Ernährungswissenschaft Corona-Ernährung: Die schwere Nebenwirkung auf unseren Hüften
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18. März 2021, 10:12 Uhr
Fast jedes 4. Kind aus Haushalten mit wenig Bildung und Geld hat während der Covid-19-Epidemie "Corona-Kilos" zugelegt. Auf diese Begleiterscheinung mit weitreichenden Spätfolgen weisen jetzt Münchner Forscher hin. Die Ernährungswissenschaftler hatten in einer repräsentativen Umfrage gut 1.000 Familien befragt. Die Studie zeigt die gesundheitlichen Nebenwirkungen der Corona-Pandemie im Privaten sehr deutlich – nicht nur bei den Kindern.
Fast ein Viertel (23 Prozent) der über zehnjährigen Kinder aus Familien mit niedrigem Schulabschluss haben im Laufe der Corona-Pandemie zugenommen: Das ist eines der Ergebnisse einer Studie, die in Deutschland gut 1.000 Familien zu ihrem Ernährungsverhalten im Laufe der Pandemie befragt hat.
Mehr Obst & Gemüse, weniger Fleisch – aber auch mehr Snacks & Süßkram
Im Hinblick auf Schulkinder unter 14 Jahren legten neun Prozent auf der Waage zu, besonders die Zehn- bis 12-jährigen und hier vor allem Jungen mit 24 Prozent. Ergebnisse, die wohl Hand in Hand gehen mit dieser Beobachtung: 38 Prozent weniger Bewegung bei allen Kindern, und besonders bei den über Zehnjährigen – nämlich 60 Prozent. Erstaunlich dagegen, wenn man sich weitere erfragte Daten anschaut: In allen Altersgruppen gab es 14 Prozent mehr Gemüse und 20 Prozent mehr Obst, aber 13 Prozent weniger Fleisch:
Das klingt doch erstmal gut! Möglicherweise eine Folge davon, dass mehr Erwachsene als sonst im Homeoffice arbeiten: Es wurde mehr selbst gekocht und Kantinen- und Schulessen ersetzt, mutmaßen die Forscher. Und zwar unabhängig von Bildungsstatus, Alter der Kinder, Mütter oder Väter. Aber vielleicht gab es einfach Zuviel des Guten, nicht nur für die Kids. Denn auch auf 27 Prozent der elterlichen Hüften sitzen mehr Kilos als vor der Pandemie. Übrigens kein deutsches Phänomen – auch in Italien beispielsweise wurde der direkte Einfluss der Pandemie auf das Essverhalten bei über 12-Jährigen untersucht. Ergebnis: 48,6 Prozent der im April 2020 befragten 3.533 Personen gaben dort eine Gewichtszunahme an.
Die Schuldigen waren schnell ermittelt, denn es wurde nicht nur mehr Obst gegessen, sondern auch mehr "gesnackt" – 18 Prozent mehr Salzstangen, Chips & Co wanderten in die Bäuche, 20 Prozent mehr Süßkram, 18 Prozent mehr gesüßte Getränke als sonst, besonders bei den Kindern ab zehn Jahren. Als Gründe für den erhöhten Konsum ungesunder Snacks und Getränke führen die Forscher vermehrte Langeweile, mehr Bildschirmzeit und weniger Bewegung an, aber auch psychosozialen Stress durch Angst um die Arbeit und das finanzielle Auskommen, sowie den Stress, der entsteht, wenn man Beruf, Kinderbetreuung und Haushalt gleichzeitig managed.
Risiko-Familien brauchen Hilfe
Die Forscher mahnen: Hier braucht es mehr Unterstützungsstrategien besonders für die Risikogruppen, also Familien mit wenig Geld und wenig Bildung. Sonst kommt es für deren Kinder später weiter dicke. Die Folgen von ungesunder oder auch übermäßiger Ernährung gekoppelt mit fehlender Bewegung sind bekannt, Diabetes, Herz-Kreislauf-Probleme. Und aus anderen Studien wissen wir: wer als Kind übergewichtig ist, hat auch als Erwachsener Gewichtsprobleme.
Wie wurde das erforscht?
Die Studie erfolgte per Fragebögen mit 15 Fragen vom 1. bis zum 16. September 2020, alle Fragen bezogen sich auf die sechs Monate vorher inklusive Social Distancing, Wechsel ins Homeoffice, Schul-, Hort- und Kindergartenschließung und Sportmöglichkeiten. 1.000 Eltern zwischen 25 und 60 Jahren mit mindestens einem Kind unter 14 wurden befragt. Die komplette Studie lesen Sie hier.
(lfw)
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