Luftfahrt Fliegendes Auto aus der Slowakei hat Flugerlaubnis
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28. Januar 2022, 15:56 Uhr
In der Slowakei hat eine Firma den Begriff "Luftfahrt" beim Wort genommen und ein fliegendes Auto gebaut. Jetzt hat das "Aircar 1" die offizielle Erlaubnis abzuheben. Damit darf das Auto im europäischen Luftraum fliegen. Im Sommer 2021 war das Flugauto erstmals von einem Flughafen zum anderen geflogen.
Update 28.Januar 2022: Aircar 1 hat die offizielle Lizenz zum Fliegen. Das teilte das Unternehmen jetzt mit, das ein fliegendes Auto entwickelt hat und das nach eigenen Angaben jetzt reif ist für die Massenproduktion. Die vorgeschriebenen Sicherheitstests nach dem Standard der European Aviation Safety Agency (EASA) sind bestanden, 200 Starts und 70 Flugstunden sind absolviert. Die zuständige slowakische Behörde hat die entsprechende Flugerlaubnis erteilt. Das Gefährt wird zwischen 500.000 und einer Million Euro kosten.
Wer beim Stichwort "fliegendes Auto" an Harry Potter denkt, ist beim Anblick von Aircar 1 vielleicht enttäuscht. Das fahrende Auto aus der Slowakei verwandelt sich nämlich in ein fliegendes, indem die Flügel ausgeklappt werden und der Propeller am Heck des Gefährts angeworfen wird. Hinter der kompletten Entwicklung stecken etwa 100.000 Arbeitsstunden, sagen die Macher. Ob Unternehmer Peter Klein aus der Slowakei diesen Harry Potter-Band gelesen hat oder den Film kennt? Unternehmenssprecher Adam Hartley lacht: "Das weiß ich nicht, aber sicher ist, dass Stefan Klein von Kindesbeinen an mit Flugzeugen zu tun hatte, sowohl Vater und Großvater sind beide im Flugwesen unterwegs."
Wie Rons Vater im Harry Potter-Roman haben Stefan Klein und sein Team einem Auto Flugfähigkeiten verpasst und waren im Sommer 2021 in 35 Minuten die 75 Kilometer vom Flughafen Nitra zum Flughafen Bratislava geflogen. Ohne Stau oder kurvige Straßen, stattdessen in luftiger Höhe – in 2.500 Metern über dem Boden, bis 190 km/h schnell. Nach der Landung baute sich das Gefährt auf Knopfdruck wieder um zu einem straßengängigen Fahrzeug.
160 PS starker Motor genügt
Pilot und Fahrer war Firmengründer Stefan Klein, auf dem Beifliegersitz Co-Gründer des Unternehmens Anton Zajac. Unter der Haube: Ein 160 PS-BMW-Motor, hinten dran ein Propeller, sowie ein Fallschirm-Gesamtrettungssystem für den Fall der Fälle. Der Flug wurde der Firma zufolge von der zivilen Luftfahrtgesellschaft überwacht. Es war nicht der erste Flug des Aircars Prototyp 1. Damals hatte die Maschine 40 Flugstunden absolviert, inklusive diverser Stabilitäts- und Manövertests.
Und jetzt? Ein Auto das fliegt, kann das jeder steuern? "Alle, die einen Flugschein und Standard-Führerschein haben", bestätigt Firmensprecher Adam Hartley und setzt nach: "In zwölf bis 18 Monaten könnten die ersten Flugautos aus dem Hause Klein Vision ausgeliefert werden, das Unternehmen plant jetzt jedenfalls die Produktion." Und was kostet der Spaß? "Das ist die One-Million-Dollar-Frage," sagte Hartley im Sommer 2020 noch ausweichend, "es kommt auf die Ausstattung an, welche Features Sie in Ihre Ausstattung einbauen wollen, welche Radarsysteme, Satellitensysteme. Die Einweisung in das Flugsystem gehört natürlich dazu." Momentan ein Zweisitzer, der sicher mehr kostet als die herkömmliche Familienkutsche. Auch an einem Viersitzer wird gearbeitet. Und ein halbes Jahr, iM Januar 2022 ist dann auch klar, was fliegende Auto kosten wird: "Zwischen 500.000 und einer Million Euro", schreibt uns Anton Zajac.
Sprit kommt von der Tankstelle
Tanken üben muss man nicht, an jeder herkömmlichen Tankstelle kann man andocken, bestätigt Anton Zajac auf Anfrage von MDR WISSEN. Der Verbrauch entspricht dem eines herkömmlichen Autos, sowohl in Luft als auch auf der Straße hat es eine Reichweite von 800 bis 1.000 Kilometern. Ein Faktor hierbei: Das Gefährt bringt nur etwa 1.000 Kilos auf die Waage. Zum Starten und Landen eignen sich Gras oder Asphalt. Theoretisch also überall, wo Platz ist, oder wie es Anton Zajac gegenüber MDR WISSEN erklärt: "Vorausgesetzt man hat die Einwilligung des Infrastruktur-Inhabers."
Dank des frisch erworbenen Flugzertifikats darf Aircar 1 nun auch Europas Luftraum nutzen. "Wie bei allen Flüge, die die Grenze überqueren, muss ein Flugplan auf der Grundlage der EASA-Vorschriften eingereicht werden. Beim Grenzübertritt muss der Pilot die Frequenz auf die lokale Frequenz ändern und mit der lokalen Flugsicherung kommunizieren," erklärt Anton Zajac. Der erste internationale Flug soll noch 2022 stattfinden, vom slowakischen Nitra nach London. Allerdings nach bisherigen Plänen offenbar nicht via Leipzig, sondern München oder Frankfurt. Offen bleibt aber eine ganz andere Frage: Ist es sinnvoll und ökologisch, private Mobilität in die Luft zu verlagern.
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