Mein Jahr mit Corona Ansteckungen der Ärzte verhindern: Die Rolle der Hygiene-Medizinerin
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09. März 2021, 11:02 Uhr
Wer ins Krankhaus muss, vertraut auf Sauberkeit und Hygiene. Aber wer sorgt dafür? Und wie wird eine Klinik vor gefährlichen Erregern wie dem neuartigen Coronavirus geschützt? Das ist Job der Hygiene-Professorin Iris Chaberny.
Noch Anfang März 2020 versammeln sich über 1.500 Fachleute am Uniklinikum Leipzig zu einem Hygiene-Kongress. Zur gleichen Zeit wird der erste Patient positiv auf Corona getestet. Das Virus hat Leipzig erreicht. Professorin Iris Chaberny leitet das Hygiene-Institut des Klinikums. Jahrelang hatte sie den wichtigen Kongress vorbereitet. Dann kam Sars-Cov-2 dazwischen.
Alle hatten sich gefragt, wann kommt in unsere Klinik der erste Patient? Über 500 Kollegen hatten abgesagt, besonders die aus dem Bereich Hygiene. Alle waren damit beschäftigt, wie ich auch, sofort zu agieren und reagieren. Alles was Infektionsmanagement, Pandemiemanagement und ähnliches anbelangt.
Alle mussten dringend geschützt werden: Hunderttausende Patientinnen und Patienten, die pro Jahr von rund 4.600 Ärztinnen, Ärzten, Krankenschwestern, Pflegern und anderen Fachkräften betreut werden. Stationär, ambulant, oft auf Leben und Tod. Wie lässt sich das Uniklinikum abschotten? Schnell war klar: die Hygiene-Expertinnen könnten überall dafür sorgen, noch strenger auf Hygiene zu achten.
Die neue Erfahrung: Schutzkleidung fehlt
"Unser Team habe ich förmlich eingeschworen, dass es wichtig ist, dass wir unsere Kollegen begleiten. Denn hier kann es ganz leicht zu Lecks kommen, dass man nachlässig wird. Ich war sehr angespannt, muss ich sagen. Und wir haben in den ersten Tagen und Wochen jeden Tag teilweise zehn bis zwölf Stunden gearbeitet."
Die 28 Mitarbeiter des Hygiene-Instituts schwärmten für Schulungen aus, in jede Klinik. Ein Riesenthema von Beginn an war Schutzkleidung, etwa welche Masken funktionieren, und welche eher nicht? Neu war die Erfahrung, dass es notwendige Mittel einfach nicht ausreichend gab. "Normalerweise nimmt man eine chirurgische Maske, benutzt sie und danach wirft man sie weg. Jetzt mussten wir losgehen und sagen: bitte so lange wie möglich, so vorsichtig wie möglich. Nicht anfassen, nicht kontaminieren", sagt Iris Charberny. "Das gleiche mit den FFP-Masken, das war noch eine weitere Herausforderung."
Der große Ansturm kam mit der zweiten Welle
Aber das Team um Professorin Chaberny schaffte es, das Haus hygienisch abzusichern und für den großen Patienten-Ansturm zu wappnen. Der kam im Herbst. Mehrere Covid-Stationen mussten neu eingerichtet werden. Das Personal brauchte Schulungen. Das Hygiene-Team war im Dauereinsatz. Iris Chaberny vergleicht die zweite Welle mit einem Tsunami.
Die nächste Belastung war über Weihnachten. Ich bin jeden Tag ins Institut gegangen, allein schon um das Team zu motivieren, dass ich auch da bin. Persönlich habe ich es gemerkt, nach diesem täglichen Hingehen, irgendwie fehlte dann doch irgendwann die Kraft.
Zumal sich die Professorin auch um die Lehre kümmern musste. Sie organisierte, dass rund 400 Studierende online lernen können. An eigene Forschung war kaum zu denken. Iris Chaberny fehlte die Zeit. Sie kämpfte gegen die Pandemie, statt diese wissenschaftlich zu bearbeiten. Aber sie will das nachholen, denn das weltweit wütende Virus bedeutet für die Wissenschaftlerin auch eine wertvolle Erfahrung. "Für mich als Hygienikerin zeigt diese ganze Pandemie, dass dieser Facharzt ein ganz spannender ist. Also diesen Blick von ganz oben auf alles, die gesamte Erdkugel, finde ich faszinierend. Und auch dieses Miteinander, über die Grenzen hinaus, das hat was faszinierendes."
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