Paläontologie Neuer Käfer in Dinosaurier-Kot gefunden
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20. März 2024, 16:18 Uhr
Für die Forschung ist es ein echter Glücksfall, dass Ursaurier Silesaurus opolensis seine Mahlzeit nicht richtig verdaut hat. Denn so konnten Wissenschaftler in seinem versteinerten Kot eine neue Käferart entdecken.
Dass Insekten in Bernsteintropfen überdauern, wissen wir alle spätestens seit Jurassic Park. Aber jetzt eröffnet sich für Paläontologen ein ganz neues Fenster viel weiter in die Vergangenheit, und das ist Koprolith, versteinerte Exkremente, auch Kotstein genannt. In solchen versteinerten Kotresten, die vermutlich vom Ursaurier Silesaurus opolensis stammen, fand ein internationales Forscherteam, an dem auch der Evolutionsbiologe Prof. Dr. Rolf Beutel von der Uni Jena beteiligt war, eine neue Käferart. Triamyxa coprolithica, wie das winzige Insekt in Anlehnung an seinen Fundort, das Zeitalter (Trias) und die Unterordnung (Myxophaga) heißt, ist das erste Insekt überhaupt, das aus fossilem Kot beschrieben wurde.
Bernsteinfossilien sind alt, aber...
Die ältesten bekannten Fossilien in Bernsteinen sind bis zu 140 Millionen Jahre alt. Das ist viel, aber der jetzt untersuchte Koprolith ist 90 Millionen Jahre älter. Dafür ist der Aufwand der Untersuchung deutlich größer. Denn Bernstein lässt sich mit jedem Mikroskop betrachten, für Koprolith braucht man aufwändige Röntgensynchrotrone (siehe unten).
Silesaurus opolensis hatte jede Menge davon zum Frühstück – oder Mittag, oder Abendbrot – gehabt. Denn die Forschenden fanden nicht nur einzelne Käferkörperteile. Einige Exemplare waren fast vollständig erhalten, wobei viele der empfindlichen Beine und Antennen noch intakt waren. Triamyxa coprolithica repräsentiert laut der Veröffentlichung eine bisher unbekannte ausgestorbene Linie der Unterordnung Myxophaga, deren moderne Vertreter klein sind (weniger als drei Millimeter) und sich in feuchten Umgebungen wohlfühlen, wo sie sich von Algen ernähren.
Mini-Dinosaurier mit großem Appetit
"Wir waren absolut erstaunt über die Fülle und die fantastische Erhaltung der Käfer im Koprolith-Fragment. In gewisser Weise müssen wir Silesaurus wirklich danken, der wahrscheinlich das Tier war, das uns geholfen hat, sie so häufig zu finden", sagt Martin Qvarnström, Forscher an der Universität Uppsala (Schweden) und einer der Mitautoren der Studie.
Der kleine, rund 15 Kilogramm schwere Silesaurus, der im Gebiet des heutigen Polen lebte, besaß einen Schnabel, mit dem er Insekten vom Boden picken konnte, ähnlich wie heutige Vögel. Triamyxa coprolithica war aber vermutlich gar nicht die Hauptspeise, sondern nur eine Art Beifang, weil er sich den Lebensraum mit größeren Käfern teilte, von denen auch Überreste gefunden wurden, die jedoch nicht einzelnen zugeordnet werden konnten.
"Ich hätte nie gedacht, dass wir herausfinden könnten, was der Trias-Vorläufer der Dinosaurier zu Abend gegessen hat", sagt Grzegorz Niedzwiedzki, Paläontologe an der Universität Uppsala und einer der Co-Autoren der Studie.
Hellste Röntgenquelle der Welt hilft bei der Entdeckung
Dabei nutzte das Forscherteam für die Entdeckung der kleinen Käfer eine riesige Maschine, die European Synchrotron Radiation Facility (ESRF) in Grenoble (Frankreich), das größte Elektronensynchrotron Europas und nach eigenen Angaben die hellste Röntgenquelle der Welt. Mit der dort erzeugten Röntgenstrahlung – 100 Milliarden Mal heller als die in Krankenhäusern – kann man tief in Materialien hineinschauen. Die dabei entstehenden 3-D-Bilder zeigen die Käfer bis in kleinste Details im Mikrometerbereich.
Link zur Studie
Qvarnström, Martin et al.: "Exceptionally preserved beetles in a Triassic coprolite of putative dinosauriform origin", Current Biology, DOI: 10.1016/j.cub.2021.05.015
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