Covid-19 Was, wenn die Coronaimpfung bei Älteren nicht wirkt?
Hauptinhalt
22. Oktober 2020, 18:05 Uhr
Impfungen wirken bei älteren Menschen nicht so gut wie bei jüngeren – doch gerade Ältere und andere Risikogruppen brauchen einen Schutz vor Covid-19 besonders dringend. Anpassungen der Impfstrategie könnten helfen.
Seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie in heimischen Gefilden war klar: Ältere Menschen sind besonders zu schützen, und solche aus Risikogruppen auch. Daran gab es nichts zu rütteln. Von Anfang an klar war auch, dass sie zu den ersten gehören werden, die eine Impfung erhalten werden, sobald sie verfügbar ist. An dieser Maxime ist nichts zu beanstanden und darum hat sie sich bis jetzt nicht geändert. Je nachdem, wie der Impfstoff – oder sagen wir besser gleich: die Impfstoffe – aussehen werden, kann es aber notwendig sein, diese Strategie zu überdenken. Das stellen derzeit Forschende der Harvard-Universität in Boston sowie der University of Florida in Gainsville im Fachblatt Science zur Diskussion.
Immunsystem bei Älteren weniger aktiv
Aber der Reihe nach: Impfung ist nicht gleich Impfung, das haben wir spätestens in diesem Jahr gelernt. Auf der einen Seite gibt es bewährte und auf der anderen innovative Technologien. Daneben ist bei der Herstellung eines Impfstoffs auch davon auszugehen, dass verschiedene Stoffe bei verschiedenen Menschen unterschiedlich wirken.
In der besten aller Impfstoffwelten sähe die Wirkung so aus: Die Spritze schützt davor, dass Covid-19 im Körper ausbricht und davor, dass die Viren an andere weitergeben werden können. Außerdem funktioniert sie bei allen Bevölkerungsgruppen gleichermaßen.
Das ist leider nicht selbstverständlich. Denn gerade bei älteren Menschen arbeitet das Immunsystem nicht mehr so aktiv. Dieses Dilemma besteht auch bei der Grippeschutzimpfung: Zwar ist die bei der älteren Bevölkerungsgruppe besonders sinnvoll, gleichzeitig wirkt sie nicht so gut wie bei Jüngeren.
Aber auch bei denen kann eine Impfung unterschiedliche Ergebnisse liefern. So kann es zum Beispiel sein, dass die Krankheit nicht ausbricht, die Person aber nach wie vor infektiös ist. Oder, das Worst-Case-Szenario: Der Impfstoff wirkt nur bei Jüngeren, die geimpfte Person bleibt ohne Symptome, die Viruslast erhöht sich aber durch den unterdrückten Ausbruch. Die Gefahr für Ältere würde sich so noch einmal zusätzlich erhöhen.
Impfstrategie abhängig von Impfstoff
Solche Überlegungen sind wichtig, um eine geeignete Impfstrategie zu finden – die sich vor allem daran orientieren wird, welche Coronaimpfstoffe am Ende das Rennen machen werden. Der logische Weg wäre, erst medizinisches Personal, dann die Risikogruppen, dann den Rest zu impfen. Direkter Schutz nennt man das, weil dem Ausbruch der Krankheit direkt im Körper vorgebeugt wird.
Diese Strategie könnte unter Umständen aber eine verschenkte Müh' sein, wenn der Impfstoff bei Älteren gar nicht so wirksam ist. Die Autorinnen und Autoren des Diskussionspapiers schlagen deshalb vor, in so einem Fall erst die zu impfen, bei denen das Immunsystem gut anschlägt – ein indirekter Schutz also, damit sich das Virus innerhalb der Gesellschaft nicht weiter ausbreitet und Ältere erst gar nicht erreicht. Eine Strategie, die vermehrt auch bei der Grippeschutzimpfung gefahren wird.
Verhindern, dass die Gefahr für Ältere größer wird
Nur muss in so einem Fall natürlich sichergestellt werden, dass die geimpfte Person nicht mehr infektiös ist. Vor allem im oben beschriebenen Worst-Case-Szenario wäre das sonst eine fatale Entscheidung, die die Gefahr einer Infektion für Risikogruppen noch erhöhen würde. Wichtig sei es, so die Autorinnen und Autoren, die Überprüfung der "subgruppenspezifischen Wirksamkeit" in die Tests mit einfließen zu lassen. Gar nicht so einfach.
Zum einen ist der Anteil von Angehörigen einer Risikogruppe geringer als der "normaler Probandinnen und Probanden". Ein Testergebnis, das auf den Ergebnissen aller Teilnehmenden basiert, sagt also nur unzureichend viel über die Wirkung bei einer Risikogruppe aus.
Zum andern sind Hochrisikoteilnehmende möglicherweise besonders vorsichtig im Alltag, was die Aussage über die Wirkung der Impfung zusätzlich beeinflusst. Hier könnte zum Beispiel eine Mindesteinschreibezahl für ältere Menschen oder andere Risikogruppen helfen. Wichtig seien vor allem Beobachtungsstudien nach der Zulassung des Medikaments, die zum Beispiel in Pflegeheimen durchgeführt werden könnten.
Entscheidend für den Schutz älterer Menschen ist zudem, wie infektiös eine geimpfte Person danach ist. Um das herauszufinden, kann die Menge ausgeschiedener Viren beobachtet werden – unabhängig davon, ob die Testperson Symptome zeigt oder nicht. Bei der Studie zum AstraZeneca-Impfstoff wird das bereits gemacht. Außerdem, so die Forschenden in ihrem Papier, können Studien in Privathaushalten die Ergebnisse verbessern. Also: Wurden nahestehende Personen angesteckt oder nicht?
Dass die Entwicklung der Impfstoffe Mitte nächsten Jahres nicht abgeschlossen sein wird, nur weil es erste Zulassungen gibt, zeigt die Hausaufgabenliste, die ab dem ersten Einsatz abgearbeitet werden muss. Dazu zählen das Beobachten der Langzeitverträglichkeit und die Dauer des Impfschutzes. Es wird zudem notwendig sein, in Beobachtungsprogrammen gleich mehrere Impfstoffe auf dem Schirm zu haben, um die Vorteile der einzelnen Impfungen – zum Beispiel für bestimmte Bevölkerungsgruppen – auf dem Schirm zu haben.
flo
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/2ce3c970-b69f-47e7-a6a8-e9f0779e9325 was not found on this server.