Krebskrankes Kind liegt in einem Krankenhausbett.
Bei Kindern im Alter von 1 bis 14 Jahren ist Krebs für ein Viertel aller Todesfälle verantwortlich. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Xinhua

Krebsforschung in Dresden Neue Studie ermöglicht bessere Krebs-Behandlung für Kinder

04. Februar 2021, 11:57 Uhr

Lichtblick für Krebspatienten – die TRIO-Studie aus Dresden ist dem genetischen Fingerabdruck von Krebserkrankungen im Kindesalter auf der Spur. Bessere Prävention und gezielte personalisierte Therapien sollen so möglich werden.

Eine Krebsdiagnose ist für die Patienten ein Schock, vor allem wenn Kinder betroffen sind. Doch heutzutage lassen sich mehr als 80 Prozent aller Krebserkrankungen im Kindesalter heilen. Problematisch ist, dass die meisten Patienten an mittelschweren bis schweren Spätfolgen durch die Chemo- und Bestrahlungstherapie leiden. Das Ziel der modernen Krebsforschung ist daher nicht nur, die Patienten zu heilen, sondern ihnen auch ein gesundes Leben nach der Erkrankung zu ermöglichen. Das Nationale Centrum für Turmorerkrankungen Dresden sieht in der Untersuchung des genetischen Fingerabdrucks der Patienten eine Chance, gezielte personalisierte Therapien anzuwenden, die die Patienten weniger belasten.

Die Gene als Schlüssel

Die genetische Prädisposition, also die Veränderung von Genen, die von den Eltern weitergegeben werden oder von Geburt an neu auftreten, bietet die Grundlage für dieses Vorhaben. Grund dafür ist, dass einige dieser genetischen Veränderungen nicht nur für die Krebserkrankung selbst verantwortlich sein können, sondern sie haben auch Einfluss darauf, wie die Patienten bestimmte Therapieformen vertragen.

Wenn eine solche genetische Variante vorliegt, können wir die Therapie anpassen oder Empfehlungen für eine intensivierte Vorsorge aussprechen, um mögliche Zweiterkrankungen oder schwere akute oder langfristig Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und positiv zu beeinflussen.

Prof. Julia Hauer, Universitätsklinikum Dresden

Untersucht wird das familiäre Trio, also das erkrankte Kind, dessen Mutter und Vater. Durch diese Genanalyse lassen sich möglicherweise bisher unbekannte Genveränderungen finden, die einen direkten Zusammenhang mit der Krebserkrankung haben. So könnten die Forschenden Strategien zur Vorbeugung von Krebserkrankungen im Kindesalter entwickeln.

Porträt Frau mit Brille, OP-Maske und schulterlangen blonden Haaren im Arztkittel, auf Stuhl an Schreibtisch sitzend, im Vordergrund unscharf andere Frau über Schulter von hinten.
Bildrechte: TU Dresden/Stephan

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interessieren sich aber auch dafür, wie bestimmte Umwelteinflüsse und genetische Veranlagungen zusammen wirken, erklärt Prof. Julia Hauer, Leiterin des Bereichs Pädiatrische Onkologie und Hämatologie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden sowie Leiterin der Forschungsgruppe "Genetische Prädisposition".

Für Leukämien untersuchen wir beispielsweise, inwieweit Infektionen in Kombination mit speziellen genetischen Veranlagungen den tatsächlichen Ausbruch der Krebserkrankung begünstigen können. Bestimmte Impfungen könnten dann nicht nur gegen die jeweilige Infektion schützen, sondern zusätzlich eine präventive Wirkung gegen Krebs entfalten.

Prof. Julia Hauer

Akute Leukämien, also Blutkrebs, sind laut Hauer die häufigsten Krebserkrankungen bei Kindern. An dieser Stelle vorbeugend handeln zu können, wäre ein wichtiger Schritt. Die Krebsforscherinnen und -forscher sehen in der Analyse der Gene eine große Chance, diesem Ziel einen Schritt näher zu kommen.

So funktioniert die Genanalyse

Für die Studie wird ein bestimmter Teil des Erbguts, das Exom, analysiert. Es enthält die Informationen für den Aufbau der Proteine, welche die Grundlage unserer Gene sind. Dort lassen sich etwa 85 Prozent aller bekannten krankheitsverursachenden Erbgut-Veränderungen finden.

Unsere DNA und RNA ist aus sogenannten Basen zusammengesetzt. Davon gibt es vier verschiedene. Die Reihenfolge dieser Erbgutbausteine zeigt bei jedem Menschen ein individuelles Muster. In seltenen Fällen kann eine Veränderung in der Basenabfolge die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer Krebserkrankung erhöhen oder beeinflussen, wie ein Patient auf die Krebstherapie anspricht. Und genau diese Veränderungen versuchen die Forschenden in der TRIO-Studie vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen zu identifizieren.

Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR).

Hier finden die Untersuchungen der Studie statt

Die Untersuchungen im Rahmen der TRIO-Studie können derzeit allen neu an Krebs erkrankten Kindern angeboten werden, die in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Dresden behandelt werden.
Patienten anderer Standorte, die Interesse an der TRIO-Sequenzierung haben, können sich in der onkologischen Zweitmeinungs-Sprechstunde der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Uniklinikums Dresden vorstellen (Kinderonkologie Haus 65, dienstags 14-16 Uhr, Anmeldung: Frau Noack Tel. +49 (0)351 458-3522 oder -18134).

JeS

Krebs in Zahlen In Deutschland starben im Jahr 2019 rund 231.000 Menschen an den Folgen einer Krebserkrankung – 125.000 Männer und 106.000 Frauen. Das teilte das Statistische Bundesamt anlässlich des Weltkrebstages mit. Krebs war damit die Ursache für ein Viertel aller Todesfälle. Dieser Anteil hat sich binnen 20 Jahren kaum verändert, auch wenn die Zahl der Krebstoten seit 1999 um rund 10 Prozent gestiegen ist. Ein Fünftel aller an Krebs Verstorbenen war jünger als 65 Jahre.
Von tödlichen Krebserkrankungen sind alle Altersgruppen betroffen. Bei Kindern im Alter von 1 bis 14 Jahren waren sie 2019 für knapp ein Viertel aller Todesfälle (23 Prozent) verantwortlich. Bei den 45- bis 65-Jährigen war eine Krebserkrankung hingegen die häufigste Todesursache: Mehr als ein Drittel (39 Prozent) aller Todesfälle in dieser Altersgruppe waren darauf zurückzuführen. Zahlen für 2020 gibt es im April 2021, so das Bundesamt.
Quelle: Destatis

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