Corona Mitteldeutschland: Warum gibt es auf dem Land mehr Covid-19 als in den Städten?
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03. Mai 2021, 14:21 Uhr
Obwohl in den mitteldeutschen Großstädten mehr Menschen wohnen als auf dem Land, ist der Anteil der Neuinfektionen in Zentren wie Dresden, Magdeburg oder Erfurt geringer als im Umland. Warum?
Beim Blick auf die Karte mit den aktuellen Corona-Fällen in Mitteldeutschland fällt immer wieder auf: Die Städte stehen meist etwas besser da als das Umland. In Dresden gibt es Anfang Mai etwa 145 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche, in der sächsischen Schweiz sind es dagegen 222 neue Ansteckungen. Halle zählt eine 7-Tages-Inzidenz von 144, im umgebenden Saalekreis sind es dagegen 200. Weimar liegt bei 120, das Weimarer Land dagegen bei 198. Wie kommt es zu diesen Unterschieden? Warum steckt sich auf dem Land offenbar ein größerer Teil der Bevölkerung an, wo doch die Menschen in den Städten viel dichter beieinander leben?
Mehr Singlehaushalte – weniger Ansteckungen
Eine einfache Erklärung gibt es nicht für dieses Phänomen, zumal es auch nicht für alle Gegenden in Deutschland zutrifft. In Würzburg und seinem umliegenden Landkreis ist es beispielsweise aktuell genau umgekehrt. Das Robert Koch-Institut sprach daher schon im Dezember auf Anfrage der Tagesschau-Faktenfinder von einem "diffusen Infektionsgeschehen", zu dem Faktoren wie unterschiedliche Mobilität, oder mehr oder weniger Bereitschaft zum Schutzverhalten beitrügen. Solche Unterschiede seien nicht vollständig erklärbar und wurden zuvor auch bei der Grippe schon beobachtet.
Uwe Gerd Liebert, emeritierter Direktor des Instituts für Virologie an der Leipziger Uniklinik, glaubt, dass aktuell vor allem die Altersunterschiede der Einwohner die wichtigste Erklärung sind. Die Bewohner der mitteldeutschen Großstädte seien durchschnittlich jünger als die auf dem Land. "Die Jungen werden häufig nicht krank", sagt er und vermutet, dass bei Ihnen mehr Infektionen unentdeckt bleiben.
Professor Markus Scholz, Epidemiologe und Medizin-Informatiker in Leipzig, sieht noch einen zweiten wichtigen Grund. "Die beiden Städte Leipzig und Dresden haben den höchsten Anteil an kleinen Haushalten, also den höchsten Anteil an Einpersonenhaushalten." Die meisten Ansteckungen erfolgten im häuslichen Umfeld, deshalb seien in den Großstädten weniger Fälle zu beobachten.
Unterschiedliches Verhalten ist wissenschaftlich schwer messbar
Aktuell sei bei den Altersgruppen eine Verschiebung zu sehen. Weil die Älteren zunehmend geimpft seien, würden nun anteilig mehr Fälle bei jungen Menschen beobachtet, sagt Scholz. Das könnte die Unterschiede zwischen Stadt und Land in Zukunft beeinflussen. Andererseits reduzierten die kleinen Haushalte das Ansteckungsgeschehen aber weiterhin. Dieser Faktor sei offenbar wichtiger als die Bevölkerungsdichte, glaubt der Epidemiologe.
Ob auch es auch Unterschiede bei der Bereitschaft zum Abstand halten, Kontakte reduzieren oder Maskentragen gibt? Das wäre möglich, sei aber wissenschaftlich schwierig zu messen und zu belegen, sagt Markus Scholz.
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