Covid-19 Corona-Medikament: Stammzell-Mittel könnte Durchbruch bei schweren Fällen bedeuten
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05. Januar 2021, 16:18 Uhr
An der Uni Miami wird an einer völlig neuen Therapie für Covid-19-Patienten geforscht: Mit Stammzellen aus der Nabelschnur soll sich von Corona zerstörtes Gewebe regenerieren können. Erste Tests sind vielversprechend.
Mittlerweile sind viele weitere Symptome bei einer Erkrankung mit Covid-19 bekannt geworden – eines der schwerwiegendsten bleibt dabei die teilweise großflächige Zerstörung der Lungenzellen der Patienten. Forschenden der Universität Miami im US-Bundesstaat Florida ist es nun gelungen, diesen Prozess nicht nur aufzuhalten, sondern auch wieder rückgängig zu machen. Dafür nutzen sie sogenannte mesenchymale Stammzellen aus der Nabelschnur – also Zellen aus dem Bindegewebe von Embryonen, die sich noch in verschiedene Zelltypen ausdifferenzieren können. Die Ergebnisse der Studie veröffentlichte das Team um Dr. Camillo Ricordi im Fachmagazin "Stem Cells Translational Medicine".
Fast alle Patienten überlebten nach Stammzelltherapie
Die Wissenschaftler behandelten dafür 24 Personen mit schweren Corona-Symptomen entweder mit Transfusionen mit den mesenchymalen Stammzellen oder einem Placebo. Die Untersuchung war dabei als Doppelblindstudie angelegt, bei der weder die Ärzte noch die Patienten wussten, welche Infusion gegeben wurde. Von den Stammzellen wurden jeweils 200 Millionen innerhalb von drei Tagen verabreicht.
Im Ergebnis hatten nach einem Monat 91 Prozent der Erkrankten überlebt, die die Stammzellen erhalten hatten, gegenüber 42 Prozent in der Kontrollgruppe. Bei den Unter-85-Jährigen lag die Überlebensquote nach der Stammzelltherapie sogar bei 100 Prozent. Auch die Genesungszeit wurde durch die embryonalen Zellen beschleunigt: Nach 30 Tagen waren 80 Prozent der mit ihnen behandelten Menschen wieder auf dem Damm, während es bei den Placebo-Patienten nur 37 Prozent waren.
Stammzellen scheinen die optimale Behandlungsmöglichkeit für schwere Covid-19-Fälle zu sein. Dafür ist nur eine intravenöse Infusion nötig – ähnlich einer Bluttransfusion. Es ist wie eine maßgeschneiderte Technik für die Lunge, um eine normale Immunantwort wiederherzustellen und lebensgefährliche Komplikationen zu verhindern.
Zellen könnten künftig auch bei Diabetes eingesetzt werden
Die mesenchymalen Zellen wirken nach Angaben der Forscher auch antimikrobiell sowie gegen Entzündungen und unterstützen die Regeneration von Gewebe. "Diese Zellen unterdrücken ebenfalls den Zytokinsturm, ein Kennzeichen von schweren Covid-19-Erkrankungen", erläutert der Dr. Giacomo Lanzoni, Hauptautor der Studie und wie Camillo Ricordi am Diabetes Research Institute in Miami aktiv. Wie Lanzoni erklärt, könnten die Stammzellen künftig auch gegen andere Krankheiten eingesetzt werden, die von einer überschießenden Immunreaktion gekennzeichnet sind, etwa Diabetes vom Typ 1.
Offenbar gibt es zudem Risikofaktoren, die sowohl Autoimmunerkrankungen wie Diabetes und schwere Covid-19-Verläufe begünstigen, erklärt Ricordi: "Wenn wir die Stammzellen beim Ausbruch einer Diabetes-Erkrankung verabreichen, können wir möglicherweise ein Fortschreiten des Leidens bei gerade Erkrankten verhindern und bei schon länger unter Diabetes Leidenden zumindest ein Verschlimmern der Symptome."
In einem nächsten Schritt soll die Stammzelltherapie nun bei Patienten getestet werden, die noch nicht schwer erkrankt sind, aber möglicherweise intubiert werden müssen. Damit wird untersucht, ob die Zellen auch ein Verschlimmern von Covid-19 verhindern können. Dafür soll demnächst eine Studie mit deutlich mehr Erkrankten starten.
Eine Anwendung solcher Stammellen wäre auch in Deutschland möglich. Voraussetzung ist dafür eine Herstellungserlaubnis unter "Guter Herstellungspraxis". Darunter versteht man Regeln zur Sicherstellung der Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der Arzneimittel.
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