Covid-19 Experten: Testpflicht für China-Reisende nicht zielführend
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04. Januar 2023, 16:25 Uhr
Nach dem Ende der Null-Covid-Politik hat die Zahl der Corona-Fälle in China stark zu genommen. Daher wurde gefordert, dass Reisende aus dem Land in Europa getestet werden müssten. Experten halten das für wenig sinnvoll.
Lange wurde in China eine strenge Null-Covid-Politik praktiziert, erst Anfang Dezember 2022 wurden die Regelungen gelockert. Dies hat zu einem extremen Anstieg bei den Corona-Fallzahlen geführt – Schätzungen gehen von rund 250 Millionen infizierten Menschen aus. In Europa wird nun diskutiert, wie mit dieser großen Zahl an Infizierten umgegangen werden soll. Erste Staaten wie Frankreich, Spanien und Großbritannien haben bereits eine Corona-Testpflicht für Reisende aus China angeordnet – an französischen Flughäfen werden zudem seit dem 1. Januar stichprobenartig PCR-Tests vorgenommen.
Monitoring besser als generelle Testpflicht
Doch ist dies auch sinnvoll? Und wie sollte Deutschland mit dem Thema umgehen? Hiesige Experten sind bei einer generellen Testpflicht skeptisch. Der Epidemiologe Klaus Stöhr etwa hält sie für nicht zielführend, da durch die China-Reisenden höchstens ein Prozent mehr Infektionen dazukommen würden und sich auch an der Viruszirkulation in Deutschland nicht viel ändern würde. Wissenschaftlich interessanter sei das Monitoring, sagte der ehemalige Leiter des Influenzaprogramms der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Deutschlandfunk. Dabei wird beispielsweise das Abwasser von Flugzeugen, die aus China kommen, auf neue Virusvarianten untersucht. Diese Methode hatte auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bereits befürwortet.
Es gehe darum, welche Eigenschaften sich neben den genetischen geändert hätten, ob auch andere Altersgruppen betroffen seien oder der Immunschutz unterlaufen werde. "Alles das dauert ja eine gewisse Zeit und dann ist die Variante dann auch schon durchgeschlüpft. Selbst Testen kann das ja nicht verhindern", sagte Stöhr. Die Tests würden nicht jeden Infizierten ermitteln, dazu wäre es sinnvoller, wenn die Chinesen selbst verstärkt nach neuen Varianten suchen würden.
Forschung zu Sars-CoV-2 sollte weiter finanziert werden
Prof. Gerard Krause hält zudem Einreisekontrollen für Reisende aus China für nicht angemessen. "Wir sind in Bezug auf Covid-19 schon längst in der Phase der gezielten Schadensmilderung ('mitigation') beziehungsweise sollten wir uns dessen auch endlich bewusst sein und auch entsprechend handeln", forderte der Leiter der Abteilung Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig. Eindämmungsmaßnahmen, beispielsweise Einreisebeschränkungen wie zu Beginn der Pandemie, seien nun nicht mehr sinnvoll, daran ändere auch die Entdeckung neuer Varianten nicht per se etwas.
Ähnlich sieht es seine deutsche Kollegin Prof. Isabella Eckerle, die an der Universität Genf in der Schweiz zu Infektionskrankheiten forscht. Einreisebeschränkungen, Quarantäne oder Isolation von infizierten Reiserückkehrern aus China hält sie nicht für angemessen, da die Wahrscheinlichkeit, dass sich an anderen Orten der Welt neue, möglicherweise gefährliche Varianten entwickeln, genauso hoch ist. "Die Diskussion verdeutlicht aber, wie wichtig es ist, dauerhaft verlässliche Sequenzierungsdaten zu haben – nicht nur aus China, sondern aus jedem Land", erklärt Prof. Eckerle. Dabei geht es ihr etwa um dauerhafte Programme zum Abwassermonitoring und deren Finanzierung. Denn viele Forschungsaktivitäten zu Sars-CoV-2 seien schon wieder beendet oder reduziert worden – dies könnte bei der nächsten Welle Probleme verursachen.
cdi/smc/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 03. Januar 2023 | 14:00 Uhr
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