Covid-19 Folgeschäden: Corona kann Diabetes auslösen
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02. Juni 2021, 13:01 Uhr
Etwa 15 Prozent aller Covid-19-Patienten in Krankenhäusern erkranken nach der Infektion an Diabetes. Forscher haben jetzt herausgefunden, wie das Virus die Bauspeicheldrüse beschädigt und wie man sie schützen kann.
Das Hormon Insulin regelt im menschlichen Körper, dass Zellen den Treibstoff Zucker aufnehmen. Insulin wird normalerweise von Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse produziert. Bei Diabetikern aber ist die Produktion gestört, sie müssen meist zusätzliches Insulin spritzen. Forscher zeigen jetzt in einer neuen Studie: Auch Sars-CoV-2 kann die Betazellen und damit die Insulinproduktion zerstören. Das erklärt, warum bei etwa 15 Prozent der in Krankenhäusern behandelten Covid-Patienten nach der Infektion einen neu aufgetretenen Diabetes diagnostiziert werden muss.
Coronaviren befielen Zellen der Bauchspeicheldrüse über Neuropilin-1-Rezeptor
Das Team um Chien Ting-Wu von der Uni Stanford in den USA berichtet im Fachblatt "Cell Metabolism" von der Untersuchung sieben verstorbener Covid-Patientinnen und -Patienten aus einer Klinik in der Schweizer Großstadt Basel. Die Wissenschaftler entnahmen Gewebeproben der Betazellen und fanden bei der Analyse Coronaviren darin. Der Befund war insofern überraschend, weil diese Zellen auf ihrer Hülle nur wenig ACE-2 Rezeptoren haben. Sars-CoV-2 nutzt ACE-2 normalerweise, um in die Zelle zu gelangen. Allerdings fanden die Wissenschaftler Neuropilin-1 an den Betazellen.
In Zellkulturen stellten die Forscher anschließend eine Infektion der Insulin-produzierenden Zellen mit Sars-CoV-2 nach. Die Zellen stellten dann deutlich weniger Hormon her und zeigten erste Zeichen eines Absterbens. Blockierten die Wissenschaftler Neuropilin-1 mit einem Hemmstoff, konnte das Virus deutlich schlechter in die Zellen eindringen. Das könnte laut den Forschern auch ein möglicher Mechanismus sein, um die Zellen bei einer Infektion mit Corona zu schützen.
Long-Covid-Patienten leiden mitunter Monate nach der Infektion noch an Diabetes
Unklar ist, ob sich die Betazellen bei bereits infizierten Patienten nach der Genesung wieder erholen können. Matthias Matter von der Universität Basel, die ebenfalls an der Studie beteiligt war, sagt: "Ob sich der Zuckerstoffwechsel nach einer überstandenen Infektion bei allen Covid-19-Patientinnen und -Patienten wieder normalisiert und ob und wie häufig ein bleibender Diabetes entstehen kann, lässt sich nach derzeitiger Studienlage nicht mit Sicherheit sagen." Bei einigen Long-Covid-Patienten sei ein Diabetes auch Wochen bis Monate nach der Infektion feststellbar. Daher sei wichtig, zu untersuchen, ob man Patienten durch die Verabreichung von Neuropilin-1-Hemmern vor dieser Folge schützen könne.
(ens)
- Chien Ting-Wu et al.: SARS-CoV-2 infects human pancreatic β-cells and elicits β-cell impairment, Cell Metabolism
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