Bildung Endgegner beim Lernen: Das Smartphone
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03. Dezember 2024, 15:17 Uhr
Was lenkt junge Leute am stärksten und häufigsten vom Lernen ab? Andere Menschen im Raum? Hintergrundgeräusche vom Radio, Fernseher, der Baustelle nebenan, Straßenverkehr, der Spielplatz mit kreischenden Kindern? Die IU Internationale Hochschule hat in einer Untersuchung zum Lernen den Störfaktor Nummer 1 identifiziert.
Das Smartphone lenkt besonders viele junge Menschen vom Lernen ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine Erhebung der IU Internationale Hochschule, die ihren Hauptsitz in Erfurt hat. Demnach nannten rund zwei von drei Befragten im Alter von 16 bis 25 Jahren das Smartphone als Störfaktor. Damit waren die Geräte der am häufigsten genannte Ablenkungsgrund in der sogenannten Generation Z, die zusätzlich noch besonders stark von Social Media abgelenkt wird. Auch bei Menschen zwischen 26 und 40 gilt das Handy als größter Ablenkungsfaktor. Wer noch älter ist, hat es dagegen mit einem ganz anderen Lern-Gegner zu tun, nämlich mit der Müdigkeit, heißt es in dem Bericht. Für die Studie wurden in Deutschland 2.500 Menschen zwischen 16 und 65 Jahren befragt.
Und wie ist es mit der Lern-Ausdauer?
Tatsächlich zeigt sich hier ein enormer Wandel. Etwa die Hälfte der Menschen in Deutschland kann der Befragung zufolge nach eigener Einschätzung ein bis zwei Stunden konzentriert lernen. 17,2 Prozent schaffen nur noch eine halbe Stunde. Aber es gibt auch Ausnahmen: 14,2 Prozent können drei bis vier Stunden konzentriert lernen.
Sozialwissenschaftlerin Ulrike Lichtinger von der IU erklärt die Hintergrunde für diese enormen Unterschiede: "Die Generation Z ist in einer digitalen Umgebung aufgewachsen. Und die fördert letztlich fragmentierte Aufmerksamkeitsmuster." Multi-Tasking bedeutet ihr zufolge, permanente Konzentrations-Unterbrechungen. "Und bei der jungen Generation ist das mit Apps wie Snapchat oder Tiktok nochmal extremer."
Lernen heutige Generationen anders als frühere?
Ältere Generationen seien es zudem eher gewohnt gewesen, sich an Lern-Settings anzupassen, um Erfolg zu haben. Das sei heute etwas anders. "Die Generation Z ist viel selbstbestimmter aufgewachsen. Die Lern-Settings sind dieser Autonomie und Selbstbestimmung aber nicht in dem Maße nachgekommen."
Das zeigt sich zum Beispiel auch an verändertem Lernverhalten wie in der Generation im Alter von 26 bis 40 Jahren: Sie greifen häufiger auf digitale und interaktive Lerntools als die Generation X und die Babyboomer zurück. Wer Kinder zuhause hat, kennt das vermutlich: Grundschulkinder arbeiten und üben zuhause schon ganz selbstverständlich mit Lern-Apps, die in der Schule erklärt und benutzt werden. Noch ältere Kinder probieren gezielt Apps aus, und suchen online nach Erklärhilfen und Übungstools für verschiedenste Fächer.
Wie lernt man heute?
Fast überraschend, wenn man dann sieht, womit am häufigsten gelernt wird: knapp 60 Prozent der Befragten lernen am häufigsten mit gedruckten Lernmaterialien wie Büchern oder Skripten. 45 Prozent nutzen auch Videos mit Lerninhalten oder Erklärungen. Und fast die Hälfte (45,8 Prozent) der Menschen lernt mit selbsterstellten Dokumenten, mit Zusammenfassungen oder Karteikarten. Diese Top-3-Nennungen zeigten sich bei allen Generationen.
Aber was bedeutet all das für die Zukunft der Wissens-Vermittlung?
Ulrike Lichtinger fordert angesichts der Ablenkung durch Smartphones und Social Media: "Wir müssen neue Ansätze entwickeln, um die Konzentrationsfähigkeit und Lernumgebung gerade für junge Menschen zu verbessern." Bildungsprogramme sollten verstärkt auf Medienkompetenz setzen. Nur so könnten die jüngere Generation lernen, Ablenkungen zu minimieren und ihre Lernziele effektiver zu erreichen.
Wie hält man das Handy als Störfaktor beim Lernen in Schach?
Ulrike Lichtlinger empfiehlt, sich beispielsweise 20-minütige Lernphasen vorzunehmen und das Handy in der Zeit auszuschalten. Wichtig sei ein aufwendiger Zugang zum Smartphone: "Das kann man mit Handykäfigen erreichen, oder auch, indem man das Smartphone einfach in ein anderes Zimmer legt."
Eine Klinik, die unter anderem Menschen mit Handy-Sucht behandelt, hat eine ganze Liste von Hilfen erstellt, die auch sinnvoll sein können, wenn man ungestört Lernen will. Hier raten die Experten sogar, das Handy von einem Dritten wegsperren zu lassen, sich die Chat-Verläufe auszudrucken um zu sehen, wie wenig wirklich wichtige Informationen ausgetauscht werden. Hilfreich könnten auch eine Handy-Attrappe oder ein Antistressball sein, den man knetet. Oder einfach das Handy ausschalten, während man lernt.
Links/Studien
Den Lernreport 2024 der IU Internationale Hochschule lesen Sie hier.
Hier finden sie die ausführliche Liste zur Handysucht-Eindämmung einer Klinik.
lfw/dpa/idw/iu Internationale Hochschule
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 03. Dezember 2024 | 14:30 Uhr
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