Eurovision Song Contest Was macht einen Song zum Hit und was hat das Wetter damit zu tun?
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13. Mai 2023, 10:07 Uhr
Können Sie noch Gewinnertitel des europäischen Song-Contests singen oder summen? Nächste Frage (während Sie noch überlegen): Was hat den einen Song zum Hit gemacht und den anderen in die Unter-ferner-liefen-Liga katapultiert? Und welche Rolle spielt das Wetter dabei? Fünf Fakten über Pop-Musik.
Fakt 1: Das Wetter beeinflusst den Platz in den Charts
Das ist der Überraschungsfaktor in Sachen Hit: Das Wetter! Es spielt tatsächlich eine Rolle, wenn es darum geht, ob sich Songs in die Charts einschreiben oder nicht. In einer im Mai 2023 veröffentlichten Studie wurden alle verfügbaren Songs erfasst, die von 1953 bis 2019 in den wöchentlichen britischen Top-Charts vertreten waren. Dann wurden die Wetterdaten dieser 67 Jahre genommen und drei Faktoren herausgefiltert: der monatliche Temperatur-Mittelwert, die monatliche Sonnenschein-Gesamtdauer und die Anzahl der Tage im Monat mit einer Niederschlagsmenge von mehr als 1 mm. In einem Rechenmodell wurde dann analysiert, ob sich hier Zusammenhänge auftun.
Die Analyse der Daten zeigte: Energiegeladene, tanzbare Songs, die positive Gefühle wie Freude und Glück hervorriefen, wurden positiv mit warmem und sonnigem Wetter in Zusammenhang gebracht; aber auch negativ mit regnerischen und kalten Monaten. Außerdem zeigte die Datenanalyse: Bei den Top Ten-Titeln waren die Wahrnehmungs-Schwankungen, ob ein Song positiv oder negativ konnotiert war, am stärksten auch mit Wetterschwankungen verknüpft. Bei Songs, die nicht zu den Top Ten zählten, zeigten sich dagegen keine Assoziationen. Daraus schließen die Forscher in Oxford: Tatsächlich kann das Wetter ein Faktor für den Chart-Erfolg eines Songs sein. Forschungsleiter Dr. Manuel Anglada-Tort sagt: "Diese Ergebnisse stellen die traditionelle Vorstellung in Frage, dass der Erfolg auf dem Musikmarkt allein auf der Qualität der Musik selbst beruht. Unsere Studie deutet darauf hin, dass günstige Umgebungsbedingungen wie warmes und sonniges Wetter bei den Hörenden positive emotionale Zustände hervorrufen. Und das kann sie dazu bringen, sich für energiegeladene und positive Musik zu entscheiden, die möglicherweise zu ihrer aktuellen Stimmung passt". Allerdings warnt der Forscher auch: "Es handelt sich hier um eine Korrelationsstudie, die Ergebnisse müssen mit Vorsicht interpretiert werden. Korrelation ist nicht gleichbedeutend mit Kausalität. Wir nutzen zwar Kontrollanalysen, um zeitliche und saisonale Dynamiken zu berücksichtigen. Wir können aber keine kausale Wirkung zwischen Wetter und Musikvorlieben nachweisen."
Fakt 2: Die Überraschung im Song ist das Salz auf der Butter
Aber was macht einen Song zum Hit? Aus der Forschung weiß man inzwischen, dass Menschen auch in Musikstücken "Cliffhanger" mögen. Wir mögen das Überraschende, wenn wir von Komponisten in der Schwebe gehalten werden. Zum Beispiel, wenn nicht unbedingt ein erwartbarer Akkord folgt, sondern ein anderer. Vincent Cheung und Stefan Koelsch vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften haben das untersucht und 80.000 Akkorde aus 745 US-Hits analysiert. Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichten sie im Fachmagazin "Current Biology". Ihr Fazit: "Songs, die wir als angenehm empfinden, sind wahrscheinlich diejenigen, die eine gute Balance erreichen zwischen unserem Wissen, was als nächstes passieren wird, und der Überraschung durch etwas, das wir nicht erwartet haben."
Fakt 3: Musik reduziert Schmerz
Das stimmt tatsächlich. Vielleicht kennt das jemand vom Joggen. Mit der richtigen Musik im Kopf oder auf dem Ohr läuft es sich oft leichter. Warum eigentlich? "Schmerz und Spaß hängen im Gehirn zusammen", erklärt Psychologe Stefan Kölsch.
Er sagt im Gespräch mit MDR WISSEN im Podcast "Meine Challenge: "Wenn ich Schmerzen empfinde und sozusagen ein paar Spaß-Moleküle in die Waagschale werfen kann, dann wird der Schmerz dadurch schon etwas geringer." Und er führt weiter aus: "Wir können die schmerzreduzierenden Effekte von Musik steigern, indem wir uns an der Musik beteiligen: den Takt mitklopfen, laut oder innerlich mitsingen, zur Musik atmen." Denn dann ist unser Gehirn mit Spaß haben beschäftigt, und hat weniger Ressourcen, um sich mit dem Schmerz zu beschäftigen. Nicht umsonst läuft in vielen Zahnarzt-Praxen Musik in den Behandlungszimmern. Und es muss auch nicht Popmusik sein, sondern die Musik, die einen emotional berührt.
Fakt 4: Musik machen hält das Gehirn jung
In der Studie wurde untersucht, ob Musizieren das Gehirn vor dem Altern schützt. Dazu wurden die Gehirne dreier Gruppen von Testpersonen, also von Berufsmusikern, Amateurmusikern und Nicht-Musikern verglichen. Dabei zeigte der Vergleich, dass Musizieren eine altersverlangsamende Wirkung auf das Gehirn hat. Die Studie Keeping brains young with music lesen Sie hier.
Fakt 5: Popmusik wird immer trauriger
Echt jetzt?! Tatsächlich hat das eine Studie der Lawrence Technical University in Michigan nachgewiesen. Per automatischer Stimmungsanalyse wurden 6.150 Billboard 100-Songs aus der Zeit von 1951 bis 2016 untersucht. Das Ergebnis ist deutlich: Neuere Popsongs vermitteln eher Gefühle wie Wut, Ekel, Angst und Traurigkeit. Freude, Zuversicht und Offenheit in Popsongtexten sind dagegen zurückgegangen.
Links/Studien
Die Studie Here comes the sun: music features of popular songs reflect prevailing weather conditions können Sie hier im Original lesen. Die Forschungsarbeit zur Stimmung in Popsongs Quantitative Sentiment Analysis of Lyrics in Popular Music Popsongs lesen Sie hier.
lfw
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | BRISANT | 12. Mai 2023 | 18:10 Uhr