Nahaufnahme zerstörtes Schild mit Wegweiser Nepomuk Restaurant. Im Hintergrund unscharf Fachwerkhäuser vor grünem Waldhügel und Abtransport von Schlamm.
Die Folgen des Klimawandels sind nicht erst irgendwann in der Zukunft spürbar. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

6. IPCC-Sachstandsbericht Neuer Weltklimabericht: Warten auf das dicke Ende

04. April 2022, 11:19 Uhr

Der dritte Teil des aktuellen Weltklimaberichts lässt besonders lange auf sich warten. Denn jetzt geht es für die Nationen dieser Welt ums Ganze: nämlich pragmatisches Handeln, um eine Katastrophe abzuwenden. Doch das Warten könnte auch ein gutes Zeichen sein.

Die große Pressekonferenz am 4. April wurde nur um sechs Stunden verschoben. Angesichts der zwei Tage, die die Delegierten diesmal überzogen haben, ist das dann doch schon wieder sportlich. Und so müssen wir uns noch ein bisschen bis zum dicken Ende gedulden – vorerst nur das des 6. Sachstandsberichts des Weltklimarats (IPCC) und nicht jenes unserer Zivilisation.

Bericht Nummer sechs dessen, was man seit den Neunzigern gemeinhin als Goldstandard der Klimafolgenforschung bezeichnet, widmet sich in drei Teilen dem wissenschaftlichen Ist-Zustand, den Folgen und dem, was aus dem Klimawandel resultiert. Also: resultieren muss. Erwartet werden klare Handlungsempfehlungen an politische Entscheidungsträgerinnen und -träger, bei denen erstmal im Grunde alle zu verlieren haben. Um am Ende zu gewinnen, wenn man das Abwenden einer weltweiten Klimakatstrophe so bezeichnen mag.

Grafik zeigt verschiedene Wege im Stil von Pfaden mit Stellschrauben, wie durch Maßnahmen eine Erholung des Klimas bis 2100 erreicht werden können. Einige Wege sind schon verpasst. Bei zu spätem Handeln kann sich das Klima immer schlechter erholen. Störfaktoren wie Klimaereignisse oder Pandemien können die Wege beeinflussen.
Je weiter die Zeit voranschreitet und je weniger Stellschrauben für eine nachhaltige Erwärmung gedreht werden, desto weniger kann sich das Klima erholen. Bildrechte: IPCC/MDR WISSEN

Blickt man auf das, worum es diesmal geht, ist die Verzögerung nicht verwunderlich. Vielleicht sogar ein gutes Zeichen: "Man sieht, dass jetzt die ganze Sache ernst wird und sich für viele Länder klar und deutlich abzeichnet: Wir müssen jetzt bis zum Ende des Jahrhunderts CO2-neutral werden und das ist natürlich eine gewaltige Aufgabe", sagte Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung am Montagmorgen im rbb24 Inforadio. "Immer dann, wenn es um die politischen Maßnahmen geht, versuchen die verschiedenen Regierungen ihre strategischen Positionen zu verbessern." Stichwort: Weltweiter Kohleausstieg. "Es wird auch immer klarer, dass wir endlich politische Maßnahmen benötigen, die wirklich Biss haben. Wir dürfen uns da nicht einfach auf freiwillige Selbstverpflichtungen von Banken und Industrie verlassen, sondern wir brauchen jetzt wirklich eine ambitionierte CO2-Bepreisung."

Man sieht, dass jetzt die ganze Sache ernst wird.

Ottmar Edenhofer Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Dass die Chance auf Maßnahmen mit Biss nicht vertan werden darf, hatte der zweite IPCC-Teilbericht Ende Februar gezeigt. Je später an den Stellschrauben gedreht werde, desto unmöglicher wird es, die Erderwärmung bis Ende des Jahrhunderts auf 1,5 oder zwei Grad zu begrenzen. Um eine Anpassung an die Folgen der Klimaerwärmung werden wir ohnehin nicht herumkommen – ein Umbau der Städte wird ebenso notwendig werden wie eine Anpassung an Wetterextreme.

Was jetzt schon klar ist: Viel Zeit, die Ergebnisse (die kaum überraschen werden) zu zerreden, wird nicht bleiben. Pragmatisches und schnelles Handeln ist gefragt. Oder, wie es die Wissenschaftsjournalistin Marlene Weiß in einem Kommentar der Süddeutschen Zeitung formuliert: "Man kann bei allem berechtigten Optimismus nicht erwarten, dass die Klimawende sich von selbst erledigt, und dann ist alles Bullerbü. Es bleibt ein riesiges Stück Arbeit; es wird schmerzhaft, anstrengend, kompliziert, konfliktreich und sehr teuer."

flo

Was in den anderen IPCC-Teilberichten stand:

Kemferts Klima-Podcast 54 min
Bildrechte: MDR / Oliver Betke

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