Umweltverschmutzung Wie lässt sich das Recycling-Problem lösen?
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30. November 2022, 14:13 Uhr
Am 30. November stellt die europäische Kommission eine neue Strategie für die Kreislaufwirtschaft vor. Welche Probleme gibt es derzeit beim Recycling von Kunststoffen? Wie lassen sich diese lösen?
Die Schaffung einer Kreislaufwirtschaft ist eines der großen Ziele Deutschlands sowie der EU. Doch um das zu erreichen, muss noch einiges passieren. Einen weiteren Schritt in die richtige Richtung soll dabei eine neue Strategie der Europäischen Kommission machen, welche am 30. November vorgestellt wird.
Über die Hälfte des deutschen Plastikmülls verbrannt
Doch wie steht es eigentlich um die Verwertung von Kunststoffabfällen in Deutschland? Die kurze Antwort: es könnte besser laufen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 12,4 Millionen Tonnen an Kunststoffen verbraucht. Der größte Teil davon fiel auf die Bereiche Bau (27 %) und Verpackungsmaterialien (27 %). Als Abfall fielen letztlich 5,7 Millionen Tonnen an, von denen der größte Teil in Müllverbrennungsanlagen landete (53 %), der Rest wurde recycelt (46 %) oder anderweitig verwertet bzw. deponiert. Lediglich 16,3 Prozent der produzierten Kunststoffe wurden mittels recycelter Stoffe hergestellt.
Ein großer Teil der anfallenden Abfälle wird exportiert, auch wenn die Menge rückläufig ist. Seit 2010 hat sich die Menge von 1,5 Millionen Tonnen auf 700.000 Tonnen etwa halbiert.
Bereits jetzt existieren einige Regulierungen, die die Schaffung einer Kreislaufwirtschaft begünstigen sollen. So müssen in Deutschland beispielsweise 63 Prozent aller Kunststoffverpackungen recycelt werden, ebenso wurde die Pfandpflicht ausgeweitet und betrifft nun fast alle Einwegflaschen.
Woran hakt es derzeit?
Die derzeit noch verhältnismäßig niedrige Recycling-Quote in Deutschland hat eine Vielzahl von Gründen. Diese reichen von den Materialien, über die Sortierung der Abfälle bis hin zu den Recycling-Prozessen. So sind derzeit schlichtweg nicht alle produzierten Kunststoffe recycelbar. Das betrifft vor allem Verbundstoffe, die sich nachträglich nur schwer voneinander trennen lassen. Anreize für Produzenten, das Verpackungsdesign recycling-freundlicher zu gestalten, fehlen. Hinzu kommen Qualitäts- und Verfügbarkeitsprobleme, eine mangelnde Vorsortierung der Stoffe sowie Informationsdefizite bei Herstellern, Recyclingunternehmen und Konsumenten. Wird dennoch Rezyklat zur Produktion neuer Kunststoffe eingesetzt, so werden die Materialien oftmals downgecycelt, sie verlieren also an Qualität.
Pfand, Quoten, Zertifikate - Welche Lösungsansätze gibt es?
Wie lassen sich die genannten Probleme beim Recycling von Kunststoffen nun beheben? Ein Fact Sheet des Science Media Centers schlägt eine Reihe von Maßnahmen vor, die in Kombination Abhilfe schaffen könnten. Die Einführung von Quoten für das Recycling von Kunststoffen und die Nutzung von Rezyklaten könnten die Sortierung des Abfalls verbessern sowie die Verfügbarkeit und den Einsatz von recycelten Stoffen steigern. Grundsätzlich existieren derartige Quoten in Deutschland bereits. So müssen beispielsweise seit 2022 mindestens 63 Prozent der Kunststoffverpackungen recycelt werden, PET-Einwegflaschen müssen ab 2025 zu mindestens 25 Prozent aus Rezyklat bestehen – 2030 steigt dieser Wert dann auf 30 Prozent an.
Denkbar wäre ebenfalls die Bepreisung von schwer bzw. nicht-recycelbaren Kunststoffprodukten. Dies könnte bei den Herstellern Anreize setzen, neuere, recycling-freundlichere Produktdesigns zu entwickeln. Um dies jedoch sinnvoll durchzusetzen braucht es einheitliche und transparente Standards. Diese könnten durch Recycling-Zertifikate geschaffen werden, welche Informationen über die Recyclingfähigkeit sowie den Rezyklat-Anteil einzelner Produkte liefern. Auch die Schaffung von Ökodesign-Standards könnte die Situation verbessern. Die Recyclingfähigkeit von Kunststoffprodukten könnte hierdurch gesteigert werden, auch würde ein einheitlicheres Produktdesign die Sortierung erleichtern. Weitere Ideen betreffen einen Ausbau des Pfandsystems sowie die Einführung digitaler Produktpässe.
Umweltbundesamt befürwortet Entsorgungsabgabe von Unternehmen
Ein kürzliche veröffentlichte Studie des Umweltbundesamts (UBA) ergab, dass die Sammlung und Reinigung von Einwegplastik jährliche Kosten in Städten und Gemeinden von bis zu 434 Millionen Euro verursacht. Laut EU-Vorschriften sollen diese Kosten zukünftig von den Herstellern statt wie bisher von den Städten und Gemeinden getragen werden. Auf Basis der Studie schlägt das UBA die Einführung unterschiedlicher Kostensätze für die Müllentsorgung vor. Eine sinnvolle Abgabe für Einwegbecher aus Plastik wären demnach 1,23 Euro/kg, für kunststoffhaltige Filter von Zigaretten sollten gar 8,95 Euro/kg anfallen.
Maßnahmen können nur im Verbund wirken
Klar ist, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen nur gemeinsam Wirkung entfalten können, um so die Recycling-Situation nachhaltig zu verbessern. Die meisten der oben genannten Lösungsansätze werden in Deutschland und der Europäischen Union bereits von der Politik diskutiert. Soll der Umstieg auf eine Kreislaufwirtschaft gelingen, so ist eine Ausweitung des Kunststoffrecyclings unvermeidbar.
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mbe (mit Material von Science Media Center)