MDR WISSEN-NEWS Frühkindlicher Stress kann schädlicher sein als Kopfverletzungen
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13. November 2023, 16:55 Uhr
Forschende der Ohio State University fanden heraus, dass frühkindlicher Stress das Gehirn nachhaltiger belastet, als leichte Kopfverletzungen, die bei Kleinkindern durch Stürze oder Kollisionen immer wieder vorkommen. Die Veränderungen ließen sich bei Ratten bis ins Erwachsenenalter nachvollziehen.
Kann Stress in der frühen Kindheit die Folgen von Verletzungen am Kopf verstärken und vielleicht sogar die Gesundheit von Erwachsenen beeinträchtigen? Das wollten Forschende in den USA mithilfe von Labortieren herausfinden, in diesem Fall Ratten. Dabei kamen sie zu überraschenden Erkenntnissen. In ihrer Studie war Stress deutlich schädlicher als ein Schlag auf den Kopf: Stress veränderte das Aktivierungsniveau von deutlich mehr Genen im Gehirn.
Die Forschenden trennten neugeborene Ratten vorübergehend 14 Tage lang täglich von ihren Müttern, um Stress auszulösen. So sollten die Auswirkungen negativer Kindheitserfahrungen nachgeahmt werden. Am 15. Tag erhielten die gestressten und die nicht gestressten Ratten unter Narkose entweder eine erschütterungsähnliche Kopfverletzung oder sie wurden nicht verletzt. Die Forschenden konnten so drei Bedingungen vergleichen: gestresste sowie ungestresste Ratten und gestresste Ratten mit Kopfverletzung. Diese wurden mit ungestressten, unverletzten Tieren verglichen.
Unter anderem stellten die Forschenden fest, dass sich sowohl Stress allein als auch in Verbindung mit einer Kopfverletzung auf die Signalisierung des Hormons Oxytocin auswirkt. Das Hormon ist sowohl an der Reaktion auf Stress als auch an der Heilung beteiligt. Im Verhaltenstest mit Ratten, die bis zum Erwachsenenalter gealtert waren, neigten nur die Tiere, die frühkindlichen Stress erlebt hatten, dazu, sich einem größeren Risiko auszusetzen, indem sie einen weitläufigen Raum betraten, obwohl sie dort vor potenziellen Raubtieren ungeschützt sind.
Die Forschenden sagen, dass diese Daten in Bezug auf das Risikoverhalten mit denen aus der Humanmedizin übereinstimmen. So könne frühkindlicher Stress etwa das Risiko für bestimmte Erkrankungen wie ADHS erhöhen, die durch ein risikofreudigeres Verhalten oder Drogenkonsum gekennzeichnet sein können. Die Forschenden weisen daher darauf hin, dass frühkindlicher Stress ein nicht zu unterschätzender Faktor für das spätere Erwachsenenleben sein kann und es umso wichtiger ist, dass schädliche Kindheitserfahrungen bewältigt werden sollten. Die Forschenden werden ihre Studien zu diesem Thema in Zukunft noch erweitern.
Links/Studien
Die Erkenntnisse der Forschenden wurden am 12. November auf der Jahrestagung der Society for Neuroscience, Neuroscience 2023 vorgestellt.
Examining the impact of early life stress and pediatric TBI on the developing hippocampal transcriptome and behavioral development in rats.
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