Covid-19 Effektive Corona-Schnelltests können Kita-Schließungen unnötig machen
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05. Januar 2022, 17:20 Uhr
Wenn regelmäßig auf Corona getestet und schnell ausgewertet wird, können Kitas offen bleiben, zeigt eine deutsche Studie. Aber alles steht und fällt mit der Effektivität und Akzeptanz der Tests.
Nasenabstriche bei Kleinkindern sind schwierig. Diese Erfahrung haben nicht nur viele Eltern schon gemacht, sondern auch die Autorinnen und Autoren einer Studie, die wochenlang in mehreren Kitas in Würzburg Abstriche, Speichelproben und vor allem Daten gesammelt haben.
Herausgekommen ist die Erkenntnis, dass Kitas wahrscheinlich kaum Pandemie-Beschleuniger sind, wenn es dort ein sinnvolles und effektives Schnelltest-Konzept gibt.
Aber was ist sinnvoll und effektiv? Zuerst geht es da um die Akzeptanz der Tests. Von allen 954 in Frage kommenden Personen (Kinder, betreuende Erwachsene, Haushaltsmitglieder) erklärten sich 592 (62 Prozent) zu regelmäßigen Testungen bereit.
Studiendesign
Die Teilnehmer wurden in vier Gruppen eingeteilt. In der ersten gab es zwei Nasenabstriche pro Woche, in der zweiten einen Nasenabstrich, in der dritten machten die Teilnehmer zweimal pro Woche einen Speicheltest zu Hause, und in der vierten wurden die Tester nur bei Symptomen aktiv, mit einem Rachenabstrich.
In Sachen Akzeptanz der Tests ließ man die vierte Gruppe außer acht, bei ihr ging es ja nicht um Freiwillig- und Regelmäßigkeit. In den anderen drei Gruppen wurde deutlich: Speicheltests sind besonders bei Kindern einfacher zu handhaben als Nasenabstriche. Das schlug sich sowohl in der Zahl der Anfangsteilnehmer als auch beim Durchhaltevermögen nieder.
In die folgende Auswertung floss beides ein. Das Diagramm zeigt, wie viele potenzielle Teilnehmer in jeder Gruppe während der zwölf Wochen mindestens 60 Prozent der Tests machten.
Nasenabstriche sind demnach also kein besonders geeignetes Mittel bei Kleinkindern. Hauptgrund bei zahlreichen Abbrechern in den Nasenabstrich-Gruppen war schlicht und einfach die Verweigerung der Kinder.
Effektivität der Tests
Die Tests für die Studie wurden im Herbst und Winter 2020/21 durchgeführt, also in einer Zeit vor Delta und Omikron. Im Testzeitraum herrschten in Würzburg 7-Tage-Inzidenzen zwischen 23 und 152.
Während des gesamten Testzeitraums wurden 4.755 Tests durchgeführt. Lediglich in Gruppe 4 (Rachenabstrich bei Symptomen) gab es zwei positive Tests, bei einer Erzieherin und einem erwachsenen Haushaltsangehörigen. In den drei Freiwilligen-Gruppen gab es keinerlei Infektion. Die Studienautorinnen und -autoren sicherten diese Ergebnisse ab, indem sie am Anfang und Ende des Testzeitraums Antikörpertests machten.
Insofern kann in der Studie nicht aus eigener Erfahrung berichtet werden, wie es sich auswirkt, wenn Kinder oder Betreuungspersonal infiziert sind. Das Forscherteam nutzte deshalb anerkannte Studien und Modelle, um die Ausbreitung des Virus zu simulieren. In aufwändigen Berechnungen zeigte sich dann, dass regelmäßige Tests die Zahl von weiteren Ansteckungen (sogenannte Sekundärinfektionen) stark minimieren können, wenn die Testergebnisse schnell vorliegen und schnell darauf reagiert wird (Quarantäne der betroffenen Person).
Zwei Szenarien wurden dafür Tausende Male simuliert: Einmal der Fall, dass ein Kind das Virus in die Kita einschleppt und zum anderen der Fall, dass es eine erwachsene Person vom Betreuungspersonal tut. In beiden Szenarien sinkt die Gefahr einer Sekundärinfektion umso mehr, je häufiger getestet wird. Im zweiten Szenario ist es noch deutlicher, weil Erzieherinnen und Erzieher Kontakte zu weitaus mehr Menschen haben als ein Kita-Kind.
Fazit
Den Autorinnen und Autoren ist klar, dass sie keinen eindeutigen Beweis für irgendeine Behauptung liefern können. Aber die Studie zeigt einerseits, dass Speicheltests bei der Mehrheit von Kita-Kindern auch auf Dauer durchführbar sind. Der Aufwand für die Entnahme zu Hause war vernachlässigbar und wurde von einer großen Mehrheit der Eltern als unproblematisch empfunden.
Unter der Voraussetzung, dass diese Tests zuverlässig sind, lassen sich dann zumindest rechnerisch auch Infektionsketten schnell genug durchbrechen. Allerdings basierten diese Berechnungen noch nicht auf der nun bald vorherrschenden Omikron-Variante. Entsprechend vorsichtig lautet das Fazit des Forscherteams:
Unsere Ergebnisse legen nahe, dass evidenzbasierte kontinuierliche Tests dazu beitragen können, die negativen Auswirkungen der Schließung von Kitas zu vermeiden.
Link zur Studie:
Johannes Forster, Andrea Streng, Paul Rudolph et al: "Feasibility of SARS-CoV-2 Surveillance Testing Among Children and Childcare Workers at German Day Care Centers"
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