Arzneimittelkandidat Medikament gegen Hand-Fuß-Mund-Krankheit
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22. September 2020, 15:23 Uhr
Kennen Sie die Hand-Fuß-Mund-Krankheit? Dann hatten Sie vermutlich mit kleinen Kindern zu tun. Bisher war gegen diese Infektionskrankheit kein Kraut gewachsen. Jetzt gibt es einen vielversprechenden Arzneimittelkandidaten.
Meist sind es Eltern, die solche Neuigkeiten austauschen: "Hannes kommt nicht in den Kindergarten, er hat die Hand-Fuß-Mund-Krankheit." Oft grinst dann das Gegenüber, vor allem, wenn das eigene Kind dem Virus noch nicht begegnet ist. Die Assoziation mit der Maul- und Klauenseuche aus dem Tierreich liegt sprachlich zwar nahe, aber die Infektionskrankheit MHFK hat mit der tierischen Maul- und Klauenseuche absolut nichts am Hut.
Ziel: Enterovirus 71 stoppen
Ein Kraut war gegen den Krankheitserreger der HFMK, die nur beim Menschen vorkommt, bisher nicht gewachsen: Das Enterovirus 71 infiziert eine menschliche Zelle, injiziert seine RNA in die Zelle und übernimmt das Kommando in der internen Maschinerie, und stellt munter Kopien von sich selbst her. Die wiederum wandern in benachbarte Zellen und infizieren diese. Bisher kannte die Forschung schon die Stelle in der RNA, wo der Replikationsprozess stattfindet. Unklar war aber bisher, was den Kopierprozess stoppen könnte.
Wie verläuft eine Hand-Mund-Fuß-Krankheit
Die Krankheit beginnt mit Fieber, wenig Appetit und Halsschmerzen. Nach ein bis zwei Tagen zeigen sich im Hals schmerzhafte Schleimhautveränderungen, meist in Form von kleinen roten Flecken, Bläschen, Geschwüren. Nach weiteren ein bis zwei Tagen treten ebene oder erhöhte rote Flecken auf Handflächen oder Fußsohlen auf. Manchmal bilden sich dort auch Blasen. Möglich sind diese Exantheme (Hautausschläge) auch am Gesäß, im Genitalbereiche, an Knien oder Ellenbogen. Nach fünf bis sieben Tagen ist meist alles überstanden. Die Viren werden übrigens noch Wochen nach Symptomende ausgeschieden. In Deutschland besteht keine krankheits- oder erregerspezifische Meldepflicht über eine Infektion. Vorbeugende Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus sind regelmäßiges Händewaschen mit Seife nach dem Stuhlgang. (Quelle: RKI)
Wie und wo man den Kopierprozess verhindern kann
Dass man noch nichts gefunden hat, um die Infektion auszubremsen, liegt möglicherweise daran, dass die Forschung bisher das Falsche ins Visier genommen hat. Das jedenfalls vermutet die Chemikerin Amanda Hargrove von der Duke University in den USA.
Sie und ihr Team haben bei Forschungen in der RNA-Region, die sich aufspaltet wie eine Haarnadel, in der das Virus ansetzt, um sich kopieren zu lassen, ein Molekül mit dem Namen DMA-135 identifiziert. DMA-135 dringt in infizierte menschliche Zellen ein und heftet sich an die Oberfläche der Wölbung.
So entsteht in dieser Region ein Knick, der den Zugang zu einem anderen Molekül öffnet, ein Repressorprotein, das das "Auslesen" der genetischen Instruktionen des Virus blockiert und so das Viruswachstum in seinen Bahnen stoppt. Tatsächlich funktionierte das bei einem Experiment, das Molekül hinderte das Virus daran, sich in menschlichen Zellkulturen im Labor aufzubauen. Noch ist nicht klar, ob das auch im menschlichen Organismus funktioniert. Wenn ja, werden, bis aus diesen Erkenntnissen ein Medikament entwickelt wird, noch mindestens fünf Jahre vergehen, schätzt Forscherin Hargrove. Ihre Forschung wurde im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht.
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