Künstliche Intelligenz KI-Wissenschaftler macht die gleichen Entdeckungen wie Kepler und Co.
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26. April 2023, 14:47 Uhr
Als Johannes Kepler Anfang des 17. Jahrhunderts drei Gesetze zum Umlauf der Planeten um die Sonne aufstellte, die heute seinen Namen tragen, galt er als Pionier. Vier Jahrhunderte später sind diese Beobachtungen nicht mehr ganz so innovativ – aber: Künstliche Intelligenz ist jetzt auch so weit.
Ein "KI-Wissenschaftler", der von den Forschenden bei IBM, Samsung und der University of Maryland entwickelt wurde, hat nun Keplers drittes Gesetz der Planetenbewegung (wieder)entdeckt. Außerdem reproduzierte die KI eine rund hundert Jahre alte Theorie des Chemikers Irving Langmuir zum Verhalten von Gasmolekülen.
Weil sie gerade einige der wichtigsten Erkenntnisse der vergangenen Jahrhunderte wiederholt, nennen die Forschenden ihre KI auch liebevoll "AI-Descartes" – in Anlehnung an den französischen Philosophen und Naturwissenschaftler. Von ihm stammt das Zitat: "Cogito ergo sum" – ich denke, also bin ich. Im Zusammenhang mit einer KI ist das natürlich eine interessante Aussage.
Das markanteste Merkmal des KI-Wissenschaftlers sei dabei seine Fähigkeit, logisch zu denken, sagt Cristina Cornelio, Forscherin bei Samsung AI in Cambridge. Wenn es mehrere mögliche Gleichungen gäbe, die gut zu Daten passen, ermittle das System stets, welche Gleichungen am besten zur entsprechenden wissenschaftlichen Hintergrundtheorie passen. Diese Fähigkeit zur Vernunft unterscheidet das System von einer "generativen KI", wie sie beispielsweise bei ChatGPT vorliegt – das zwar über ein großes Sprachmodell verfügt, allerdings begrenzte logische Fähigkeiten hat und mitunter grundlegende Mathematik durcheinanderbringt.
Nun hoffen die Forschenden, mit ihrem "KI-Wissenschaftler" ähnlich inspirierende neue Theorien zu generieren, wie es damals Kepler oder Descartes taten. Die KI soll also nicht nur Theorien replizieren, sondern bedeutende Fortschritte in der wissenschaftlichen Forschung erzielen, betont Cristina Cornelio. Das ist natürlich ein hohes Ziel – sollte es tatsächlich erreicht werden, lesen Sie an dieser Stelle sicherlich davon.
Im Journal Nature schildern die Forschenden mehr Details über ihren "AI-Descartes". Den Artikel gibt es hier frei verfügbar zum Nachlesen.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 20. April 2023 | 12:03 Uhr