Kind sitz auf Bett bei erkälteter Mutter.
Im eigenen Haushalt werden Krankheitserreger am häufigsten weitergegeben, auch das Coronavirus (Symbolbild). Bildrechte: imago images/Shotshop

Covid-19 Corona: Auch Geimpfte stecken Mitbewohner an – werden das Virus aber schneller los

29. Oktober 2021, 15:34 Uhr

Bekommen vollständig Geimpfte eine Durchbruchsinfektion mit der Deltavariante, stecken sie Mitbewohner im Haushalt fast so häufig an wie Ungeimpfte. Allerdings macht der Impfstatus der Mitbewohner einen Unterschied.

Auch vollständig Geimpfte können Sars-CoV-2 weitergeben, wenn sie eine Durchbruchsinfektion erleiden. Dabei kann bei der Deltavariante die Virusvermehrung im Rachen und in den Atemwegen ähnliche Größenordnungen erreichen wie bei Ungeimpften. Diese beiden Befunde sind bereits seit einigen Monaten bekannt und werden auch von einer neuen Studie aus dem Vereinigten Königreich (UK) noch einmal bestätigt.

Doch das jetzt im Fachblatt "The Lancet Infectious Diseases" veröffentlichte Paper zeigt anhand detailliert erhobener Daten auch: Die Impfung spielt nach wie vor eine große Rolle für Übertragung und Schutzwirkung, denn: Geimpfte werden das Virus viel schneller wieder los und Übertragungen zwischen zwei vollständig Geimpften Personen sind seltener als zwischen Geimpften und Ungeimpften.

Forscher ermitteln Indexfälle und Haushaltskontakte

Das Team um Anika Singanayagam und Ajit Lalvani vom Imperial College in London ermittelte über das englische Kontaktverfolgungssystem insgesamt 602 Haushaltskontakte von 471 sogenannten Indexfällen. Die Indexfälle waren mild symptomatisch oder asymptomatisch. Bei Einschluss in die Studie wurden persönliche Daten wie Alter und Geschlecht sowie der Impfstatus erfasst.

Die Forscher interessierten sich also vor allem für die im Haushalt von Infizierten lebenden Personen und die Frage, wie häufig die Infektion innerhalb dieser Haushalte weitergeben wird in Abhängigkeit vom Impfstatus der Infizierten und dem der Haushaltskontakte.

Dazu werteten die Wissenschaftler Daten aus, die zwischen September 2020 und September 2021 erhoben wurden. In diesem Zeitraum waren neben den eng mit dem Ursprungsvirus verwandten Varianten, die Alphavariante (B.1.1.7) und schließlich die Deltavariante des Virus dominant. So konnte auch die Übertragung in Abhängigkeit von der Virusvariante beobachtet werden.

Geimpfte Haushaltskontakt stecken sich seltener an

Ein Teil der Untersuchten musste zwischen 14 und 20 Tage lang täglich Abstriche vornehmen, die mit PCR analysiert wurden. Aus den Daten schätzten die Forscher auch die Virusmenge ab. Dabei zeigte sich, dass mit der Deltavariante infizierte geimpfte und ungeimpfte Indexpersonen etwa gleich häufig weitere, in ihren Haushalten lebende Personen ansteckten. Diese sogenannte sekundäre Attackrate war bei Geimpften 25 Prozent und bei Ungeimpften 23 Prozent. Es steckten sich also jeweils ein Viertel der engen Haushaltskontakte an.

Dazu passt auch, dass die Virenlast zum Höhepunkt der Virusvermehrung, also dem Zeitpunkt, an dem Infizierte am ansteckendsten für andere sind, bei Geimpften und Ungeimpften ähnlich hoch war. Die täglichen PCR-Tests zeigten dann aber, dass die Geimpften das Virus deutlich schneller wieder abbauten. Und der Impfstatus der Haushaltskontakte spielte auch eine Rolle.

Etwa 38 Prozent der selbst nicht geimpften Haushaltskontakte (beispielsweise Kinder, für die es noch keinen zugelassenen Impfstoff gibt) steckten sich an. In absoluten Zahlen waren das 15 von insgesamt 40 Personen. Umgekehrt waren aber nur 25 Prozent der vollständig geimpften Personen betroffen (31 von insgesamt 126 Menschen). Auch der Zeitpunkt der Impfung spielte offenbar eine Rolle: Infizierte, vollständig geimpfte Kontaktpersonen hatten ihre zweite Impfung im Schnitt 101 Tage zuvor bekommen. Bei nicht infizierten Kontaktpersonen waren im Schnitt erst 64 Tage vergangen. Die Forscher empfehlen daher für alle gefährdeten Gruppen weitere Booster-Impfungen.

Schnelle Impfung wichtig – und Hygienemaßnahmen trotz Impfung

Anika Singanayagam folgert aus den Ergebnissen ihrer Studie: "Eine Forstsetzung von Maßnahmen zum Infektionsschutz bleibt wichtig, auch bei Geimpften". Ihr Kollege Ajit Lalvani sagt: "Zwischen geimpften Personen geht die Übertragung des Virus weiter, deswegen müssen sich ungeimpfte Personen unbedingt impfen lassen, um sich vor einer Infektion und schweren COVID-19-Erkrankungen zu schützen, zumal sich in den Wintermonaten mehr Menschen in geschlossenen Räumen aufhalten werden."

Die Autoren merken zu ihren Ergebnissen einschränkend an, dass möglicherweise asymptomatische Indexfälle in den Haushalten übersehen worden sein könnten.

(ens)

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