das Mehr an Beweisen für den Fleischverzehr sorgte, sondern die intensive Suche danach. Was tatsächlich für das größere Gehirn beim Homo Erectus verantwortlich war, ist noch unklar. Ganz sicher ist allerdings: Wenn sie möchten, können Sie ganz ohne Sorge um Ihr Gehirn so essen, wie es für das Klima am besten ist – mit möglichst wenig tierischen Produkten.

Zum Schluss

Liebe Leserinnen und Leser, möglicherweise haben Sie mit diesem Newsletter – übrigens mein Einstand beim Klima-Update – den Eindruck gewonnen, ich will Sie zu einer veganen Ernährung bekehren. Deswegen will ich die Mail mit einem Geständnis beenden: Ich schreibe diese Zeilen, während ein dampfender Teller Spaghetti mit Gorgonzolasoße vor mir steht. Jap, Gorgonzola. Aus Milch. Von Kühen. Ich bin also definitiv keine Heilige und habe noch einen langen Weg vor mir. Aber ich sehe das so: Jeder Schritt zählt. Und die Sahne in der Soße – ja, die war vegan.

Damit Sie es besser machen können als ich, habe ich hier noch ein paar Anregungen für Sie (und mein zukünftiges Ich). Sie finden bei uns zum Beispiel ein Rezept für veganen Sauerbraten. Und vegane Bolognese. Sogar veganen Stollen können Sie kaufen. Auch, wenn der im Januar wahrscheinlich nicht gerade ein Verkaufsschlager ist. Und vielleicht haben ja auch Sie eine vegane Metzgerei in Ihrer Nähe, wie diese hier in Berlin.

Ansonsten kann ich Ihnen, egal, was Sie essen oder nicht essen, eines ans Herz legen: Humor. Und genau damit beende ich auch diesen Newsletter.

Ich wünsche guten Hunger und ein schönes Wochenende!

Ihre Alisa Sonntag


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