Haben Sie auch diese "Superkraft"? Die Gesichtserkennungs-Profis: Super-Recognizer bei der Polizei
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18. Mai 2022, 09:55 Uhr
Würden Sie eine flüchtige Bekanntschaft auch Jahre später sofort wiedererkennen? Es gibt Menschen, für die ist das eine leichte Übung. Die Polizei setzt solche sogenannten Super-Recognizer in einigen Bundesländern ein. Auch Berlin und Sachsen suchen nun solche Menschen. Aber was steckt eigentlich hinter dieser außergewöhnlichen Fähigkeit?
Es ist so eine Art Superkraft: Super-Recognizer erkennen Menschen wieder, die sie nur kurz gesehen haben. Die erste Einheit wurde bei Scotland Yard in London gegründet. Sie hat unter anderem die Männer gefunden, die hinter der Vergiftung des Ex-Spions Skripal und seiner Tochter steckten.
Kein Wunder also, dass die deutsche Polizei da auch einige Einsatzmöglichkeiten vorschweben, wie Simon Rjosk vom LKA Berlin im Gespräch mit MDR WISSEN erläutert: "Zum Beispiel in herausragenden Lagen: Das könnten zum Beispiel terroristische Anschlagsfälle sein, dass wir die noch besser aufklären oder sogar verhindern können. Es könnte aber auch denkbar sein, dass wir sie nutzen, um Serienstraftaten noch besser zuzuordnen und aufzuklären oder auch in der täglichen Fahndung, zum Beispiel bei der Zuordnung von Fahndungsbildern."
Auch Sachsen sucht SuperRecognizer
Das Landeskriminalamt Berlin sucht derzeit in den Reihen der Berliner Polizei nach solchen sogenannten Super-Recognizern. Dafür wurde extra ein mehrstufiger Test entwickelt, denn Menschen mit diesem Talent sind selten. Nur rund zwei Prozent der Bevölkerung gelten als weit überdurchschnittlich begabt. Zwischen ihnen gibt es auch Unterschiede, weiß Rjosk: "Eine Person kann sich vielleicht über lange Zeit, auch über Jahrzehnte Gesichter merken oder die auch nach Alterung leicht wiedererkennen. Andere können mit wenigen visuellen Informationen besser umgehen, also auch Personen auf Bildern oder Videos mit schlechter Bildqualität wiedererkennen oder wenn die eine Kappe ins Gesicht gezogen haben." Die Suche in Berlin geht noch bis Ende des Jahres. Die Polizei Sachsen hat ähnliche Pläne angekündigt und sich bereits von den Berlinern beraten lassen. In Bayern oder Baden-Württemberg zum Beispiel hat man bereits Super-Recognizer im Einsatz.
Ein Talent, das man hat oder nicht
Diese spezielle Fähigkeit lässt sich nicht erlernen, sagt Lara Aylin Petersen von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Die Psychologin schreibt eine Promotion zum Thema Gesichtserkennungsfähigkeiten. "Es sieht nach angeboren aus, denn die Trainingsstudien sagen bislang, dass man nicht wirklich besser wird durch Training. Die aktuellen Trainings und die Ideen, die man hat, führen noch nicht zur Verbesserung und wenn man das zum Beispiel auch mit Polizeibeamt:innen vergleicht, die jahrelange Erfahrung haben in dem Bereich, auch die sind nicht besser als zum Beispiel eine studentische Kontrollstichprobe."
Petersen zufolge sind Super-Recognizer ein sehr junges Forschungsfeld. Erst seit etwas mehr als zehn Jahren wisse man definitiv, dass Gesichtserkennung ein eigenes Spektrum ist. So, wie es einigen sehr schwer fällt, gebe es auch solche, die außergewöhnlich gut darin sind. Warum das so ist, wisse man noch nicht, so Petersen. Es spreche aber viel dafür, dass bei Super-Recognizern gleich mehrere Prozesse im Gehirn etwas anders ablaufen könnten. Doch bevor die Ursache dafür erforscht wird, müssen erst mal Grundlagen geschaffen werden, sagt die Wisenschaftlerin, und dafür müssen noch Tests entwickelt werden.
Sind Sie selbst ein SuperRecognizer?
Die ersten Test-Verfahren zur vergleichenden Gesichtserkennung sind bereits entwickelt und werden weiter ausgebaut, unter anderem an der Londoner University of Greenwich. Hier hat das Forschungsteam einen Screening-Test auf seiner Website superRecognizers.com online gestellt. Hier können alle testen, ob potentiell eine echte Superkraft in einem schlummert.
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