Ein kind läuft durch einen Springbrunnen.
Abkühlung in einem Springbrunnen in Montreal, Ostkanada: Das Land erlebt derzeit extreme Hitzerekorde, vor allem im Westen. Bildrechte: IMAGO / ZUMA Press

Klimawandel Tödliche Hitze: Warum trifft es gerade Kanada und die USA?

30. Juni 2021, 16:04 Uhr

50 Grad Celsius in Regionen, die eigentlich für arktische Kälte bekannt sind: Die USA und Kanada aber auch Russland erleben aktuell katastrophale Folgen des Klimawandels. Zahlreiche Menschen sind bereits gestorben.

Wie schon in den vergangenen Sommern zeigen sich auf der Nordhalbkugel aktuell wieder die katastrophalen Folgen der Klimaerwärmung. In Deutschland führt eine Serie von Unwettern zu Wasserschäden und Überflutungen. Der Nordwesten der USA und Kanada hingegen erleben eine Hitzewelle, die lebensbedrohliche Ausmaße angenommen hat. In der kanadischen Kleinstadt Lytton wurden am Montagnachmittag laut Medienberichten 49,5 Grad Celsius erreicht. Auch in den Metropolen Seattle, Portland und Vancouver liegen die Temperaturen seit Tagen über 40 Grad Celsius. Die kanadische Provinz British Columbia zählt bereits über 100 Hitzetote.

Hitzeschlag kann zu plötzlichem Tod führen

Florian Rakers, Neurologe am Universitätsklinikum Jena, beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit den Folgen des Klimawandels für die menschliche Gesundheit. Er beobachtet die Hitzewelle am Nordwestpazifik derzeit aus der Ferne mit Sorge. "Die Hitze bedeutet Schwerstarbeit für den Körper. Der will seine Temperatur stabil bei maximal 37 Grad halten. Steigt die Umgebungstemperatur darüber hinaus, muss er zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um das System stabil halten zu können", erklärt er.

In der Regel schwitzen Menschen dann stark, weil der verdunstende Schweiß Verdunstungskälte erzeugt. "Das funktioniert aber nur, wenn wir genug Wasser im Körper haben", sagt Rakers. Gerade bei älteren Menschen sei das häufig ein Problem. Weil sie weniger Durstgefühl hätten, trinken die meisten von ihnen weniger und trocknen dann bei starker Hitze schnell aus.

Temperaturen um 50 Grad Celsius, wie sie in Amerika aktuell beobachtet werden, können aber auch für jüngere Menschen schnell tödlich werden. Das zeige das Beispiel des Nationalparks "Death Valley" in Kalifornien, wo regelmäßig 50 Grad und mehr erreicht werden und schon häufiger Touristen gestorben sind. Rakers: "Tragen Menschen dort keine Kopf- und Nackenbedeckung, kann die direkte Sonneneinstrahlung die Hirnhäute erhitzen, die darauf mit einer Entzündung reagieren und Wasser einlagern." Dieses als Sonnenstich bekannte Phänomen könne schon nach kurzer Zeit auftreten und mitunter tödlich enden.

Hitzerekorde auch in der russischen Arktis

Grund für die anhaltende Hitze ist das gleiche Klimawandelphänomen, das bei uns zu den Hitze- und Dürresommern 2018 und 2019 geführt hat: Der schwache Jetstream in der oberen Atmosphäre. Eigentlich treibt dieses ostwärts um den Polarkreis fegende Band starker Höhenwinde die Wettersysteme in Bodennähe kontinuierlich nach Osten. Schwächelt der Jet, bleiben manche Hochs über Wochen an einem Ort stehen. Unter ihnen baut sich die Hitze immer weiter auf. "Solche Wetterextreme werden mit dem vom Menschen verursachten Klimawandel wahrscheinlicher", sagt Dim Koumou, Klimatologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Koumou beobachtet aktuell nicht nur die Hitzeglocke über dem Nordwestpazifik. Auch die russische Arktis ist ungewöhnlich heiß. "In der Nähe von Werchojansk, bekannt als einer der kältesten Orte der Welt, wurde am 21. Juni ein neuer Höchstwert von mehr als 40 Grad Celsius gemessen." Das zeigten Satellitendaten von Copernicus, dem Erdbeobachtungsprogramm der EU. Damit sei der bisherige Rekord von 38 Grad Celsius übertroffen worden, der erst vergangenes Jahr aufgestellt wurde.

Klimahitze kann jederzeit auch Deutschland treffen

Gelingt es nicht, die Emissionen auf null zu reduzieren und die Erwärmung zu bremsen, dann ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die nächste, für viele Menschen potenziell tödliche Hitzewelle über Deutschland hereinbricht. "Dann müssen wir vielleicht von Menschen aus der Sahara-Region lernen, wie man mit solchen Bedingungen umgehen kann", sagt Rakers und nennt als Beispiel die Bekleidung: Weiße Kopf- und Nackenbedeckungen, sowie lauwarme statt kalte Getränke seien dort bewährte Strategien. In Kanada und den USA rechnen die Meteorologen mit einem Ende der aktuellen Rekordhitze nicht vor Ende der Woche.

Modell einer Erde dampft und ist mit Pflastern beklebt 45 min
Bildrechte: MDR Wissen
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