Verhaltensforschung Ist die Interaktion von Hunden mit Menschen angeboren?
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03. Juni 2021, 17:22 Uhr
Hunde können von klein auf mit Menschen kommunizieren, ohne vorher mit ihnen zusammengelebt oder ein Training gehabt zu haben. Eine neue Studie deutet darauf hin, dass ihnen diese Fähigkeit angeboren ist.
Die meisten Hundebesitzer:innen würden das ohne mit der Wimper zu zucken sofort unterschreiben: Die Fellnasen können uns lesen wie ein Buch. Eine Studie der Universität von Arizona zeigt nun, dass sie das sogar schon können, wenn sie noch sehr klein sind und noch kein spezielles Training erhalten haben. Die Forschenden vermuten, dass diese Fähigkeit in den Genen der Welpen steckt.
Sogar noch bevor die Welpen von ihren Geschwistern getrennt werden, um anschließend mit ihren neuen Besitzern zusammen zu leben, sind die meisten in der Lage, verstecktes Essen zu finden, in dem sie dem Fingerzeig eines Menschen folgen, der die Richtung angibt, in der das Versteck ist.
Interaktion vom ersten Moment an
Das Team um Emily Bray führte mit den 375 Golden Retriever Welpen verschiedene Tests durch. Auf einem Testfeld wurde unter einem von zwei Bechern ein Leckerli versteckt. Beim ersten Test zeigte ein Mensch mit dem Finger auf den richtigen Becher und sagte "Welpe, schau". Diese Aufgabe erledigten die Welpen vom ersten Versuch an sehr gut. Beim zweiten Versuch wurde der richtige Becher lediglich mit einem gelben Klotz markiert. Hier waren die Welpen weniger erfolgreich. Der Dritte Test wurde durchgeführt, um ausschließen zu können, dass die Welpen das Leckerli nicht durch ihre Spürnase finden, sondern durch die Interaktion mit dem Menschen.
Außerdem wurde auf Basis eines Bayesschen Modells errechnet, inwieweit dieser Erfolg der Welpen mit ihren Genen zu tun hat. In die Berechnung flossen Faktoren wie Rasse, Geschlecht, Alter und Aufzuchtort mit ein. Natürlich reagierten nicht alle Welpen gleich, sondern es gab Variationen im Verhalten. Dabei stellten die Forschenden fest, dass mehr als 40 Prozent der Variation in der Fähigkeit der Welpen, einem Fingerzeig zu folgen, einen genetischen Ursprung haben. Das Gleiche gilt für die Abweichungen, die zwischen den Welpen beim Blickverhalten festgestellt wurden.
Hunde brauchen Menschen
Auch Juliane Bräuer vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena ist überzeugt davon, dass Hunde eine angeborene Tendenz haben, die Interaktion mit Menschen besonders schnell zu verstehen. Interessant ist nämlich, dass Wölfe, die mit der Hand aufgezogen wurden, nicht auf Zeigegesten reagieren.
Der Hund hat offensichtlich schon lange, vermutlich 30.000 Jahre lang, erlebt, dass ihm etwas gezeigt wird, weil Zeigen für uns Menschen eine unglaublich große Rolle spielt.
Aber Hunde können nicht nur unsere Zeigegesten lesen, sondern sie wissen auch ganz genau, wann wir sie beobachten. In einem Experiment hat die Wissenschaftlerin getestet, ob Hunde erkennen, was wir sehen. Die Hunde durften ein Leckerli nicht essen. Hat der Mensch den Hund angeschaut, hat der Hund das Leckerli tatsächlich nicht angerührt. Schaute der Mensch allerdings weg, hat er es genommen.
Hunde sind für Menschen gemacht, sie brauchen unsere Interaktionen, unsere Nähe und ziehen uns, laut Juliane Bräuer, auch anderen Hunden vor. Und sie haben bemerkenswerte Fähigkeiten, uns Menschen zu lesen.
Unsere Erkenntnisse könnten auf einen wichtigen Teil der Domestikationsgeschichte hindeuten. Tiere mit einer Neigung zur Kommunikation mit Menschen könnten in Wolfspopulationen ausgesucht worden sein und so den Startschuss für den Aufstieg des Hundes gegeben haben.
Der nächste Schritt in der Forschung wäre es, zu schauen, ob spezifische Gene identifiziert werden können, die mit diesem Verhalten zusammenhängen. Aktuell sammeln die Wissenschaftler:innen kognitive Daten und Blutproben ausgewachsener Hunde und planen, eine genomweite Assoziationsstudie durchzuführen.
JeS
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