Umweg Asien Wie europäischer Plastikmüll im Meer landet
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02. Juli 2020, 16:33 Uhr
Viele europäische Länder, darunter auch Deutschland, sehen sich als Vorbild beim Recycling von Plastik. Eine neue Studie zeigt jetzt aber, auch europäischer Plastikmüll landet im Meer, weil er exportiert wird.
Wissenschaftler des Leipziger Umweltforschungszentrums haben vor fast drei Jahren festgestellt: 90 Prozent des Plastikmülls in den Weltmeeren gelangt durch zehn große Flüsse dort hin. Acht dieser zehn Flüsse liegen in Asien. Sind also die Staaten Südostasiens die großen Umweltsünder, während der Rest der Welt vorbildlich recycelt? Eine neue Studie aus Irland legt das Gegenteil nahe. Demnach stammt viel von diesem über Flüsse ins Meer getragenen Plastik tatsächlich aus Europa. Europäische Staaten exportieren Teile ihres Mülls einfach nach Asien – anstatt sie wieder zu verwerten oder zu entsorgen.
Fast die Hälfte aller Plastikabfälle wird exportiert
Im Journal "Environmental International" berichten die Wissenschaftler um George Bishop und David Styles, dass laut Handelsdaten 46 Prozent aller sortierten Plastikabfälle aus den europäischen Verursacherländern exportiert wird. Ein Großteil davon gehe in die Staaten Südostasiens, wo die Recycling- und Entsorgungssysteme oft unterentwickelt seien. Dort lande der Müll auf überfüllen Deponien und gelange von dort in die Flüsse und schließlich ins Meer.
Die Wissenschaftler haben auf Basis der Daten zum Plastikhandel und der Müllbehandlung in den jeweiligen Zielländern Modelle erstellt, welche Wege der europäische Plastikmüll genau einschlägt. Konkret untersuchten die Forscher dabei den Kunststoff Polyethylen, kurz PET, der zu den am häufigsten verwendeten Plastiksorten gehört.
31 Prozent der Recyclingmülls wird nicht recycelt
In ihren Berechnungen haben die Wissenschaftler Worst- und Best-Case-Szenarien unterschieden. Demnach gelangten 2017 zwischen ein und sieben Prozent allen exportierten PETs als Mikroplastik in die Meere. Das entspricht zwischen 32.000 und 180.000 Tonnen Plastikmüll. Die übrigen Mengen landeten auf Deponien, wurden verbrannt oder tatsächlich recycelt. Allerdings: Rund ein Drittel oder 31 Prozent des exportierten PETs werden der Studie zufolge nicht wiederverwendet.
Piet Lens, Professor an der Universität Galway und Leiter der Forschungsgruppe, macht die europäischen Gemeinden dafür verantwortlich, die Recyclingabfälle bis zum Ende im Auge zu behalten und eine zirkuläre Wirtschaft durchzusetzen. "Unsere Studie unterstreicht den Mangel an verfügbaren Daten über Kunststoffabfälle. Es ist nötig, erweitere Prüfpfade von Recyclingaktivitäten einzuführen und so den Handel mit Kunststoffabfällen neu zu regulieren."
Lecks im Recycling schließen
Die Studienautoren wiederum wollen Verbraucher ermutigen, weiterhin den Müll zu trennen. Das sei nicht sinnlos. Es müsse aber mehr unternommen werden, um die "Lecks" im Recyclingsystem zu schließen.
(ens)
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