Unser Immunsystem | Teil 1 Teil 1 | Haben Neugeborene schon ein Immunsystem?
Hauptinhalt
19. Oktober 2021, 13:53 Uhr
Unser Immunsystem wird mit Krankheitserregern wie Viren, Bakterien oder auch Pilzen fertig. Doch was genau ist unser Immunsystem und wie funktioniert es? Anhand wichtiger Kernfragen geht MDR WISSEN seiner Funktionsweise auf den Grund. Natürlich steht am Beginn die Frage: Kommen wir eigentlich schon mit einem Immunsystem auf die Welt?
Die gute Nachricht zuerst: Ein gesundes Neugeborenes kommt mit einem komplett entwickelten Immunsystem auf die Welt. "Wir wissen aus der sogenannten Embryologie, also der Forschung, die sich mit der Entwicklung des Menschen vor der Geburt beschäftigt, dass im Mutterleib im Prinzip das Immunsystem etwa ab der zehnten Schwangerschaftswoche beginnt, sich zu entwickeln", erklärt Prof. Dr. Fred Zepp, ehemaliger Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Mainz.
Grundkonzepte nach 21 Wochen vorhanden
Nach Angaben von Zepp werden zuerst Elemente der natürlichen Abwehrantwort ausgebildet. Erst ab der 14. Schwangerschaftswoche entwickle sich dann auch das sogenannte spezifische Immunsystem. Das sind jene Aspekte, die in der Lage sind, ganz speziell einen Krankheitserreger zu erkennen und auch abzuwehren. Etwa bei der Hälfte der insgesamt 40 Schwangerschaftswochen, bei Woche 21, sei "das Immunsystem in seinen Grundkonzepten vorhanden", so der Immunologe und Infektiologe. Allerdings ist das Immunsystem bei einem Kind, das etwa in der 24 Schwangerschaftswoche zu früh zur Welt kommt, "leider noch nicht so fit wie bei einer normalen Geburt nach neun Monaten", sagt Zepp.
Training beginnt mit der Geburt
Babys kommen also grundsätzlich mit einem voll ausgebildeten, aber untrainierten Immunsystem auf die Welt. Das Training beginnt mit der Geburt. Die Trainingsphase dauert mehrere Jahre. In dieser Zeit machen die Kinder zahlreiche Infekte durch. Sie lernen dabei ihre Umwelt kennen, nehmen mit jedem Atemzug kleine Mikroorganismen auf und atmen diese auch wieder aus.
Wichtigstes Organ ist der Darm
"Am intensivsten tauschen wir uns wahrscheinlich über unseren Darm aus", erklärt Zepp. Denn nach unserer Geburt müssen wir essen, um weiterleben zu können. "Und damit nehmen wir quasi einfach Herausforderungen aus der Umwelt in unserem Körper auf." Im Darm, genauer gesagt an der Darmwand, sitzen nämlich viele Tausende von kleinen Lymphknoten. Zepp bezeichnet sie als die "Abwehrzentren" unseres Immunsystems: "Und die kontrollieren: Was kommt alles so in den Darm hinein – das sind Bakterien, das können auch andere Stoffe sein – und lernen dann quasi in den nächsten Jahren, damit umzugehen."
"Impfung" durch Muttermilch
Vor der Geburt sorgt vor allem der mütterliche Organismus für die Entwicklung des Immunsystems des Ungeborenen. Doch auch nach der Geburt kann die Mutter weiter auf die Reifung des Immunsystems ihres Babys einwirken – etwa durch ihre Muttermilch.
Diese kommt einer Impfung gleich, wenn auch keiner gezielten, wie Prof. Dr. Thomas Boehm, Direktor am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg im Breisgau erklärt: "Das ist so, wie wenn sie eine Verletzung haben und ihren Impfpass nicht dabei haben und sie prophylaktisch eine Tetanusimpfung bekommen."
Die Muttermilch hilft dem Säugling mit etlichen Antikörpern. Diese entwickelt die Mutter selbst gegen aktuelle Keime. Besonders viele sogenannte Sekret-Antikörper sind in der Muttermilch enthalten. Diese schützen vor allem die Atemwege und den Darm des Kindes.
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/e64a0125-cbb3-40fd-9403-f7775ff96cd1 was not found on this server.