Eine Forscherin zeigt synthetische Kraftstoffe in einem Glaskolben und einen Würfel Biowachse
Synthetische Kraftstoffe und Biowachse. Das entsteht in Thallwitz bei Leipzig u.a. aus Essensresten. Bildrechte: Fraunhofer IKTS

Forschung in Sachsen Kann man mit Essensresten Flugzeuge antreiben?

29. Juli 2022, 10:16 Uhr

Bei einem Pilotprojekt wird derzeit in der Nähe von Leipzig getestet, wie Kraftstoff aus Biogas erzeugt werden kann, das u.a. aus Essensresten stammt. Daraus könnte am Ende umweltfreundliches Kerosin entstehen.

Bei dem Vorhaben handelt es sich um ein sächsisches Gemeinschaftsprojekt, bei dem neben dem Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) und den TUs aus Freiberg und Dresden auch mehrere Unternehmen aus dem Freistaat beteiligt sind. Das Ziel dabei: Essensreste und andere biologische Abfälle wieder in nutzbare Stoffe umzuwandeln. Dafür wurde in Thallwitz bei Leipzig eine weltweit einzigartige Anlage gebaut, die aus Biogas synthetische Kraftstoffe und biogene Wachse herstellt. Das Biogas wurde zuvor aus alten Fetten der Gastronomie und Lebensmittelproduktion gewonnen.

Ab 2026 Beimischung von E-Kerosin Pflicht

In Deutschland gebe es jetzt schon rund 9.000 Biogasanlagen und damit ein großes Potenzial für den Ausbau der Technik, betont Dr. Erik Reichelt vom IKTS: "Solche erweiterten Biogasanlagen eröffnen erhebliche Chancen, um schon jetzt für die Zeit nach dem Kohleausstieg neue Wertschöpfung und Arbeitsplätze im mitteldeutschen Revier aufzubauen." In Sachsen sind derzeit ca. 270 Biogasanlagen im Betrieb, vor allem die Größeren unter ihnen könnten mit dem neuen System arbeiten und sich damit unabhängiger von Marktschwankungen machen. Außerdem würden durch die Technik natürliche Ressourcen geschont, der Einsatz von fossilem Erdgas und -öl gemindert und die Umwelt geschützt, so Reichelt.

Bisher sind die gewonnenen erdölfreien Kraftstoffe und Wachse zwar immer noch teurer als entsprechende Produkte auf fossiler Basis, doch wegen der aktuell steigenden Energiepreise dürfte diese Differenz immer geringer werden. Und auch die Nachfrage nach umweltfreundlichen Energieträgern wird in Zukunft steigen, etwa in der Luftfahrtindustrie wegen restriktiverer Umweltgesetze. So soll es ab 2026 eine Pflichtquote für E-Kerosin geben, also elektrisch erzeugtes Kerosin. Das hat die Bundesregierung im Oktober 2021 beschlossen. Hierfür könnte der sächsische Biokraftstoff ebenso genutzt werden wie in der Farben- und Lackindustrie, wo das gewonnene Wachs für die Herstellung von Additiven eingesetzt werden könnte. Als nächster Schritt soll nun aus der Pilotanlage eine industrielle Fertigung entstehen.

cdi/pm

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Ein Fabrikgelände 3 min
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