Abgeholzter und entwässertes Torfmoor. Hier in North Selangor in Malaysia, soll eine neue Palmölplantage entstehen.
Hier wurde ein tropisches Torfmoor abgeholzt und entwässert, um eine neue Palmölplantage zu errichten. Bildrechte: Stephanie Evers

Tropische Moore in Malaysia 50 Prozent mehr Treibhausgase durch neue Palmölplantagen

21. Januar 2020, 15:00 Uhr

Weil die weltweite Nachfrage nach Palmöl wächst, werden im zweitwichtigsten Anbauland Malaysia tropische Moorwälder trocken gelegt. Doch die neuen Plantagen verursachen viel mehr Treibhausgase als bereits bestehende.

Palmöl ist das derzeit wichtigste Pflanzenöl der Welt: Handel und Verbrauch haben sich von 20 Millionen Tonnen im Jahr 2000 auf etwa 70 Millionen Tonnen im Jahr 2018 mehr als verdreifacht. Zweitgrößtes Anbauland ist der südostasiatische Staat Malaysia. Weil dort bestehende Anbauflächen immer knapper werden, roden Landwirte immer mehr tropische Torfwälder im Norden des Landes, um dort junge Palmölplantagen zu errichten.

Forscher der Universität Nottingham in Großbritannien haben jetzt untersucht, welche Folgen das für die Klimaemissionen der Region hat. Ihre Daten zeigen: Junge Plantagen geben 50 Prozent mehr Treibhausgase an die Umwelt ab, als bestehende, ausgereifte Pflanzungen.

Entwässerte Moore setzen gebundenes CO2 frei

Dabei laufen die gleichen Prozesse ab, wie bei jeder Trockenlegung eines Moores. Moore sind sogenannte Kohlenstoffsenken. In ihren Böden werden abgestorbene Tiere und Pflanzen teilweise über Jahrtausende gespeichert, ohne dass Sauerstoff an sie herankommt. Wird ein Moor gerodet und trocken gelegt, wird der Boden mit Sauerstoff durchlüftet. Dadurch wird die Kompostierung in Gang gesetzt, bei der die Treibhausgase CO2, Methan und Distickstofftetroxid (N2O4) freigesetzt werden.

Für die "nature communications" veröffentlichte Studie haben die Forscher insgesamt fünf verschiedene Orte untersucht. Die befanden sich in vier verschiedenen Stadien zwischen Moor und etablierter Palmölplantage. Dort nahmen die Wissenschaftler Boden- und Luftproben.

Zahlen und Fakten zum Palmöl

Palmöl ist das am meisten produzierte Pflanzenöl der Welt. 2018 betrug die weltweite Anbaufläche für Ölpalmen 19 Millionen Hektar. Im Jahr 2018 importierte Deutschland allein 692.000 Tonnen. Größte Lieferanten waren Indonesien und Malaysia. Palmöl wird vor allem in der Energie- und Nahrungsmittelbranche genutzt. Etwa 60 Prozent des in die EU importierten Öls wird für Treibstoffe oder Energieerzeugung genutzt. Ein Drittel geht in die Lebensmittel- und Kosmetikindustrie. Die Folgen des Booms für Menschen und Umwelt sind mitunter katastrophal. Tropenwälder werden massenhaft gerodet, indigene Bevölkerungsgruppen vertrieben. Auf Borneo in Indonesien wurden die Hälfte aller Orang-Utans getötet. Auch das Klima wird enorm geschädigt. Schätzungen hat palmölbasierter Diesel einer drei Mal schlechtere Klimabilanz als solcher aus Erdöl. Quelle: Bundestagsanfrage.

25 Prozent der Klimagase stammen aus jungen Palmölplantagen

Die vier untersuchten Phasen waren:

  1. Sekundärwald: Das sind Gebiete, auf denen der alte Wald abgeholzt wurde und jetzt junge Bäume nachwachsen.
  2. Vor kurzem entwässertes aber noch nicht gerodetes Torfmoor.
  3. Gerodetes Torfmoor, auf dem eine junge Palmölplantage angepflanzt wurde.
  4. Eine ausgewachsene, ausgereifte Palmölplantage.

Die Auswertung im Labor zeigte: Am größten was der Ausfluss von CO2 zwischen den Phasen Trockenlegung und junge Palmölplantage. Hier entwichen 50 Prozent mehr Treibhausgase, als bei der ausgewachsenen Plantage. Insgesamt tragen solche jungen Plantagen inzwischen zu fast 25 Prozent der Treibhausgase der ganzen Region bei.

Moore werden durch knapper werdende Anbauflächen attraktiv

In der Vergangenheit hätten die Palmölbauern die tropischen Torfmoore gemieden, sagt Sofie Sjogersten, leitende Wissenschaftlerin der Forschungsgruppe. Zu hoch sei der Aufbereitungs- und Entwässerungsaufwand gewesen. "Aber mit der Verknappung des Bodens stieg die Nachfrage nach Standorten. Unsere Untersuchungen zeigen, dass diese Umwandlung solcher Ökosysteme mit hohen Kosten für die Umwelt verbunden ist."

(ens)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Dok | 13. Oktober 2019 | 22:00 Uhr

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