Covid-19 Ärzte: Schwangere und Stillende sollten vordringlich geimpft werden

06. Mai 2021, 10:54 Uhr

Schwangere und stillende Frauen in Deutschland sollten dringend gegen Covid-19 geimpft werden, sagen Frauenärzte und Geburtsmediziner. Studien zeigten, dass diese Frauen durch eine Infektion schwer geschädigt werden können.

Schwangere und stillende Frauen sollten bei den laufenden Impfungen nicht ausgelassen, sondern bevorzugt geimpft werden, das fordern jetzt elf medizinische Fachverbände aus der Frauenheilkunde und der Geburtsmedizin mich Nachdruck. Bei den Zulassungsstudien für die Corona-Impfstoffe waren schwangere Frauen und stillende Mütter ausgeschlossen worden – aus versicherungsrechtlichen Gründen. Das ist jetzt zu einem echten Problem geworden: Weil die Daten fehlen, rät die Ständige Impfkommission (Stiko) zu einer Covid-Impfung für Schwangere nur nach ausführlicher Nutzen-Risiko-Abwägung, etwa wenn es durch Vorerkrankungen ein erhöhtes Risiko auf schwere Covid-Verläufe gibt.

Vermehrt schwere Covid-Verkläufe bei Schwangeren

Doch immer mehr wissenschaftliche Daten zeigen: Die Schwangerschaft selbst ist ein solcher Risikofaktor. Eine aktuelle Studie im Fachmagazin Jama Pediatrics zeigt: Schwangere Frauen haben bei einer Covid-19-Infektion gegenüber gleichaltrigen, nicht schwangeren Frauen ein fünffach erhöhtes Risiko, intensivpflichtig zu werden und sogar ein 22-fach erhöhtes Risiko, an der Infektion zu sterben. Mediziner, die im Auftrag der elf Gynäkologen-Verbände wissenschaftliche Daten ausgewertet haben, sprechen außerdem von einem 23-fach höheren Risiko, dass infizierte Schwangere künstlich beatmet werden müssen.

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Was hat der Impfgipfel gebracht? Außerdem: Warum das Risiko für Schwangere in Deutschland noch immer nicht richtig gewürdigt wird. Und: Herzmuskelentzündungen nach Biontech-Impfungen in Israel?

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Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf berichtet auf Nachfrage der Nachrichtenagentur dpa von einer Zunahme dramatischer Fälle von erkrankten Schwangeren. So habe es seit Jahresbeginn sieben Fälle von Hochschwangeren gegeben, die an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden mussten. Alle Frauen seien um die 30 Jahre alt gewesen, hätten zuvor keine Vorerkrankungen gehabt und sich möglicherweise bei ihren älteren Kindern angesteckt.

Keine vermehrten Komplikationen der Schwangerschaft durch Impfung

In diese Richtung stößt nun auch Professor Christian Albring, Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte: "Wir betreuen bundesweit etwa 800.000 Schwangere pro Jahr. Eine Covid-19-Impfung ist für diese Gruppe besonders wichtig, weil erkrankte Schwangere prozentual häufiger schwere Krankheitsverläufe als gleichaltrige nicht schwangere Frauen zeigen."

Umgekehrt zeigen Beobachtungsstudien bei geimpften Schwangeren bislang keine Hinweise auf Komplikationen durch die Impfstoffe. Laut den Frauenärzten seien bei 4700 geimpften schwangeren Frauen in den USA keine Hinweise auf vermehrte Komplikationen wie Frühgeburt, Fehlbildungen oder Wachstumseinschränkungen bei den Säuglingen gefunden worden. Andere Forscher werteten Daten aus der V-Safe-App aus, mit der Geimpfte in den USA Komplikationen nach der Impfung melden können. Hier seien bei 35.000 schwangeren Geimpften, keine statistischen Unterschiede hinsichtlich Früh- oder Fehlgeburten entdeckt worden, berichten sie im New England Journal of Medicine.

"Die Auswertung der wissenschaftlichen Daten zeigt uns, dass eine Impfung aller Schwangeren äußerst sinnvoll wäre. Denn allein das Frühgeburtsrisiko liegt bei Covid-19 positiv getesteten Frauen bis zu 80 Prozent höher, als bei gesunden Schwangeren", sagt Professor Anton Scharl, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. "Hinzu kommen zahlreiche weitere Risiken für die nicht geimpfte erkrankte Mutter und ihr ungeborenes Kind."

Mediziner raten zur mRNA-Impfung für Schwangere

Die Mediziner empfehlen die Impfung mit einem mRNA-Impfstoff für die Frauen. Hier gibt es bislang im Gegensatz zu den Vektorimpfungen von Astrazeneca und Johnson & Johnson keine Hinweise auf die sehr seltene Komplikation der Sinusvenenthrombosen oder auf andere Nebenwirkungen, die speziell junge Frauen betreffen. Im Gegenteil: Der Impfschutz der Mütter übertrage sich durch die Muttermilch später sogar auf die Neugeborenen.

In Israel empfehlen Frauenärzte und das Gesundheitsministerium die Impfung für Schwangere bereits seit Januar. Dort waren mehrere Schwangere nach einer Corona-Infektion gestorben oder hatten ihre Kinder nur noch tot zur Welt gebracht.

(ens/dpa)

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