illustration - Impfspritze vor Logo von CureVac
Ist vermutlich entdgültig gescheitert: Impfstoffkandidat von CureVac (Symbolfoto) Bildrechte: imago images/ZUMA Wire

Covid-19 CureVacs mRNA-Impfung: schwacher Schutz aber starke Nebenwirkungen

01. Juli 2021, 17:22 Uhr

CureVacs mRNA-Impfstoff galt einmal als eine weitere potenzielle Waffe im Kampf gegen die Pandemie. Doch die jetzt vorgelegten Studiendaten zeigen: Das Vakzin ist nur bedingt wirksam, zeigt aber durchaus Nebenwirkungen.

Das Tübinger Biotechnologie-Unternehmen CureVac hat die Ergebnisse aus der klinischen Phase-3-Studie seines mRNA-Impfstoffkandidaten mitgeteilt. Darin bestätigte CureVac noch einmal die Informationen, die das Unternehmen bereits vorab an Investoren herausgegeben hatte. Der Impfstoff habe damit nur eine Schutzwirkung von 48 Prozent gegen Covid-19-Erkrankungen jeden Schweregrads in allen Altersgruppen erzielt. Insgesamt kam es bei allen Versuchsteilnehmern, also Geimpften und Kontrollpersonen mit Placebo, zu 228 bestätigten Corona-Infektionen.

Geringe Wirkung – trotzdem starke Impfreaktionen

An der Studie hatten insgesamt 40.000 Versuchspersonen teilgenommen. In der Gruppe der Geimpften kam es demnach zu 83 Infektionen, in der Kontrollgruppe zu 145 Ansteckungen. Sequenzierungen der Viren hätten ergeben, das insgesamt 15 Virusvarianten aufgetreten seien, so CureVac. Etwa ein Drittel davon entfiel auf die Alpha-Variante (B.1.1.7), weitere 18 Prozent auf Gamma (P.1.), die dem Immunsystem teilweise ausweichen kann.

Bei der Gruppe der Erwachsenen zwischen 18 und 60 Jahren sei der Schutz mit 53 Prozent etwas besser gewesen. Hier erkrankten 71 Geimpfte, aber 136 Kontrollpersonen. Moderate und schwere Krankheitsverläufe traten neun Mal bei den Geimpften, aber 36 Mal bei der Placebogruppe auf, woraus sich ein Schutz von 77 Prozent gegen moderate bis schwere Verläufe ergibt. Gegen Krankenhausaufenthalte und Tod betrage der Schutz durch die Impfung 100 Prozent, solche Fälle traten lediglich sechs Mal in der Placebogruppe auf. Neun Prozent aller Teilnehmer waren über 60 Jahre. Hier sei eine statistisch signifikante Bestimmung der Wirksamkeit nicht möglich, so das Unternehmen.

Laut den Daten der ersten 2.000 Studienteilnehmer, die in einer Pressekonferenz mitgeteilt wurden, zeigte der CureVac-Impfstoff ein ähnliches Profil an Impfreaktionen wie die anderen mRNA-Vakzine. Die meisten der Reaktionen seien mild bis moderat gewesen. Etwa 80 Prozent der Versuchspersonen berichteten nach beiden Impfdosen über Schmerzen an der Einstichstelle, jeweils etwa 60 Prozent klagten ebenfalls nach beiden Dosen über Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen. Bei 40 Prozent der Jüngeren trat Schüttelfrost auf, bei etwa 20 Prozent Fieber.

Grafik, die das Nebenwirkungsprofil von CureVacs mRNA Impftoff gegen Corona darstellt.
Daten zeigen ähnliche Nebenwirkungen für den CureVac-Impfstoff, wie für die anderen mRNA-Vakzine. Bildrechte: CureVac/Screenshot:MDR

CureVac konzentriert sich auf Impfstoff der zweiten Generation

Franz-Werner Haas, Vorstandsvorsitzender von CureVac, glaubt, der Impfstoff könne noch einen Beitrag bei der Bekämpfung der Pandemie leisten, da er in der Lage sei, jüngere Menschen zu 77 Prozent vor moderaten Erkrankungen und zu 100 Prozent vor Krankenhausaufenthalten und Tod zu schützen. Sein Unternehmen will den Zulassungsprozess mit der europäischen Arzneimittelagentur EMA fortsetzen. In der Impfstoffplanung der Bundesregierung spielt das Vakzin aber keine Rolle mehr. Deutschland setzt jetzt vor allem auf Comirnaty von Biontech/Pfizer. Angesichts der schwachen Schutzwirkung und den zugleich starken Impfreaktionen dürfte CureVac aktuell keine Chance auf dem Markt in Europa haben.

Experten hatten bereits verschiedene Vermutungen angestellt, warum der Impfstoffkandidat eine relativ schwache Schutzwirkung entfaltet. So besteht einer der Unterschiede zu den Vakzinen von Biontech und Moderna in der Formulierung der mRNA. Die beiden bereits etablierten Impfstoffe hatten hier die Aminosäure Uridin ausgetauscht und durch pseudo-Uridin ersetzt, was die mRNA der Erbinformationen von Viren ähnlicher macht. Zugleich ist in beiden Impfstoffen auch eine größere Menge mRNA enthalten.

Impfstoff der zweiten Generation geplant

CureVac arbeitet nun mit dem Pharmakonzern Glaxosmithkline bereits an einem neuen Impfstoff, bei dem die mRNA angepasst und nun auch gegen die neuen Virusvarianten stärker wirksam sein soll. Hier sollen nach Unternehmensangaben klinische Versuche im Herbst beginnen. Sollten diese erfolgreich sein, sei eine Markteinführung 2022 möglich.

Die Bundesregierung hat sich über die staatliche KfW Bank an dem Biotechnologie-Unternehmen beteiligt, sie hält etwa 16 Prozent der Aktien.

(ens/dpa)

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