Extreme Dürre "Noch zwei Jahre würde der Ackerbau bei uns nicht überleben"
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15. Januar 2020, 11:58 Uhr
Staubtrockene Böden, kaum Regen und abgestorbene Wälder: Im vergangenen Sommer ist wohl niemand mehr am Thema Dürre vorbeigekommen. Tatsächlich haben wir zwei besonders extreme Jahre hinter uns, die ihre Spuren hinterlassen haben. Am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig haben sich Wissenschaftler, Praktiker und Politiker zu einer transdisziplinären Konferenz getroffen. Denn klar ist in Anbetracht der fortschreitenden Klimaerwärmung: Das waren nicht die letzten Dürren.
Wenn Wissenschaft auf Alltag trifft
Es kommt immer mal wieder zu interessanten Momenten, wenn die Wissenschaft auf den Alltag trifft. In diesem Fall auf Landwirt Felix von Arnim. Auf die Frage, wie viele Dürre-Jahre sein Betrieb noch bewältigen könnte, antwortet er:
Wir haben jetzt zwei solche Jahre hinter uns, hatten davor bessere Jahre. Noch ein Jahr würde der Ackerbau vielleicht noch überleben, ein zweites nicht mehr. Was würde ich machen, wenn das mal die normalen Jahre wären? Das hält mich nachts wach…
Zwei-Grad-Jahre werden die Zukunft
Verständlich, denn Dürre-Jahre kommen mit fortschreitender globaler Erwärmung häufiger. Deshalb müssen Land- und Forstwirtschaft sich an die neuen Bedingungen anpassen, selbst wenn es gelingen sollte, den Klimawandel zu bremsen, sagt Prof. Georg Teusch, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Umweltforschungszentrums (UFZ).
Wenn 2018 in Deutschland ein 2,1- bis 2,2-Grad-Jahr war, dann ist doch logisch, dass wir uns auch an ein solches Jahr anpassen müssen - was ja die Zukunft sein wird, wenn denn das Pariser Abkommen eingehalten wird.
Die Wahrscheinlichkeit für Dürren erhöht sich mit jeder Erwärmung, erklärt Dr. Andreas Marx vom UFZ.
Das Wetter ist stabiler geworden, als es vor 50 Jahren war, und das führt letztlich dazu, dass die Extremereignisse in alle Richtungen sich extremer ausbilden.
Getreideernte so schlecht wie seit 24 Jahren nicht mehr
Der stabile Jetstream sorge dafür. Regnet es, dann regnet es lange - ist es heiß und trocken, dann bleibt das über einen längeren Zeitraum so. Welche Folgen das für die Landwirtschaft hat, zeigen die Zahlen für 2018: Die Getreideernte war so schlecht wie 24 Jahre lang nicht mehr, sagt Vera-Tatjana Gizewski von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Seit 1961 nehme die Zahl der trockenen Tage stetig zu.
Das heißt, dass wir häufiger Bodenfeuchten unterhalb einer Feldkapazität von 50 Prozent verfügbaren Bodenwassers haben und damit erste Anzeichen von Trockenstress, wo man dann normalerweise beregnen würde.
Doch das können bisher die wenigsten Landwirte in Deutschland. Die Wissenschaft soll deshalb Trockenstress-resistentere Pflanzen züchten und neue Anbaumethoden sowie Pflanzenschutzmittel entwickeln. Denn Wasser alleine werde keine Lösung sein.
Wir haben ungefähr drei Prozent der Ackerfläche, die bewässerungsfähig ist - das ist relativ wenig. Das Problem bei der Feldbewässerung allerdings ist, dass es sich bei den meisten Hauptackerkulturen auch bei trockenen und leichten Böden einfach nicht rechnet.
Und die Preise würden erheblich ansteigen. Deshalb ist die Wissenschaft angehalten, Lösungen zu finden - um die Land- und Forstwirtschaft anpassungsfähig an die neuen Bedingungen zu machen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 14. Januar 2020 | 19:07 Uhr
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