Steriler Behälter mit dem Myzel von Psilocybin-Pilzen
Psilocybin ist ein bewusstseinsverändernder Wirkstoff in bestimmten Pilzen. Einige Forscher glauben, die Wirkung könne schwer an Depression erkrankten Menschen helfen. Kritiker meinen aber, das sei noch nicht gut genug erforscht. Bildrechte: IMAGO / Teich5

Drogen Gegen Depressionen: Australien erlaubt MDMA und Psilocybin in der Psychotherapie

10. Juli 2023, 11:35 Uhr

Australien legalisiert als erstes Land den Einsatz der psychoaktiven Drogen MDMA und Psilocybin für den Einsatz in der Psychotherapie. Kritiker bemängeln, diese Verwendung sei nicht ausreichend erforscht.

In Australien dürfen seit Monatsbeginn die Rauschmittel Ecstasy und Magic Mushrooms als Arzneimittel für therapeutische Zwecke eingesetzt werden. Down Under ist damit das erste Land der Welt, das die Partydrogen als Medikamente zugelassen hat. Das synthetische Amphetaminderivat MDMA, ein Bestandteil von Ecstasy, darf zur Behandlung Posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) eingesetzt werden. Der Wirkstoff Psilocybin, der in psychoaktiven Pilzen enthalten ist, ist zur Behandlung von anders nicht therapierbaren Depressionen erlaubt. Aber Experten üben jetzt scharfe Kritik.

Claudia - Von der Psychiatrie zurück in den Alltag 50 min
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Kritiker: Nicht genug Belege für Wirksamkeit und Sicherheit der Drogen in der Thearpie

Führende Psychologen und Neurowissenschaftler nahmen die australische Arzneimittelbehörde (TGA) ins Visier. Sie habe dem Druck von Öffentlichkeit und Lobbygruppen nachgegeben, "den Zugang zu diesen experimentellen Behandlungen außerhalb klinischer Studien möglich zu machen", hieß es in einem Beitrag, der im "Australian & New Zealand Journal of Psychiatry" veröffentlicht wurde. Es gebe noch keine ausreichenden Beweise, um einen umfassenden Zugang zu rechtfertigen, schrieb die Gruppe um Susan Rossell, kognitive Neuropsychologin am Swinburne’s Center for Mental Health. Zwar seien erste Ergebnisse von Studien zum Einsatz der Rauschmittel vielversprechend, dennoch blieben viele Fragen offen. Eine Behandlung mit MDMA oder Psilocybin müsse zudem psychotherapeutisch begleitet werden, erklärten die Experten.

Der australische «Guardian» zitierte einen TGA-Sprecher am Donnerstag mit den Worten, die Entscheidung der Behörde sei keineswegs von Lobbygruppen oder Medien beeinflusst worden. Die Vorteile einer solchen Behandlung bei einigen Patienten unter der Aufsicht eines autorisierten Psychiaters überwögen die möglichen Nachteile. Für einige anders nicht therapierbare Patienten seien die Substanzen womöglich die einzige Option, hatte die TGA ihren Beschluss im Februar begründet. Es gelten strenge Vorschriften für die Vergabe der nötigen Erlaubnis: Psychiater, die die Wirkstoffe einsetzen wollen, müssen sich eine Genehmigung der TGA nach Prüfung und Zustimmung durch eine Ethik-Kommission einholen.

Wie wirken MDMA und Psilocybin?

MDMA löst bei Menschen Euphorie aus. Es werden Neurotransmitter wie Serotonin (auch "Glückshormon" genannt) ausgeschüttet, die die Stimmung deutlich heben. Psilocybin wirkt halluzinogen und ist bewusstseinserweiternd. Anders als andere Antidepressiva dämpft Psilocybin die Gefühlswelt aber nicht, sondern macht Emotionen und Sinneswahrnehmungen intensiver. Experten warnen aber vor möglichen Psychosen.

Links/Studien

  • Nature: Australia to prescribe MDMA and psilocybin for PTSD and depression in world first
  • Kiseley et.al.: The down-scheduling of MDMA and psilocybin(e): Too fast and too soon

(dpa)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 01. Juli 2023 | 17:39 Uhr

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