Studie für WHO Führt Werbung für ungesunde Lebensmittel zu ungesunden Kindern?

02. Mai 2022, 17:00 Uhr

Eine Meta-Studie unterstützt die WHO-Empfehlung, Kinder vor Werbung für ungesunde Lebensmittel mit zu viel Fett, Zucker oder Salz zu schützen. Die Studie kann allerdings nicht alle Beweislücken schließen.

Die WHO-Empfehlung, Kinder vor Werbung für ungesundes Essen und Trinken zu schützen, ist nicht neu. Aber bislang wurde sie in den vielen Mitgliedsstaaten kaum umgesetzt.
Zugrunde lagen der bisherigen Empfehlung Studien bis zum Jahr 2008. Damals wurden vor allem die Auswirkungen von TV-, Radio-, Zeitungs- und Plakatwerbung untersucht. Internetmarketing war noch längst nicht so bedeutend wie heute. Deshalb beauftragte die WHO nun eine neue Meta-Studie, die wissenschaftliche Erkenntnisse seit 2009 beleuchtet und Internetwerbung einfließen lässt. Ziel: "Quantifizierung des Zusammenhangs zwischen der Werbung für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke und dem Verhalten und den gesundheitlichen Folgen bei Kindern und Jugendlichen, um aktualisierte Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation zu erstellen."

Ein Team um die Psychologin Emma Boyland von der Universität Liverpool im Vereinigten Königreich sah sich daraufhin mehr als 30.000 Studien und wissenschaftliche Artikel an und sortierte erst einmal die allermeisten aus, weil sie für eine Meta-Analyse unbrauchbar waren. Am Ende wurden lediglich 96 wissenschaftliche Arbeiten identifiziert, die systematisch überprüft werden konnten. Bei 80 davon (mit insgesamt 19.372 Probanden) war eine Meta-Analyse möglich.

Kaufen, Karies, Kausalität?

Bei dieser Analyse sollte herausgefunden werden, ob bei Kindern und ungesunden Lebensmitteln tatsächlich eine Kausalität zwischen Werbekonsum, Kaufwünschen, Kaufverhalten, Verzehr und Gesundheitsschädigungen (Karies, Übergewicht und andere ernährungsbedingte Krankheiten) besteht.

Die Ergebnisse zeigten dann Kausalitäten, allerdings in verschieden starkem Maße. In der Studie wird von einer "beträchtlichen Heterogenität" gesprochen. Zum Beispiel gab es eine signifikante Kausalität zwischen Werbekonsum und Kaufwünschen, aber eindeutige Hinweise, dass die entsprechenden Produkte dann auch tatsächlich gekauft wurden, fehlten wiederum, das wurde also in keiner zugrunde liegenden Studie gut genug untersucht. Außerdem lagen nur recht wenige Daten zur Zahngesundheit und zum Körpergewicht der Probanden vor, was die Studienautoren und -Aurorinnen von einer sehr geringen bis mäßigen Beweissicherheit sprechen lässt.

Man könnte also auch sagen, die vorliegenden Zahlen aus den 80 wissenschaftlichen Arbeiten waren nicht so umfangreich wie gewünscht. Deshalb lautet das Fazit der Meta-Studie auch nicht, dass eine eindeutig zu beziffernde Kausalität zwischen Werbung und Übergewicht oder Karies vorliegt. Solch eine Tendenz wurde aber dennoch festgestellt, weshalb die Forschenden als Schlussfolgerung schreiben: "In dieser systematischen Überprüfung und Meta- Analyse wurde Lebensmittelmarketing mit erhöhtem Verzehr, Vorlieben und Kaufwünschen bei Kindern und Jugendlichen in Verbindung gebracht." Es werde daher erwartet, dass die Umsetzung der von der WHO empfohlenen Maßnahmen der Kindergesundheit zugutekommt.

(rr)

Links/Studien

Die Meta-Studie ist unter dem Titel "Association of Food Marketing With Eating Behaviors of Children, Adolescents" in "JAMA Pediatrics" erschienen.