Eine Frau mit Mundschutz hält eine Tablette in der Hand
Wann kommt die Tablette gegen Corona? Chinesische Forscher haben einen vielversprechenden Kandidaten gefunden (Symbolbild) Bildrechte: imago images/Westend61

Covid-19 Corona-Tablette: Chinesische Forscher präsentieren neuen Wirkstoff gegen Covid-19

19. Mai 2022, 10:16 Uhr

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie fehlen immer noch wirksame Medikamente gegen Sars-CoV-2. Chinesische Wissenschaftler berichten jetzt über Forschungen, die die Wirkung von Remdesivir um ein Vielfaches verstärken könnten.

Remdesivir (Arzneimittelname Veklury) ist seit fast zwei Jahren zur Behandlung von Covid-19 zugelassen für die Behandlung von Patienten ab 12 Jahre mit Lungenentzündungen im Zusammenhang mit Covid-19, die zusätzlich mit Sauerstoff versorgt werden. Die Wirkung ist jedoch immer noch gering. Eine Cochrane-Untersuchung zeigte im Sommer 2021, dass Remdesivir "wenig oder keine Auswirkung auf Sterblichkeit bei COVID-19" hat. Auch das RKI verweist darauf, dass das Medikament "eher keinen Vorteil bei moderatem oder mildem Covid-19-Verlauf" besitzt. Chinesische Forscher haben jetzt allerdings einen Weg gefunden, dass möglicherweise zu ändern. Dazu nutzen sie das Ausgangsnukleosid (ein Grundbaustein von Nukleinsäure) von Remdesivir, GS-441524. Mittels einer Veresterung gelang es ihnen nach eigenen Angaben die anitivirale Wirksamkeit deutlich zu erhöhen.

Was sind nochmal Ester?

Falls Sie sich nicht mehr an ihren Chemieunterricht erinnern, hier eine kurze Nachhilfe von chemie.de: Ester bilden eine Stoffgruppe organischer Verbindungen, die formal oder tatsächlich durch die Reaktion einer Sauerstoffsäure und eines Alkohols unter Abspaltung von Wasser (eine Kondensationsreaktion) entstehen.

Neues Medikament: Tablette statt Tropf

Der große Vorteil des neuen Mittels (Adenosin-Analog-Prodrug ATV006) ist, dass es, anders als Remedesivir, das per Tropf intravenös verabreicht wird, ganz einfach oral eingenommen werden kann. Die Studie zeigte das an Ratten und Javaner-Affen und testete die antivirale Wirkung auch an Gewebemodellen und Mäusen. "Die orale Verabreichung von ATV006 reduzierte die Viruslast und linderte Lungenschäden", berichten die Forschenden, wenn es den Mäusen prophylaktisch und therapeutisch verabreicht wurde, die mit der Delta-Variante von Sars-CoV-2 infiziert worden waren.

Bei der Anwendung in Gewebemodellen zeigte ATV006 laut der Studie im Vergleich zu Remdesivir insgesamt eine mehr als 4-fache Potenzsteigerung bei der Hemmung der Replikation von Coronaviren der Deltavariante und eine mehr als 12-fache Steigerung bei Omikron. Das Forschungsteam ist überzeugt, "dass ATV006 ein vielversprechender oraler antiviraler Wirkstoffkandidat für Sars-CoV-2 ist".

 Auch Hilfe für Kinder und Katzen

Die antivirale Wirkung von GS-441524 wird seit längerem auch in der Tiermedizin, bei der tödliche Katzenkrankheit FIP untersucht. Ein Team der Ludwig-Maximilian-Universität München (LMU) hat in diesem Jahr Studienergebnisse veröffentlicht, die zeigen, dass ein Medikament mit der aktiven Substanz GS-441524 die tödliche feline infektöse Peritonitis (FIP) besiegen kann. Alle 18 behandelten Katzen konnten durch das bisher noch nicht zugelassene Medikament im Rahmen eines durch die Regierung von Oberbayern genehmigten Tierversuches behandelt und geheilt werden.

Studienleiterin Katrin Hartmann, Inhaberin des Lehrstuhls für Innere Medizin der Kleintiere der LMU, und ihr Team hoffen jetzt, dass das Medikament möglichst schnell für den Einsatz in der Tiermedizin zugelassen wird. Im Moment gibt es nach ihrer Aussage in Deutschland und vielen anderen Ländern noch patentrechtliche Hürden.

Auch wenn die felinen Coronaviren, die das FIP auslösen, nicht für Menschen ansteckend sind, sieht die Forscherin Potential für die Humanmedizin. Denn es gibt Parallelen zwischen FIP und PIMPS, dem bei Kindern auftretenden Paediatric Inflammatory Multisystem Syndrom. Die Erkrankung tritt in seltenen Fällen bei Kindern nach eigentlich überstandener Infektion mit Sars-CoV-2 auf, als Folge einer verspäteten Überreaktion des Immunsystems. Das Medikament aus der Tiermedizin, so Hartmann, könnte jetzt helfen, neue Behandlungsmethoden für Pims und andere schwere Coronavirus-Infektionen zu entwickeln.

gp/science/pm

Corona Therapie in Moskau 3 min
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