Anstieg von Meeresspiegel Bakterien lassen Grönlands Eis schneller schmelzen
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18. Januar 2021, 16:09 Uhr
Bakterien sind mit verantwortlich, dass Grönlands Eisschild schneller schmilzt. Sie setzen eine "Rückkopplung" aus Sedimentablagerung, Sonnenlicht-Absorption und Eisschmelze in Gang, die den weltweiten Meeresspiegel steigen lässt.
Bakterien sind wahrscheinlich Auslöser für ein stärkeres Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes und damit ein möglicher Grund für den Anstieg des weltweiten Meeresspiegels. Wie aus einer Studie unter Federführung von Wissenschaftlerinnen der Rutgers University New Brunswick im US-Bundesstaat New Jersey hervorgeht, sorgen die Mikroben dafür, dass das Sediment in den Schmelzwasserbächen des Grönländischen Inlandeises verklumpt. Das wiederum ist der Grund für starke Sedimentablagerungen, die besonders viel Sonnenlicht absorbieren und damit die Eisschmelze deutlich verstärken, so die Quintessenz der in der Zeitschrift Geophysical Research Letters veröffentlichten Studie.
Bakterien lassen Sediment verklumpen
Studien-Hauptautorin Sasha Leidman, Doktorandin der Abteilung Geografie an der Rutgers University, sagt dazu: "Wir fanden heraus, dass sich Sediment in diesen Bächen nur dann ansammeln konnte, wenn Bakterien im Sediment wuchsen und es zu Kugeln verklumpen ließen, die 91 Mal so groß waren wie ihre ursprüngliche Größe." Leidman ist sich sicher, dass diese durch Cyanobakterien versursachten Verklumpungen der Grund für die extrem starken Sedimentablagerungen sind, die bis zu einem Viertel des Bachgrundes grönländischer Schmelzwasserbäche bedecken. Würden die Bakterien nicht im Sediment wachsen, gäbe es keine Verklumpungen und fast das gesamte Sediment würde einfach ins Meer gespült. Die Forscherin geht davon aus, dass in diesem Fall allenfalls etwas mehr als ein Prozent der Bachböden von Sedimenten bedeckt wären, wodurch viel weniger Sonnenlicht absorbiert werden würde.
"Rückkoppelung" kann zu Meeresanstieg führen
Der Studie zufolge hängt die von den Schmelzwasserbächen absorbierte Sonnenenergie damit unmittelbar von der Gesundheit und Langlebigkeit der Cyanobakterien ab. Hauptautorin Leidman vermutet, dass eine weitere Erwärmung in Grönland zu noch größeren Sedimentablagerungen in den Gletscherbächen führen könnte, die ihrerseits die Absorption von noch mehr Sonnenenergie verstärken würden. Das Abschmelzen des Grönlandeises würde dadurch weiter verstärkt. "Da der Klimawandel dazu führt, dass ein größerer Teil des Eisschildes von Bächen bedeckt wird, kann diese Rückkopplung zu einem Anstieg des grönländischen Beitrags zum Meeresspiegelanstieg führen", warnt Leidman.
Fast drei Millionen Kubikkilometer Eis
Das Szenario ist keine reine Abstraktion. Immerhin bedeckt der Grönländische Eisschild (82 Prozent der Inselfläche) mit 1,8 Millionen Quadratkilometern eine Fläche, die fünfmal so groß wie Deutschland ist. Der 2.530 Kilometer lange und bis zu knapp 1.100 Kilometer breite Eispanzer ist an seiner dicksten Stelle knapp über 3.366 Meter und im Durchschnitt immer noch 1.673 Meter stark. Fast drei Millionen Kubikkilometer (2.911.000) umfasst das Eisvolumen des Grönlandschildes. Würde es komplett abschmelzen, würde das einen Anstieg des weltweiten Meeresspiegels um sieben Meter zur Folge haben. Eine Stadt wie Hamburg, die im Schnitt sechs Meter über Null liegt, würde weitgehend in den Meeresfluten versinken. Auch zahlreiche andere Großstädte, niedrig gelegene Inseln und Länder auf der ganzen Welt wären gefährdet.
Genauere Vorhersage von Eisschmelze
Die Analyse der Sedimentzusammensetzung und Sedimentbildung in den Gletscherbächen des Grönlandeises ist die erste Studie ihrer Art weltweit. Die Wissenschaftler untersuchten dafür exemplarisch einen knapp 130 Meter langen Gletscherbach im Südwesten Grönlands. Sie flogen ihn mit Drohnen ab, machten Messungen und nahmen Sedimentproben. Ihre Erkenntnisse können in Klimamodelle einfließen und zu genaueren Vorhersagen der Eisschmelze führen, betonen die Wissenschaftler.
(dn)
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