Botanik Neue fleischfressende Pflanzen – Entdeckung dank Social Media
Hauptinhalt
18. Januar 2023, 14:40 Uhr
Das Internet ist gut für Funde aller Art. Botaniker haben jetzt am Bildschirm neue fleischfressende Pflanzen entdeckt und zwar unter anderem auf Naturfotografien von Laien, die in sozialen Medien geteilt worden waren.
Natur-Fotografien, die auf Internetplattformen veröffentlicht und verbreitet werden, sind eine wertvolle Quelle für die Biodiversitätsforschung. Das sagt Andreas Fleischmann; Kurator der Botanischen Staatssammlung München, und verweist auf die Funde eines internationalen Forschungsteams, das gerade die wissenschaftliche Beschreibung neuer fleischfressender Sonnentau-Pflanzen und veröffentlicht hat.
Die Forscher aus Madagaskar, Brasilien, Frankreich und der Botanischen Staatssammlung München hatten vier der sechs neu beschriebenen Arten in den sozialen Medien gefunden. Bislang waren nur drei Arten aus dem sogenannten Drosera-microphylla-Artkomplex bekannt. Eine davon identifizierte der Münchner Forscher: die Art Drosera arachnoides, "spinnenartiger Sonnentau". Den Namen verdankt sie ihren spinnenartigen, langen, haarigen Blättern. Sie kommt nur auf Madagaskar an feuchten Felsen eines Wasserfalls vor, allerdings ist ihr Lebensraum bedroht.
Zur Gattung Drosera (Sonnentau) gehören weltweit etwa 250 Arten. Die meisten davon gedeihen auf der Südhalbkugel der Erde. Ihre Blätter haben oft leuchtend-rote Tentakel, die klebrige Schleimtropfen abgeben. Bei vielen Pflanzen der Gattung können sich die Blätter bewegen und angelockte Insekten umfangen, deren Enzyme dann die Beute verdaut.
Internet und Laien helfen der Naturforschung
Dass Fotos und Meldungen von Laien von Pflanzen, Vögeln oder Insekten für die Biodiversitätsforschung ausgesprochen nützlich sind, belegte vergangenes Jahr eindrucksvoll die Naturgucker-Seite zur Meldung von Nosferatu-Spinnen Zoropsis Spinimata. Waren Anfang 2022 nur ganz vereinzelt solche Spinnen gesichtet worden, im mitteldeutschen Raum so gut wie keine, zeigte sich Ende des Jahres ein komplett anderes Bild.
Ähnlich spannend für die Naturforschung sind auch die Beobachtungen bei jährlichen Vogel- und Insektenzählungen, zu denen der NABU regelmäßig aufruft. Die Zählaktionen sensibilisieren einerseits die Bevölkerung für ihre direkte Umgebung, andererseits werden so auch Daten geschaffen, die der Forschung Hinweise auf Verbreitungen, wachsende oder schrumpfende Populationen einzelner Arten geben.
Links/Studien
Die Studie "Small Leaves, Big Diversity: Citizen Science and Taxonomic Revision Triples Species Number in the Carnivorous Drosera microphylla Complex (D. Section Ergaleium, Droseraceae) lesen Sie hier.
Hier finden Sie die Beschreibung der neuen Drosera-Art auf Madagaskar.
lfw
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 07. September 2022 | 13:00 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/198a7a17-913a-4a3f-bcda-3264bc82aaff was not found on this server.